Dimitri Prandner - NIM BLOG 2007
Samstag, 19. Mai 2007
Die Bürgerkarte
- Der benutzer(un)freundliche Weg zu mehr Service. Wieso das "Schweizermesser für Sicherheit im elektronischen Verkehr mit Behörden und Unternehmen" noch lange nicht massentauglich ist.

Viele von uns finden in unseren Geldtaschen einen Studentenausweiß, eine Bankomatkarte, eine Kreditkarte, eine E-Card und einige Ausweise mehr.

Auf den meisten sitzt ein kleiner Chip: Einmal über einen Sensor gezogen geht eine Schranke auf, einmal eine kurze Kombination eingetippt und schon bekommen wir am Bankomaten die Geldscheine ausgehändigt. Überall hinterlassen wir unsere digitalen Spuren. Und das neue Schlagwort "Bürgerkarte" ist überall zu hören. Im Interview mit dem Standard gibt Heidrun Silhavy, Staatssekretärin im Bundeskanzleramt, zu das die Idee der Bürgerkarte noch etwas an Praxistauglichkeit krankt.

Unzulänglich?

Nur wieso? Kurz informiert und schon sehen wir das Problem. Während man unzählige Chipkarten als Bürgerkarte nutzen könnte und sich so lässtige Wege einsparen und vieles bequem erledigen, aber leider bekommt man die Bürgerkarte nicht "vorgefertigt" sondern muss sie selbst erstellen, mit Lesegerät und passender Software, falls er nicht gewillt ist sich eine A1-Signatur zuzulegen. Österreichs IT Muffel haben somit eine Hürde zu überwinden die nicht selbst verständlich ist. Auch wird Benutzern von Programmen jenseits des Mircosoft-Monopoljungles durch unfertige und verbuggte Software ein Riegel vor geschoben, die angepriesenen Leistungen der Bürgerkarte zu nutzen.

Installation - Ja - Verzeichnis - Ja - Sicher? - JA - Wirklich? - JA!!

So weit so gut, oder auch nicht - Aber meine Neugier hat mich nun dazu veranlasst mich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Kann es wirklich so schwer sein die Software zum laufen zu bekommen?

Im Eigenversuch habe ich mich kurz dazu entschlossen die benötigte Software zu installieren. Der ca 24 Mb große Download ist problemlos und die Installation, war allen Unrufen zum trotz einfachst. Niemand der einen PC regelmässig nutzt und Alltagsprogramme wie bspw einen Acrobat Reader schon einmal installiert hat wird damit Probleme haben.
Falls doch wird einem sogar ein Videotutorial zur Seite gestellt, das einen Schritt für Schritt durch die Installation leitet. Mit den Erstinfos und den Videos sollte jedem eine Installation gelingen. Ebenso sind Linux und Mac OS Clients auf der Homepage zu finden. Hier muss ich aufgrund fehlender Software den Berichten vertrauen und glauben, dass diese noch unausgereift sind, und auch das neue Windows Vista wird Berichten zu folge nur mit Workarounds unterstützt. Nachbessern ist angesagt.

Problematischer ist es schon im Bereich des Kartenlesers, keine der offiziellen Seiten gibt Empfehlungen ab und verweißt nur auf Elektronikfachhändler und gibt eine ungefähre Preisrichtlinie mit 20 € pro Gerät an. Unangenehm und unpraktisch. Dennoch verständlich, Werbung für ein Produkt um öffentlichen Service nutzen zu können wäre unangebracht. Der bittere Beigeschmack bleibt jedoch, ein "unnützes" Gerät kaufen zu müssen um die Bürgerkarte zu erstellen.

Konsequenzen?

Das Konzept der österreichischen Bürgerkarte im Ausland für Datenschutz wird wie Heise berichtete gefeiert.

"Europameister in E-Verwaltung ...
Ganz vorne liegt die Republik allein im Bereich E-Government. Platz eins in der Kategorie "staatliche Internet-Services für Unternehmen", dritter beim Bürgerservice und auch sonst passable Plätze unter den ersten zehn, wäre da nicht Platz 22 bei der Signatur.

Ohne die sind höherwertige Services der Behörden für Unternehmen aber auch Bürger schlicht nicht anzubieten, was für künftige Plazierungen im EU-Ranking bedrohlich werden könnte." (ORF, 02.04.2007)

Aber so lange unser Land weiter nur zögerlich auf die Entwicklungen im IT-Sektor reagiert und Unzulänglichkeiten im Bereich der "digitalen Signatur" (zu der mein Kollege Günter Schachinger etwas geschrieben hat), die ein Kernbereich der Bürgerkarte ist, bin auch ich der Meinung das wir bald unseren "Spitzenrang" wieder abgeben müssen - und das zu Recht.

EDIT AM 23.05.2007:

Falls euch dsa Thema Bürgerkarte noch weiter interessiert haben meine Kolleginnen Nicole Hoffelner und Stefanie Gerhofer andere Aspekte ausgearbeitet.

Quellen

Die Bürgerkarte, A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie - Austria

URL: http://www.buergerkarte.at/de/faq/index.html
URL: http://www.buergerkarte.at/de/was_brauche_ich/kartenleser_und_software.html
URL: http://www.buergerkarte.at/de/erstinfo/index.html
URL: http://www.buergerkarte.at/de/Videoclips/index.html
(19-05-07)

Der Standard, Bronner Online AG

URL: http://derstandard.at/Text/?id=2844671
(19-05-07)

ORF, ORF Online und Teletext GmbH & Co KG

URL: http://oe1.orf.at/highlights/73241.html
URL: http://futurezone.orf.at/it/stories/182770/
(19-05-07)

A1.net, mobilkom austria AG

URL: http://www.a1.net/privat/a1signatur
(19-05-07)

Christian Haberl, Vistablog

URL: http://www.vistablog.at/stories/4856/comment
(19-05-07)

Heise Online, Heise Zeitschriften Verlag

URL: http://www.heise.de/newsticker/meldung/63354/
(19-05-07)

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