Über Xanadu und Hypertext
karl.derntl.uni-linz, 3. November 2010, 16:09
Als ich erste Recherchen zur Aufgabenstellung durchgeführt habe, war ich sofort von "Projekt Xanadu" begeistert. Darum möchte ich dieses Thema auch hier behandeln. Zum anderen finde ich die Überlegung interessant, ob das nicht sequentielle Lesen im Internet, das die meisten von uns jeden Tag betreiben, auch dazu führt, gedruckte Texte anders zu lesen. Gerade im wissenschaftlichen Betrieb wird doch verlangt, relevante Informationen schnellstmöglich aufzuspüren, um dann gleich wieder zum nächsten Inhalt springen zu können. Müsste man sich die gesamte Literatur vollständig durchlesen, die in den Verzeichnissen von Diplomarbeiten und Doktorarbeiten zu finden ist, dann bräuchte man viel zu lange, vom Vergessen von Inhalten ganz zu schweigen.
Auf der Homepage des Projektes Xanadu ist zu lesen: "Today's popular software simulates paper. The World Wide Web (another imitation of paper) trivializes our original hypertext model with one-way ever-breaking links and no management of version or contents." (http://xanadu.com/ 1.11.2010)
Ein Beispiel im Zusammenhang mit dieser Aussage ist meines Erachtens die Analogie zwischen Registern bzw. Stichwortverzeichnissen in Büchern und Ankermarkierungen in vielen Web-Dokumenten. Die für die betreffende Seite (oder für das betreffende Buch) wichtigen Begriffe sind zu Beginn (im Falle des Buches meistens am Ende) hervorgehoben und man kann nun (im Dokument durch klicken, im Buch durch Blättern) an die betreffende Stelle gelangen. Erst durch den Besuch der Homepage von Xanadu bin ich darauf aufmerksam geworden, dass auch die Zweidimensionalität ein wichtiges Verbindungsmerkmal dieser 'verschiedenen' Medien darstellt. Gerade Benutzeroberflächen von Apple erzeugen zwar den Eindruck von Raum, aber die sich überlappenden Elemente unterscheiden sich meines Erachtens nicht wirklich von losen Buchseiten. Auch Microsoft arbeitet mit solchen überlappenden Elementen. Wenngleich bereits Raum vermittelt wird, wie zum Beispiel hier bei Microsoft, dann existiert trotzdem das Gefühl, dass diese losen Blätter ohne Beziehung zueinander stehen. Ein gänzlich anderes Erlebnis bietet sich, wenn man sich ansieht, wie Xanadu arbeitet (arbeiten würde). Zu diesem Zweck kann man sich ganz einfach auf der Xanadu-Homepage die Software downloaden. Öffnet man das Programm, erschließt sich eine, wenigstens für mich, völlig neue Welt des Lesens. Hier stehen Texte parallel nebeneinander, oder hintereinander, und es wird zwischen den Textelementen auch eine grafische Verbindung hergestellt. Anders als bei herkömmlichen Benutzeroberflächen herrscht hier das Gefühl vor, nicht vor dem Text zu sitzen, sondern sich inmitten des Raumes zu befinden, in dem Texte angeordnet sind.
Im Rahmen der Recherche bin ich auf einen Text gestoßen, der den Titel trägt "Welche Überlebenschance hat der Text...". Darin wird in Bezug auf Hypertexte ein meiner Meinung nach sehr interessanter Satz von Idensen und Krohn (1994) zitiert, und zwar wird laut den Autoren "im telematischen Dokuversum frei verknüpfbarer Objektdateien, die klassische Trennung zwischen Autor, Text und Leser und die machtpolitische Kommunikationsschaltung von Code/Sender/Empfänger aufgehoben. Lesen und Schreiben fallen in einem aktiven Prozess intertextueller Generierung von Texten aus Texten zusammen." (http://www.elstner.at/marketing.partner.elstner.keg/Publik./Eintraege/2000/10/1_Text.html 2.11.2010)
Ich habe diesen Satz ausgewählt, weil er eigentlich sehr gut beschreibt, was im Raum von Xanadu dargestellt wird.
