Multimediale Gestaltungsformen |
Samstag, 20. November 2004
Wenn Autoren und Ihre Werke Kollaborateure werden – was ändert sich dann? von Rainer Kuhlen
carolin.wieser.uni-sbg, 14:56h
In diesem Beitrag von Rainer Kuhlen werden zwei große Themenbereiche behandelt: kollaboratives Erstellen von Wissen und das Recht zu Kommunizieren (right to communicate).
Zu Beginn möchte ich näher auf Kollaboration und Kommunikation eingehen. Laut Wikipedia versteht man unter Kollaboration die Zusammenarbeit mehrerer Einzelpersonen oder einer Gruppe. Dieser Begriff entstand während des zweiten Weltkrieges. In diesem Beitrag stellt nun Kuhlen die Frage, was sich ändert, wenn Autoren zu Kollaborateuren werden, jene die für die Produktion von Wissen und Information zuständig sind. Ganz generell kann man sagen, dass im Prozess des kollaborativen Schreibens aus Texten Hypertexte werden. “Once enscondes within a network of electronic links, a document no longer exists by itself. It always exits in relation to other documents in a way that a book or printed document never does and never can.” (George P. Landow zit. in Kuhlen 2004) Laut Kuhlen ist das Prinzip der Hypertextualität die beliebige Offenheit der Vernetzung mit anderen Texten. Dadurch Entsteht die Annahme, dass sich nicht nur Autoren kollaborativ verhalten, sondern auch Dokumente und Texte. Nun entsteht aber das Problem, wer als Autor gilt und wer die Urheber- und Verwertungsrechte besitzt. Ein weiteres Problem, so Simanowski, könnte durch die Verlinkung von Texten der „Tod des Lesers“ sein, der in „pavlowschem Reflex“ den Link-Angeboten „ständig hinterher hechelt“, ohne je dabei zu einem wirklichen Gedanken zu kommen. Neue kollaborative und kommunikative Verhaltens- und Umgangsformen werden laut Kuhlen folgendermaßen aufgelistet: • Autorenschaft • Verteilung/Publikation der Ergebnisse von Produkten der Wissenschaft, aber auch des Kulturbereiches • Wissenschaftsmanagement in organisationellen Umgebungen • neue Lehr- und Lernformen • für die Entwicklung neuer partizipativer deliberativer Formen des politischen Systems Mit dem Prozess des kollaborativen Arbeitens stehen wir noch ganz am Anfang. Nach diesem Beitrag sind Kollaborateure reale und virtuelle Partner, die in vernetzten globalen Räumen zusammen Wissen erzeugen und daraus Informationsprodukte machen und diese sollen als gemeinsames öffentliches Gut von allen frei zugänglich genutzt werden. Ein Beispiel für kollaboratives Arbeiten ist Wikipedia, die als open-content-encyclopedia verstanden werden kann. Hierbei handelt es sich um eine kollaborative Erzeugung von Dokumenten jeder Art. Beiträge in Wikipedia sind Wikis. Diese Wikis folgen in der Regel der Hypertextmethodologie und unterstützen die Verknüpfung mit anderen Wiki-Beiträgen oder externen Wissensobjekten. Wikipedia hat nach dem Stand vom Juli 2004 300.000 offene produzierte und frei nutzbare Artikel. Im folgenden Abschnitt Herausforderung der Kollaboration wird auf folgende Punkte näher eingegangen: • Herausforderung für Simulation in der künstlichen Intelligenz Hierbei handelt es sich um die Künstliche-Intelligenz-Forschung (wie zB Computerschachspiele, Roboterfußball), welche eine große Herausforderung für die Informatik darstellt. • Kollaboration in der Wissenschaft Der Anteil des internationalen Kollaborierens und der internationalen Koautorenschaft hat sich von 1980 auf 1990 verdoppelt (11% auf 20%). Kollaboration wird als neues Publikumsverständnis und –verhalten in der Wissenschaft verstanden. Das Kennzeichen für elektronische Produkte in der Unterhaltungsindustrie, im kollaborativen Wissensmanagement und kollaborativen Lernumgebungen ist der hohe Vernetzungsgrad mit vielfachen Einzelstücken und vielen Einzelautoren. • Kollaboration im Wissensmanagement Laut Kuhlen erlaubt das Verfahren des Wissensmanagements eine bessere Kontrolle über Produktion, Verteilung und Nutzung von explizitem und implizitem Wissen zu bekommen. Dabei wird besonders der Prozess betont, wie Wissen in vielfältigen Kommunikationsprozessen entsteht. Dies geschieht in der Regel durch Kombination und Integration vielfältiger einzelner Wissensstücke. Ein wesentlicher Vorteil der Kollaboration im Wissensmanagement sind die Mehrwerteffekte. Diese entstehen indem Menschen mit verschiedenen sozialen Hintergründen und verschiedener Expertise zusammenkommen. • Kollaboratives Lernen Generell kann kollaboratives Lernen als angewandtes Wissensmanagement verstanden werden. Laut Kuhlen ist der Grundgedanke kollaborativen Lernens ein konstruktiver Prozess, der sich im Diskurs ständig weiterentwickelt und durch Referenzierung auf Wissenstücke anderer Lernender oder externen Ressourcen intensiv vernetzt ist. Dieses dargestellte Modell wird auf die gegenständliche Vorlesung dadurch übertragen, indem man begleitend mit dem Weblog Collabor arbeitet. Dabei werden begleitend Beiträge und Kommentare verfasst, die auf Themen, die in der Vorlesung behandelt werden, Bezug nehmen. Dadurch kann eine breite Diskussion entstehen und man wird auf weitere Links und Quellen aufmerksam gemacht, die ein Vertiefen des jeweiligen Themas ermöglichen. Danach ist kollaboratives Lernen nicht einfach nur rezessives und passives Teilnehmen einer Vorlesung, sondern aktives Mitarbeiten durch das Verfassen von Beiträgen auf Collabor, die anderen Studierenden die Möglichkeit bietet, sich bei bestimmten Themen zu vertiefen. Abschließend möchte ich noch kurz auf die globale Dimension des kommunikativen Paradigmas und zwar das Recht zu Kommunizieren (right to communicate) näher eingehen. In diesem Abschnitt stellt Kuhlen die Frage ob es überhaupt eine Kommunikationsfreiheit oder ein Kommunikationsrecht gibt, denn die Kommunikation liegt in der Natur des Menschen. Laut Kuhlen ist Kommunikationsfreiheit das Recht eines Jeden, in einen freien Austausch von Wissen und Information eintreten und sich kollaborativ, teilend, unbeschränkt durch Autoritäten oder technischen Restriktionen an der Produktion von neuem Wissen und neuer Information beteiligen zu können. „Daher sind Kollaboration und Kommunikation unverzichtbar für eine Version der Informationsgesellschaft, die erst dann zur Realität gebracht werden kann, wenn sie sich als Kommunikationsgesellschaft versteht, die auf den Prinzip des Teilens, Austauschens und der symmetrischen Anerkennung der Rechte der jeweiligen Kommunikations-/Kollaborationspartner beruht.“
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