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Samstag, 15. Oktober 2011
Ted Nelson vs. Tim Berners-Lee: Hypertext als trennende Gemeinsamkeit
Hier die Analyse, wo sich die beiden oft genannten Wegbereiter des Internets Ted Nelson und Tim Berners-Lee in Ihren Ansichten, aber auch der Arbeit unterscheiden.

Ted Nelson commenting on the way Tim Berners-Lee describes his work.Nun, der erste grosse Unterschied besteht wohl darin, dass Nelson ? schon aus rein altersbedingten Gründen ? bereits viel länger in der Materie steckt. Von daher finden sich wirklich konkrete und ausformulierte Berührungspunkte vor allem in der Anfangszeit der Arbeit von Berners Lee. Die Frage wird im grossen und ganzen von den beiden selbst beantwortet.Interessant finde ich insbesondere die Diskussion zum Begriff Hypertext, die in Nelsons Fußnoten zu finden ist:
"It is vital to point out that Tim's view of hypertext (only one-way links, invisible and not allowed to overlap) is entirely different from mine (visible, unbreaking n-way links by any parties, all content legally reweavable by anyone into new documents with paths back to the originals, and transclusions as well as links-- as in Vannevar Bush's original vision)."

Während Berners-Lee die ? uns webaffinen Leuten mittlerweile hinlänglichen bekannten ? "Links" als Konzept zur Herstellung von Abhängigkeiten verwendet, gibt es in Nelsons Paradigma auch "Transclusions"; das bedeutet, dass nicht nur eine Referenz zur ursprünglichen Quelle hergestellt wird, sondern die ursprüngliche Quelle selbst Teil des Inhalts des neuen Dokuments wird. Ein Beispiel, wie dieses Konzept in HTML bereits verwendet werden kann ist das "Hotlinking" von externen Dateien (Bilder, Stylesheets, Javascript, etc.); mit Zitaten bzw. Textpassagen ist das (in einer reien XHTML-Implementierung) nicht möglich.

In Nelsons Hypertext Konzept sind aber auch Fragen wie eine automatische Vergütung der Originalautoren berücksichtigt, die mittlerweile über Micropayment-Systeme auf anderer Ebene nachzuempfinden versucht werden.

So wie ich Nelsons Arbeit kennengelernt habe, ist Hypertext nur ein kleiner Teil davon. Der Soziologe und Philosoph beschäftigt sich vor allem damit, Systeme für Menschen benutzbarer zu gestalten. Er beschäftigt sich damit, künstlich gewachsene, durch Evolution zu Standards versteinerte Eigenschaften von IT-Systemen neu zu betrachten und auf die Sinnhaftigkeit hin neu zu evaluieren. Er gibt mit Xanadu® auch Vorschläge dahingehend, wie die allgegenwärtige hierarchische Ordnung anders und intuitiver gelöst werden kann.
Meinem Verständnis nach war Berners-Lees ursprüngliche Motivation für die Entwicklung von HTML die, ein zweckmässiges Werkzeug zu haben um Inhalt im von ihm in der ursprünglich erdachten Form des World Wide Webs darstellen zu können. Natürlich ging es dabei auch darum, Probleme zu lösen (konkret, den Informationsaustausch im wissenschaftlichen und später auch bildungsnahen sowie natürlich auch bald im politischen Umfeld über weite Strecken zu vereinfachen), allerdings sind diese Probleme in einer anderen Grössenordnung angesiedelt.
Nelson versucht ein umfassenderes Umdenken und Angleichen von IT-Verhalten an uns gewohnte und natürliche Verhaltensweisen zu erreichen.

Aus meiner Sicht ist ein entscheidender Unterschied zwischen den beiden Pionieren der, dass Berners-Lee selbst einen Informatik-Background hat und Nelson nicht: von daher kann ich mir vorstellen, dass ? hätte Nelson auch ein ebensolches Fachwissen (gehabt), dass er alleine mit der First-Mover-Advantage, aber zumindest mit einer besseren Lenkbarkeit seiner Entwicklerteams, die Geschichte des Internets in eine andere Richtung hätte drehen können.

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