AJP on NIM
Donnerstag, 1. Dezember 2005
Der elektronische Reisepass

Bei der Suche nach RFIDs bin ich schon früher auf das Thema elektronischer
Reisepass gestoßen, der uns ja auch bald in Österreich blüht. Im Folgenden
handelt es sich um Auszüge aus der Seminarbeit "Mobile Commerce & Pervasive
Computing", erstellt von Florian Astl, Andreas Pölderl und Alexander
Veitschegger. Die ganze Arbeit ist unter

http://members.aon.at/iwant/uni_linz/business/BuI_SE1_Abgabedokument.pdf zu
finden.

Künftig soll der Reisepass mittels eines Chips Informationen über
Gesichtform, die Augeniris oder Fingerabdrücke enthalten. Über Funk werden diese
biometrischen Daten an einen Computer gesandt und mit den bei der Kontrolle
aufgenommenen Daten verglichen. Dadurch soll die Passkontrolle schneller und
sicherer werden.

Dieses Szenario wird in baldiger Zukunft stattfinden, seit von der EU
beschlossen wurde, dass auf einem RFID-Chip für den Anfang digitale Passbilder
und später auch Fingerabdrücke gespeichert werden. Zu den digitalen Bildern ist
zu sagen, dass es sich dabei zunächst um zweidimensionale Gesichtsaufnahmen
handeln wird. Hinzu kommen noch verschlüsselte Informationen zur Gesichtsform.
Ohne einen solchen Reisepass wird es in Zukunft nicht mehr möglich sein, in die
USA einzureisen. Grund dafür ist die Angst vor weiteren Terroranschlägen. Wie
man von den Entwicklern hört, sollen diese 2D-Bilder aber nur den Einstieg in
die Welt des biometrischen Reisepasses darstellen. Es stellt sich nämlich die
Frage, wie leistungsfähig eine zweidimensionale Gesichtserkennung ist. Nach der
Studie „Untersuchung der Eigenschaften von Gesichtserkennungssystemen – BioFace“
(wurde vom deutschen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik in
Auftrag gegeben) hängt die Zuverlässigkeit des Gesamten Systems sehr stark von
der Qualität der aufgenommen Bilder ab. So können starker Lichteinfall, eine
Drehung oder Neigung des Kopfes die Identifizierung deutlich erschweren.
Hinzukommt kommt die Gefahr, dass handelübliche Videokameras und Sensoren durch
gezielte Angriffe überlistet werden können. Den Ausweg aus dieser Misere würde
eine dreidimensionale Gesichterkennung bieten, da diese erfassten Modelle immer
metrisch korrekt sind. Beispiele dafür wären der Augenabstand oder die Länge der
Nase. Diese Grundmaße des Kopfes bleiben gleich, unabhängig vom Abstand des
Fotografen zur Person. Zur 3D-Erfassung eines Gesichtes wird zum Beispiel ein
farbiges Streifenmuster auf den Kopf projiziert. Ohren, Stirn, Nase oder Kinn
verformen diese Farbstreifen und sollen damit ein für jeden Menschen
charakteristisches Muster erzeugen, woraus der Computer die Gesichtsform
berechnet. Störfaktoren wie Beleuchtung oder Kopfhaltung hätten bei der
3D-Gesichtserkennung keinen wesentlichen Einfluss mehr auf das Ergebnis. Ein
weiteres Problemfeld stellt die Erkennung digitaler Fingerabdrücke dar. Es ist
nämlich bewiesen, dass bei Handwerkern bzw. Menschen mit einer
Neurodermitiserkrankung (rote, schuppende Ekzeme, vgl.

http://de.wikipedia.org/wiki/Neurodermitis ) die Fingerabdrücke nicht immer
ausreichend verwertbar sind. In Deutschland trifft dies angeblich auf fünf
Prozent der Bevölkerung zu. Ein Überblick über ähnliche Techniken ist unter
folgendem Link zu finden: Datta Gita, Heer Jördis, Biometrie – Methoden der
Personenerkennung,

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3121214_REF1_NAV_BAB,00.html

Im Augenblick finden mehrere Pilotprojekte in dieser Richtung an Flughäfen
(z.B. Frankfurt am Main, Amsterdam oder Sydney) statt. In Frankfurt gibt es seit
einem Jahr die Möglichkeit, freiwillig die so genannte „Automatisierte
biometriegestützte Grenzkontrolle (ABG) zu nutzen. Dabei werden neben den Daten
aus dem Reisepass auch Informationen über die Augeniris der Passagiere
registriert. Angeblich wurde dieses Angebot bereits von 11.000 Reisenden in
Anspruch genommen. Der Vorteil von solchen biometrischen Erkennungssystemen soll
dabei natürlich neben dem Sicherheitsaspekt auch in der kürzeren Wartezeit der
Passagiere liegen. Eine Reduktion einer durchschnittlichen Grenzkontrollzeit von
45 auf 17 Sekunden soll möglich sein. Gegner des biometrischen Reisepasses
fürchten, dass diese Daten nicht nur bei solch einer Kontrolle ausgelesen werden
können, Stichwort Datenschutz und Zugangsberechtigung. Einen weiteren
Kritikpunkt stellen die hohen Kosten da, seien es einerseits die Ausgaben für
ein solches System und andererseits natürlich die Kosten, die ein Bürger für
seinen neuen Reisepass aufbringen muss.

In Deutschland wird der ab 1. November 2005 verfügbare E-Pass 59€ (bisher
26€, vgl. Biometrischer Reisepass kostet 59 Euro, http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,358564,00.html
) kosten und für zehn Jahre gültig sein (Kinder: 37,50€ für fünf Jahre). Für
2007 ist in Deutschland auch die Speicherung eines digitalen Fingerabdrucks
geplant. Schätzungen zu Folge soll der Preis für einen bio-Metrischen Reisepass
in den USA ca. 75€ und in Großbritannien 103€ betragen ( vgl.: Neuer "High-Tech"-Reisepass
kostet 59 Euro,

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4393250_REF1,00.html )

Hier drängt sich natürlich die Frage auf, wie es zu solchen
Preisunterschieden kommen kann. Es ist zu hoffen, dass hierbei nicht die
Qualität den Unterschied ausmacht. Eine Blamage a la Toll Collect (LKW
Mautsystem in Deutschland) wird uns hoffentlich erspart bleiben.

Resümee / Zukunftsausblick:

Aufgrund der zahlreichen Kritikpunkte scheint die Einführung des
elektronischen Reisepasses noch verfrüht. Dem aufmerksamen Betrachter mag sich
der Eindruck aufdrängen, dass die erste Version des E-Passes nur ein erster
Versuch ist, der noch viele Fragen offen lässt. Ein Schelm wer böses denkt und
sich schon dabei sieht, alle paar Tage neue Sicherheitsupdates für das
Reisedokument herunter zu laden.

Nach dem biometrischen Reisepass gehen die Planungen auch schon in Richtung
eines biometrischen Personalausweises. Und in Deutschland gibt es auch schon
Planungen, die Visa - Anträge mit biometrischen Daten zu versehen. Um diese
nutzen zu können, müssten über 150 Auslandsvertretungen mit einer entsprechenden
Hard- und Software ausgestattet werden ( vgl.: Husmann Nicole, Das Geschäft mit
der Sicherheit, http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3123136_REF1_NAV_BAB,00.html
) Die Frage nach den Kosten bleibt zunächst natürlich Unbeantwortet. Auch steht
dabei einer totalen Vernetzung nichts mehr im Wege, Visa, Reisepass,
Personalausweis,E-Card, Führerschein...

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