Bürgerzeitung - erwartungskonform oder innovativ?
Freitag, 18. März 2005
"Neues" Medium ganz schön altmodisch...
Ich habe mich entschieden zur These „Form follows function“ einen Beitrag zu erstellen. Gleich zu Beginn möchte ich meine Behauptung, die auch gerne widerlegt werden kann, aufstellen.

Das Internet ist im Bezug auf seine Gestaltung äußerst konservativ!

Wie komme ich zu dieser Aussage? Wo die klassische Zeitung über Jahrhunderte hinweg zu ihrem heutigen Erscheinungsbild gelangt ist, sind im WWW zum Vergleich „von heute auf morgen“ Gestaltungsregeln entstanden.

Diese mögen zwar auf den ersten Blick nicht ganz so verbindlich erscheinen, doch wer öfters durchs Internet „surft“ kann schnell feststellen, dass eine Vielzahl von Websites nach den gleichen Prinzipien aufgebaut sind.
Ich habe dazu eine interessante Proseminar-Arbeit aus der Lehrveranstaltung „Online-Journalismus“ vom WS 04/05 gefunden, die sich mit der Gestalt von Online-Medien auseinandersetzt. Ihr könnt diese als pdf-Datei downloaden. In dieser Arbeit wird unter anderem eine Usability-Studie des Göttinger Marktforschungsunternehmen eResult GmbH vorgestellt. Seit 2002 werden Webuser in einer Längsschnittuntersuchung befragt, wo für sie spezielle Funktionen auf Websites positioniert sind bzw. sein sollten. Es zeigt sich dabei sehr eindrücklich, wie schnell sich „Codes“ zur Positionierung von Elementen festgelegt haben. Die Navigationsleiste sollte laut Studie im linken Bildschirmbereich zu finden sein, der Home-Button in der oberen linken Ecke.

Was bedeutet das nun für die „Bürgerzeitung“? Ich kann der These „Hoch leben die Schusterbuben und Hurenkinder“ nicht uneingeschränkt zustimmen, vielmehr denke ich, dass wir unsere Website auf gewisse Weise „konservativ“ gestalten sollten. Die „Bürgerzeitung“ als neue Internet-Plattform muss sich erst behaupten – wenn die User nämlich mehr Zeit benötigen, um sich auf der Site zurechtzufinden, als dass sie Beiträge lesen oder kommentieren, ist meiner Meinung nach der Sinn und Zweck des Projektes verfehlt. Zudem „verirren“ sich User im WWW selten zwei Mal auf eine benutzerunfreundliche Site.
Für Interessierte kann ich noch die Diskussion zwischen Jakob Nielsen und Vincent Flanders empfehlen - beide sind Experten auf dem Gebiet Webdesign und Usability. Den Link gibt's hier

Das heißt nicht, dass die „Bürgerzeitung“ nur ein fader Online-Ableger einer klassischen Zeitung werden soll. Es gibt viele Gestaltungsmöglichkeiten, die sie vom Printmedium abheben können. Ich denke da beispielsweise an den Einsatz von Videobeiträgen, Audio-Files, Meinungsumfragen und ähnlichem..
Mein Resümee: Konservatives Design im Sinne der Benutzerfreundlichkeit – Ja. Langweilige Beitragsgestaltung – Nein.

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