Daniels interaktiver Medienblog
Mittwoch, 13. Mai 2009
Worldwide Tracking – Technologie zwischen Unterstützung und Überwachung
Kommentar von Daniel Djukic

Neue Technologien werden von der Menschheit seit jeher gleichermaßen herbeigesehnt wie auch gefürchtet. Die Neugier des Menschen, Innovationen für sich zu nutzen stand immer in engem Zusammenhang mit seiner Angst davor, die Tragweite neuer Technologien aller Art nicht einschätzen zu können. Als das Automobil etwa erfunden wurde, gab es Meinungsführer, welche das neue Fortbewegungsmittel strikt ablehnten, weil sie der Ansicht waren, dass derart hohe Geschwindigkeiten für den Menschen in höchstem Maße gesundheitsschädlich sein könnten – eine Einschätzung die uns heute höchstens ein amüsiertes Lächeln entlockt.

Mit ähnlicher Kritik sieht sich in unserer Zeit die Technick des weltweiten Tracking – etwa via iPhone bzw. Skyhook – konfrontiert. Skyhook ist ein in Boston ansässiges Unternehmen, welches eine Software zur Lokalisierung von MAC-Adressen entwickelt hat. Diese Software kann unter Zuhilfenahme von Wi-Fi-Hotspots – also öffentlich zugänglichen Wireless-LAN-Anschlüssen – als Referenzsystem, etwa die geographische Position eines iPhones auf bis zu 20 Meter Genauigkeit ermitteln. Die MAC-Adressen von „Wireless Access Points“ (WPS) bedienen sich eines technisch ähnlichen Verfahrens wie etwa GPS, welches seinerseits auch in das Tracking-System von Skyhook integriert werden kann. Wenn man bedenkt, dass bereits 70 Prozent der Siedlungsgebiete in den USA mit etwa 100 Millionen Wi-Fi-Hotspots abgedeckt sind, ist es kein Schweres sich vorzustellen, dass diese Technologie schon ziemlich präzise funktioniert. Die Software von Skyhook Wireless kann dem iPhone-User nach erfolgter Lokalisierung eine breite Palette an Web-Services bieten. So bekommt der Nutzer automatisch Informationen zu seinem Standort – etwa via „Google-Maps“ oder „Weather.com“ – übermittelt. Zudem ist es den Nutzern auch möglich ihre in das Internet hochgeladenen Bilder simpel mit einer Georeferenz zu markieren – also zu „taggen“. Genauso ist es so auch möglich ein gestohlenes iPhone oder MacBook zu verfolgen. Einen potenziellen Dieb würde wahrscheinlich bereits das Wissen um eine solche Möglichkeit von seinem Vorhaben abhalten.

Mit der Technologie des Trackings eröffnen sich auch der Wirtschaft bisher noch ungeahnte Möglichkeiten. So hat etwa SITA – ein Anbieter von Luftfahrt-IT – errechnet, dass Fluggast-Tracking den Lufttransportunternehmen bis zu 380 Millionen Euro im Jahr an Kosten ersparen könnte. Es wäre beispielsweise denkbar, die etwa 3,2 Milliarden Mobiltelefone, die es weltweit gibt, mit dieser Techologie auszustatten und diverse Informationen und Funktionen auf denselben zu hinterlassen. Das Handy könnte dann als Boarding-Pass fungieren, Visa-Daten könnten auf den Telefonen gespeichert werden und Fluggäste könnten individuell zu ihren Gates gelotst werden. Es wäre auch denkbar, dass man die Effizienz der Verfolgung der Gepäckstücke mittels der Technologie des Trackings entscheidend verbessert. Zudem würde hier natürlich auch ein Aspekt der Sicherheit mit hineinspielen. Fluggesellschaften könnten sich einen Teil ihrer aufwändigen Kontrollen, die sie vorzunhemen haben, bereits im Vorfeld sparen. All diese aufgezählten Möglichkeiten, könnten nicht nur den Unternehmen viel Geld sparen, auch für die Kunden würden einige Unannehmlichkeiten, die man bei Flügen in Kauf nehmen muss, wegfallen. Dieses Beispiel aus der Organistaion moderner Luftfahrt bzw. Logistik im Allgemeinen ist stellvertretend für viele andere Bereiche der Wirtschaft aber auch des privaten Bereiches in denen Tracking-Technologien, wie sie eben Skyhook entwickelt hat, zu nennen und zeigt, wie eine solche Software sinnvoll und als Gewinn für alle Beteiligten genutzt werden könnte.

