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Dienstag, 4. Oktober 2011
Reicht der Long Tail zum Überleben?
Ich spiele siet 1995 in Bands. 1998 haben wir eine Platte aufgenommen. Was hat das für uns damals bedeutet:

  1. üben, üben, üben
  2. Geld sparen
  3. Studio (teuer)/Location (eventuell billiger) auftreiben
  4. Eventuell Aufnahmegeräte mieten
  5. Tontechniker/Studio für's Mastering auftreiben und bezahlen
  6. Plattenpresswerk recherchieren und buchen
  7. ein Monat nach Mastering die Platten per Post in Empfang nehmen
  8. Platten auf Konzerten verkaufen

Die Schritte 2 bis 6 sind zu grossem Teil finanzielle Themen. Der Prozess skaliert linear.

Wie sieht der Aufnahmeprozess einer jungen Band ohne Plattenfirma heute aus?

  1. üben
  2. Studio (teuer)/Location (eventuell billiger) auftreiben oder den Proberaum nutzen
  3. Den Rechner mitbringen
  4. Aufnahmesoftware anschmeissen
  5. Aufnahme am Rechner abmischen und komprimieren
  6. Lieder online stellen

Geld ist hier maximal in den Schritten 2 bis 4 ein Faktor und stellt nur im optionalen Schritt 2 einen variablen Kostenfaktor dar.

Diese Entwicklung, die keine zehn Jahre gedauert hat hat die Musikwelt v.a. im Amateur- und Nischenbereich geprägt.
Es ist heute viel schwieriger qualitativ hochwertige Musik von unbekannten Artists zu bekommen. Die Produktion ist mittlerweile so preiswert, weil die Einstiegsbarriere extrem gesenkt wurde. Somit muss die Motivation eine entsprechend niedrigere Hürde überwinden um Künstler zur Aufnahme zu bewegen.

Unbekannte Bands werden sich die erste Zeit im Long Tail tummeln. Viele, die noch zur Jahrtausendwende entdeckt worden wären, werden heute im Rauschen kaum mehr wahrgenommen.
Zugegebenermassen, die These ist eine etwas weit hergeholt und es spielen viele Faktoren, u.a. Marketing mit hinein; aber die Entwicklung, in Richtung Long Tail Ausnutzung macht für unbekannte aber talentierte Künstler die Situation nicht leichter.

Ich hoffe, dass die soziale Komponente dieser Wirtschaftsstömungen auch qualitativ hochwertiger Musik dazu verhilft, durch "Rauschünterdrückung" der weniger anspruchsvollen Masse eine Überlebensbasis für die Musiker zu schaffen.

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