Aufgabe 3 - Wirtschaftsfaktor Internet
Nutzung interaktiver Medien :: Guenther.Birklhuber.Uni-Linz, 13. November 2009, 20:46
Welchen Einfluss das Internet auf Teilbereiche der Wirtschaft haben kann, möchte ich am Beispiel der Musik- und Filmindustrie behandeln, da sich in diesem Bereich viele Einflussnehmer gegenüber stehen:
Musik- und Videoverbreitung über das Internet und daraus resultierender Schaden
Wurden in Zeiten vor dem Durchbruch des Internets Musikstücke und Filme noch physisch (in Form von CDs, Videokassetten, etc.) in entsprechenden Verkaufsstellen erworben, hat sich mit der Entwicklung immer besserer Komprimierungs-Codecs der Verbreitungsweg radikal geändert.
Durch die kleinen Dateigrößen, bei nur geringem Qualitätsverlust, und auch dank stetig steigender Bandbreiten wurde es möglich, Musik- und Videodateien im Internet zu verbreiten. Da dies zu Beginn vorwiegend den illegalen Weg über Filesharing-Programme, anstatt über Bezahl-Download-Angebote, entstand den Plattenfirmen und Filmstudios ein erheblicher finanzieller Schaden.
Die betroffenen Unternehmen waren gezwungen, zu reagieren und haben dies auf zweierlei Art getan: einerseits durch die Schaffung eigener Vertriebskanäle oder Kooperation mit derartigen Anbietern im Internet (wohl bestes Beispiel: iTunes), andererseits durch immer strikteres Vorgehen gegen das illegale Anbieten von Inhalten.
Trotz dieser Maßnahmen sieht sich die Industrie nach wie vor mit Umsatzeinbußen im zweistelligen Prozentbereich konfrontiert, bzw. mit Summen > 10 Mrd. Euro (vgl. FTD, 13.11.2009). Es gibt allerdings auch Gegenstimmen, welche den Schaden, wie ihn die Industrie einschätzt, als überbewertet ansehen. So ist gemäß Wissenschaftlern der Universitäten Harvard und Kansas der Schaden geringer zu dotieren, weil durch die Verbreitung über illegale Download-Angebote das Interesse generell gestiegen ist und es so zu bedeutend mehr Musikproduktionen und höherer Nachfrage nach Konzertkarten gekommen ist (vgl. telekom-presse.at, 13.11.2009).
Druck durch die Unterhaltungsindustrie
Unabhängig vom wahren Ausmaß des Schadens und trotz zunehmender Erfolge legaler Download-Angebote, hat die Unterhaltungsindustrie ihre Gangart gegen illegale Inhalte weiter verschärft. Mit Hilfe von Lobbyisten wurde weltweit Druck auf Regierungen ausgeübt.
Dies ging so weit, dass seit 2007 - unter hoher Geheimhaltung - multilaterale Verhandlungen zu einem weltweiten Anti-Piraterie Abkommen (ACTA - Anti-Counterfeiting Trade Agreement) geführt werden. Neben einer Forderung nach Vorab-Überprüfung von Nutzerinhalten in Web 2.0 Communities auf illegalen Content wurde mittlerweile auch bekannt, dass das Abkommen Internet-Hosting-Provider in die Pflicht nehmen soll, Inhalte ihrer Kunden vom Internet zu nehmen, sollten diese gegen Urheberrechte verstoßen. Sollten die Provider sich weigern, würden sie mit entsprechenden rechtlichen Konsequenzen für Urheberrechtsverletzungen zu rechnen haben (vgl. futurezone.orf.at, 13.11.2009), ein weitreichener Eingriff in die Unabhängigkeit der Dienstanbieter.