Aber die Möglichkeit, dass ein jeder von uns immer und überall lokalisiert werden kann, birgt auch potenzielle Gefahren in sich. Der Nutzer von solchen Tracking- und Georeferenz-Technologien kann nicht nur selbst für ihn nützliche Informationen im Bezug auf seinen Standort erhalten. Auch andere können im Gegenzug auf einfache Weise Informationen über den Nutzer bekommen, ohne dass dieser überhaupt davon weiß. Es stellt sich also wieder die Frage der Sicherheit und diese weckt wiederum ein gewisses Unbehagen im Zusammenhang mit diesen neuen Innovationen in uns. Alleine schon der Gedanke, dass Unternehmen, der Staat oder aber auch Milliarden von Privatpersonen auf dieser Welt theoretisch die Möglichkeit hätten den aktuellen Standort eines jeden immer präzise ermitteln zu können macht viele von uns nachdenklich: „Is Big Brother watching us?“ Kann mein Chef bequem vom Büro aus herausfinden ob ich gerade kurz zum Bäcker gehe, obwohl ich krank geschrieben bin? Können sich Versicherungen, Banken oder andere Unternehmen unerlaubt Vorteile verschaffen, indem sie die Möglichkeit haben immer genau zu wissen, wo ich mich gerade aufhalte? Können sich gut organisierte Verbrecherbanden via Tracking wirklich jederzeit darüber informieren, wo ich mich gerade aufhalte, um mir dann mein Haus leer zu räumen wenn ich kurz ins Ausland fahre? All diese Möglichkeiten kursieren automatisch in unseren Köpfen, wenn man von diesen Innovationen hört.

Auch die Entwickler von Tracking- und Georeferenzierungstechnologien beschäftigen sich mit diesen Gefahren und versuchen parallel zur eigentlichen Software auch präzise Security-Programme, die ebendiesen Missbrauch unterbinden sollen, zu entwickeln. Zudem haben sich die führenden Unternehmen auf diesem Gebiet von sich aus dazu verpflichtet, die durch Tracking gewonnenen Informationen nicht unerlaubt zu nutzen oder gar weiterzugeben. Allein schon um die eigene Glaubwürdigkeit zu wahren, müssen sich besonders Hersteller solcher Technologien Ehrenkodizes unterwerfen. Sie würden im Falle eines Missbrauchs von Daten Gefahr laufen, ihre Authentizität und somit eine der wichtigsten Säulen ihres wirtschaftlichen Handelns verlieren. Es ist gut zu wissen, dass nicht nur der 08/15-User bis zu einem gewissen Grad gläsern ist – auch diejenigen die die Technologie zur Verfügung stellen und die Verantwortung gegenüber uns Kunden tragen sind es. Und nicht zuletzt sind da auch noch die Gesetzgeber zu nennen. Besonders in Nordamerika und Europa, wo man Vorreiter auf dem Gebiet der Georeferenzierung und des Trackings ist, gibt es schon seit Beginn des IT-Zeitalters weitreichend ausformulierte Gesetze, die kontinuierlich an die Fortschritte in diesen Segment angepasst werden und auch kontrolliert bzw. bei Bedarf auch weitreichend Sanktioniert werden.

All die Möglichkeiten, die uns Tracking-Software, wie sie Skyhook Wireless etwa entwickelt hat, bietet, sind allein schon wenn man sich ihre Bandbreite ansieht enorm. Dem gegenüber steht ein gewisses Misstrauen, welches dem Menschen seit jeher eigen ist, wenn es darum geht neues Terrain zu betreten. In unserem Fall ist dieses Misstrauen durchaus berechtigt – gleichzeitig gehen jedoch mit der Entwicklung dieser neuen Technologien Entwicklungen in Zusammenhang mit der Verbesserung der Sicherheit einher. Dies geschieht sowohl auf Seite der Hersteller als auch auf Seite der Gesetzgeber. Ein gewisses Restrisiko wird sich natürlich nie vermeiden lassen, aber das gibt es – um auf das eingangs erwähnte Beispiel zurück zu kommen – auch heute, über hundert Jahre nach der Erfindung des Automobils noch, wenn wir uns dazu entschließen in ein motorisiertes Fahrzeug einzusteigen.



Hier noch ein Youtube-Link zum Thema Tracking und damit einhergehender Sicherheit:

Don´t locate me...

http://www.youtube.com/watch?v=s8KPc1FnsXY

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Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, Mittwoch, 13. Mai 2009, 14:41
Ihre Ergänzung zum Thema ist beachtenswert,..
.. und könnte Ihren Wert vervielfachen, wenn zentrale Aussagen mit entsprechenden Zitaten (Verweisen) ergänzt wären.

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