Im selben Text an anderer Stelle wird auf die zu Beginn gestellte Frage eingegangen, ob die eine Art, zu lesen, die andere Art, zu lesen, beeinflusst. Verschiedene Experten meinen dazu, dass die Art und Weise, Texte zu lesen, sich sehr wohl verändert hat. Im Großen und Ganzen hat eine Verschiebung vom 'Lesen' zur 'Benutzung' eines Buches stattgefunden, wobei ein Bedeutungsgewinn von Nachschlagewerken zu beobachten ist. (Opaschowski, http://www.elstner.at/marketing.partner.elstner.keg/Publik./Eintraege/2000/10/1_Text.html 3.11.2010)
Das, was auf den ersten Blick einen eher positiven Eindruck erweckt, relativiert und kritisiert Schmitz: "Der moderne Zeichenkonsument zappt sich durch: teils ziegerichtet, teils wahllos sucht er aus der schier unüberschaubaren Fülle von Informationsangeboten heterogene Bruchstücke aus und setzt sie zu seinem unwiederholbaren, oft völlig zerstückelten Lese-, Hör- und Seh-Text zusammen." (http://www.elstner.at/marketing.partner.elstner.keg/Publik./Eintraege/2000/10/1_Text.html 3.11.2010)
In Bezug auf meine zu Beginn gestellte Frage nach der Veränderung von Abläufen im Gehirn ist die Conclusio des bereits zitierten Textes interessant. Hier wird unter anderem die Möglichkeit zur Diskussion gestellt, dass sich derartige Veränderungen tatsächlich abspielen können: "Der Umgang mit dem Medium Internet als Fertigkeit unterscheidet sich offenbar durch die neuartige Art mit Text umzugehen (...) von der gewohnten Art der Informationsaufnahme. Im Goldberg'schen Sinne also möglicherweise eine neue Aufgabe, die noch vorwiegend die rechte Gehirnhälfte beansprucht, bevor sie codiert in die linke wandert. Gleichzeitig aktiviert die Möglichkeit der massiven Interaktivität auch andere Kanäle als den visuellen." (http://www.elstner.at/marketing.partner.elstner.keg/Publik./Eintraege/2000/10/1_Text.html 3.11.2010)
Quellen:
http://www.elstner.at/marketing.partner.elstner.keg/Publik./Eintraege/2000/10/1_Text.html (3.11.2010)
http://xanadu.com/ (3.11.2010)
http://www.mac-history.de/allgemein/2008-05-27/mac-os-x-jaguar (3.11.2010)
http://winfuture.de/news,36242.html (3.11.2010)
http://digitallife.germanblogs.de/archive/2010/03/19/aero-auf-windows-vista.htm (3.11.2010)
Ich hab es leider...
karl.derntl.uni-linz, 3. November 2010, 10:16
...nicht geschafft, den komischen Blocksatz, der auf einmal wie von Geisterhand aufgetaucht ist, wegzukriegen. (Wie auch, hab ja kein Bearbeitungswerkzeug). Wenn mir also jemand eines borgen könnte, wär ich sehr dankbar ;-)
ich finde ...
marlene_julia.rogl.uni-linz, 3. November 2010, 22:17
deine betrachtungsweise einen interessanten ansatz auf den ich gar nicht gekommen wäre. außerdem finde ich hast du wirklich interessante beiträge dazu gefunden!
in meinem Beitrag behandle ich die Themen Autorenrechte und was genau Transclusions sind und wie sie funktionieren.
feedback
Julia.Habich.Uni-Linz, 9. November 2010, 19:53
- titel bei quellen fehlen
- 1 externer link intern verlinkt
das mit dem blocksatz ist egal. schaut find ich auch gar nicht sooo schlecht aus. sonst guter beitrag, weiter so!
Blocksatz...
karl.derntl.uni-linz, 12. November 2010, 11:42
geht ja noch halbwegs, aber die URL's ziehts so weit über den Einzug hinaus... warum das? Das würde ich noch gerne wegkriegen