Brave new world
Sonntag, 2. April 2006
>Sozial Software< aus der Sicht eines einfachen Studenten:
Schon wieder eine kritische Stimme, jemand der das Internet und alle damit verbundenen Innovationen für ein Werkzeug des Teufels hält, werdet ihr euch nun denken. Denn meist gilt die weit verbreitete Meinung, dass Kritik an einem (neuem) Medium meist von innovationsfeindlichen Menschen vorgebracht wird, die dahinter ihre grundsätzliche Angst vor allem Neuem verbergen. (vgl. Vogt 1996,121) Ich will hier aber wertfrei festhalten, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.

Es stimmt durchaus, dass die >sozial Software< im 21. Jahrhundert als Forum des internationalen Gedankenaustausches immer wichtiger wird. In diesem Zusammenhang wird sogar schon vom „homo connectus“ als vorläufige Endstation auf dem Weg der Evolution gesprochen. Dies impliziert, dass es jedermann, der die technischen Parameter beherrscht, möglich wird, seine mehr oder weniger fundierte Meinung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Dies führt aber aus meiner Sicht nicht automatisch dazu, dass diese Inhalte, welcher Natur sie auch immer sein mögen, einen höheren Anspruch auf Objektivität erheben können. Vielmehr besteht die große Chance darin, Gleichgesinnte anzusprechen, ohne dabei von andere subjektive Faktoren, wie Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit, die Vorurteile hervorrufen können, abgelenkt zu werden. Denn schon 1985 erkannte W. Mihalo, dass „von Angesicht zu Angesicht die verschiedensten sozialen Bedingungen eine Kommunikation unter Fremden verhindern können. Charakteristika wie Klasse, Rasse, Geschlecht, usw. können einen Einfluss auf die Länge und Qualität der Interaktion haben. In elektronischen Netzen käme es ohne diese Verhaltenssteuerungen zu vielen näheren und persönlicheren Gesprächsbeziehungen.“(Faßler 1997,132) Ein im Zeitalter der Globalisierung nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn sich Interessensgemeinschaften blitzschnell zusammenschließen können, um so ihre Anliegen besser forcieren zu können.

Insofern kann man der >sozial Software< unterstellen, eine Art „Demokratisierung der Meinungsäußerung“ bewirkt zu haben, die in weiter folge eine positive politische Agitation ermöglicht.

Auf der anderen Seite muss aber zugleich die Frage eingeworfen werden, ob nicht eben hier die Menschen leichter als irgendwo anderes dazu gebracht werden können, Meinungen unreflektiert zu übernehmen. Darf man hier schon von Demagogie sprechen, oder male ich nur den sprichwörtlichen Teufel an die Wand? Dies ist wohl eine Frage, die sich erst in Zukunft beantworten lassen wird.

Subsumierend kann eine Tatsache festgehalten werden, die zwar ziemlich abgedroschen klingt, aber dennoch immer wieder in das Bewusstsein der Menschen gerufen werden muss: Wie alles und jedes muss auch die >sozial Software< verantwortungsvoll genutzt werden, damit sie ihre Vorteil voll ausspielen kann. Nur so können die Geisterfahrten auf der Datenautobahn vermieden werden!

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