Maßnahmen der Regierungen
Schon vor Beschluss des ACTA-Abkommens, plant nach Frankreich auch die britische Regierung die Einführung einer sogenannten "Three Strikes Out"-Regelung. Dieses System sieht vor, dass Internet-Nutzern, welche gegen Urheberrechte verstoßen, nach zwei Abmahnungen ohne richterlichen Beschluss der Zugang zum Internet gesperrt werden kann. Dabei werden Verstöße, wie illegales Filesharing, o.ähnl., zuerst durch eigene Ermittlungen der Industrie identifiziert. So identifizierte User sollen nach nicht befolgter Abmahnung (diese ist Angelegenheit des Providers) letztendlich durch die Regulierungsbehörde gesperrt werden (vgl. futurezone.orf.at, 13.11.2009).
Die Ausführung solcher Maßnahmen wird auch auf EU-weiter Ebene diskutiert, auf Druck der USA könnte die "Three Strikes Out" Regelung auch in die ACTA-Vereinbarung Einzug halten (vgl. futurezone.orf.at, 13.11.2009).
Reaktion der Internet Society
Als Reaktion auf die oben angeführten Sperrmaßnahmen einiger Länder hat die Internet Society (ISOC) die Erarbeitung eines Grundsatzpapiers zur Freiheit des Internet angekündigt. Die ISOC, welche den Zugang zum Internet für alle als einen ihrer Grundsätze pflegt, sieht durch Maßnahmen wie die "Three Strike Out"-Regelung diesen freien Zugang gefährdet.
Eine eingerichtete Arbeitsgruppe der Internet Society zur Ausarbeitung dieses Grundsatzpapiers, erfreut sich mittlerweile großen Zulaufs aus weltweiten ISOC-Teilorganisationen (vgl. heise.de, 13.11.2009).
Quellen:
http://www.ftd.de/it-medien/medien-internet/:die-kopierfalle-teil-4-film-und-musikindustrie-vorwaerts-ins-web/50029894.html, abgerufen am 13.11.2009
http://www.telekom-presse.at/Oekonomen_entkraeften_Schaeden_durch_Online-Piraterie.id.9516.htm, abgerufen am 13.11.2009
http://futurezone.orf.at/stories/1630495/, abgerufen am 13.11.2009
http://futurezone.orf.at/stories/1631066/, abgerufen am 13.11.2009
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Internet-Society-kuendigte-Grundsatzpapier-zu-Hadopi-artigen-Gesetzen-an-184197.html, abgerufen am 13.11.2009
Unterhaltungsindustrie - Umsatzeinbußen
Levente.Lukacs.Uni-Linz, 18. November 2009, 09:18
Hallo Guenther!
Zuerst möchte ich dir mitteilen, dass mir deine Lösung der Aufgabe 3 sehr gut gefällt... sehr informaiv.
Nun, es lässt sich nicht absteriten, dass die Unterhaltungsindustrie sicherlich enorme Umsatzeinbußen in den vergangen Jahren erlebt hat. Tatsache ist, dass eigentlich jede Industrie Schwierigkeiten auf Grund der wirtschaftlichen Lage erfahren hat. Ich denke, dass die ganzen Abmahnungen und die ACTA - Vereinbarungen nie ganz ihre Forderungen durchstzen werden. Fakt ist, dass die Zeiten wo das schnelle Geld in der Unterhaltungsindustrie verdient wurde, vorbei sind. Die Industrie muss sich neu - umstrukturieren und neue Ziele definieren.Das Geschäft mit den CD's ist sicherlich nicht mehr so Gewinnbringend. Konzerte und Veranstaltungen hingegen werden beliebter und für die Plattenfirmen immer lukrativer. Ich denke, dass man die Unterhatungsindustrie und die ACTA (hier als Beispiel) auch etwas kritisch betrachten muss. Es wird eine Menge Geld in die Anwaltskanzleien der Welt gepumpt um kleine oder größere "Sünder" zur Kasse zu bitten. Man vergisst jedoch dabei, dass diese Kanzleien von einer starken Lobby unterstützt werden.
Gruß,
Levente