Schattenseiten |
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Sonntag, 21. Mai 2006
Then who the hell else are you talking to?
wolfgang.erharter.salzburg, 21:28h
Neulich saß ich mit einem Kollegen auf einer Bank vor einem Buchgeschäft in einem bekannten Salzburger Einkaufszentrum, wo wir uns überlegten, wie wir die Weltherrschaft an uns reißen könnten.
So weit, so gut. Plötzlich bemerkten wir im Gebüsch eine Bewegung! Ein Männchen der Gattung Homo-Mobilphonis hatte sich dort versteckt, beäugte wachsam die nähere Umgebung und peilte die schiefe Lage. Es muss es wohl einiges an Überwindungskraft gekostet haben, doch schließlich tat es einen beherzten Sprung ins offene Feld und näherte sich behände aber sichtlich unsicher einem vor uns befindlichen Objekt unbekannten Typs. Wir verhielten uns ruhig, auf das wir das Männchen nicht erschreckten und verfluchten die Entscheidung, ausgerechnet an diesem denkwürdigen Tage keine Kamera zur Hand zu haben. Als kundige Kenner des Verhaltens dieser Spezies war uns bald klar, wie das seltsame Gebärden der Kreatur zu deuten war. Und tatsächlich war das Männchen nun am schon erwähnten Objekt angekommen, um dort ein dringendes Bedürfnis zu verrichten. Es nahm einen, mit dem Objekt durch eine Schnur verbundenen, Gegenstand, der halbmondartig geformt war und hielt sich diesen ans Ohr. Sogleich suchte es in einer Beuteltasche – Die Unterart Homo-Mobilphoni-Levys besitzt 4 davon in Hüfthöhe, 2 vorne, 2 hinten - nach runden Blättchen um diese grobmotorisch in das Gerät zu fingern. Anschließend betastete es das Gerät, drückte wild darauf herum, wartete kurz und begann dann, gutturale seltsam anmutende Geräusche von sich zu geben. Vermutlich eine primitive Form der Kommunikation, oder eine Extremform Vorarlbergerischen Dialekts, was in etwa auf das Selbe hinausläuft. Lange ist es her, dass ich jemanden einen Telefonapparat, oder eine Telefonzelle benutzen sah! Das letzte Ereignis dieser Art liegt so weit zurück, dass es eigentlich neutestamentarisch erwähnt sein müsste. Seit es aber Mobilfunkbetreiber und Klingeltonanbieter gibt, ist die Handlung des öffentlichen Festnetztelefonierens aus dem Menschlichen Handlungsportfolio beinahe zur Gänze entschwunden. Und hier kommt ein Berg Sorgen ins Spiel. Betreff: Speakers Box. Mich plagen arge Zweifel. Und ich befinde mich auf diesem Berg voll Sorgen gerade mal im Basislager, Höhe 6400 Meter. Die Idee, die dahintersteckt, ist eine ehrenwerte, das steht völlig außer Frage. Sie ist sogar so gut, dass sie schon gelebt und geliebt wird. Ich nenne zwei Namen... oder eigentlich Internetadressen, „Myspace.com“ und „youtube.com“ "Myspace.com" ist ein Portal, wo man sich ein eigenes Weblog einrichtet um dort Freunde zu finden. Es ist DAS Portal, wo man sich ein eigenes Weblog einrichtet. Absoluter Kult. Ich hab’ damit zwar nix am Hut, aber in diese Richtung geht es. "Youtube.com" auf der anderen Seite ist ein (reines) Broadcast-portal, wo man eigene Videofilmchen der Weltöffentlichkeit präsentiert. Die Szene ist hochvernetzt, aber schwillt noch unter der Oberfläche. Sie wird aber in den nächsten Jahren – davon bin ich überzeugt – aufquellen wie Cola-light in der Flasche, nachdem man eine halbe Stunde geschüttelt hat. Stichwort Video. Hier ein Beispiel. Ein junges Mädel schickt eine wohl nicht ganz ernst gemeinte Liebeserklärung in die Welt. Der angebetete heißt „Whiney“ was brutal maskulin für „weinerlich“ steht. Diese Präsentation fällt zwar unter die Kategorie „Interessiert nicht mal das Schwein vom Schwein“, zeigt aber wiederum die Möglichkeiten auf. Bei Myspace gibt es hunderte oder tausende kleiner Bands, die sich damit profilieren wollen. All das führt mich unweigerlich zu der Erkenntnis, dass die „Speakers Box“ bereits exisitert. Sie hat nur, ungleich dem Telefon und der Telefonzelle nie eine physische Manifestation erfahren. (Ausgehend davon, dass man das Handy metaphysisch nennen kann). Die Speakers Box, ist das Internet, bzw. Teile des Internets. Die Speakers Box, wie schon gesagt, muss VERDAMMT gut geplant sein, ein ausgezeichnetes Konzept vorweisen und genau irgendeinen Nerv der Zeit, einer sehr heterogenen Zielgruppe treffen, um erfolgreich zu sein. Das finde ich gelinde gesagt, herausfordernd. ... link (0 comments) ... comment ... older stories
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