Iconic Turn
Samstag, 27. November 2004
Ikonographie


Definition nach Brockhaus (1994): Ikonographie (v. Grch.: ikon Bild, graphein schreiben) ist die Wissenschaft von der Identifikation, Beschreibung, Klassifizierung und Interpretation von Symbolen, Themen und Inhalt in der Bildenden Kunst.

„Dass Bilder uns schneller einen Überblick über komplexe Situationen geben können als Texte zeigt sich z.B. bei der graphischen Darstellung von Zahlen. Zwar lässt sich mit Bildern nicht alles zeigen, was Worte sagen können, jedoch sind Bilder den Worten in mancher Hinsicht überlegen. Bilder haben eine Emotionalisierungsfunktion, sie können positive oder negative Gefühle wecken, erzeugen Aufmerksamkeit und helfen dem Gedächtnis. Ein Text bleibt besser in Erinnerung, wenn er von Bildern begleitet ist.

Die neue Macht der Bilder, die weltweite Omnipräsenz der elektronischen Bilder, bezeichnete McLuhan als "Global Village".

Ende der sechziger Jahre, als McLuhan seine Theorie über das Globale Dorf ausgearbeitet hatte, flimmerten bereits vor Millionen von Menschen Bilder über den Fernsehschirm, welche mit einer nie dagewesenen Symbolkraft die Einheit von Bild und sensationellem Ereignis vor Augen führte, wie z.B. die Live-Übertragung der Mondlandung (vgl. Sauerländer 2003, OQ)

Laut Frank Hartmann sind Fotografien, Gemälde, Filme und Zeichnungen in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Auch im Bereich der modernen Naturwissenschaften ist das Bild ein unverzichtbares Element im Prozess der Wissensvermittlung geworden und neue Techniken der Erzeugung und Verbreitung von Bildern haben zu neuen Bildbegriffen wie, dem Iconic Turn, bzw. Pictorial Turn, geführt, der die zunehmende Bilderflut als Anzeichen für einen grundsätzlichen kulturellen Wandel versteht. Hartmann verweist auf die trügerische Funktion von Bildern und folgt den Ausführungen Flussers, dass alle technischen Bilder nur Einbildungen seien uns sich diese nur wirklich sehen lassen, wenn ihr Code bewusst gemacht wird. Das Problem dieser „Trugbilder“ ist, dass manche, für uns sichtbare Bilder nachträglich generiert werden. Es gibt unzählige Möglichkeiten sich ein Bild zu machen, dies hängt wiederum von der visuellen Vieldeutigkeit ab, die die Realität greifbar werden lässt. Es begegnen sich die verschiedensten Medien, wie z.B. Malerei, Film und Fotografie im Bild, dadurch lässt sich ein Bild aus verschiedenen Blickwinkeln sehen. (vgl. Hartmann 2003, S.49-88)

Der Kunsthistoriker Willibald Sauerländer (2003, OQ) plädiert in seinem Online-Bericht für einen „kritischen Ikonoklasmus“ der visuellen Wahrnehmung und widmet sich in seinem Beitrag dem von W.J.T. Mitchell stammenden Begriff „Pictoral Turn“. Als Symptome eines „Pictoral Turn“ können laut Mitchell sämtliche ikonoklastischen Bewegungen gelten, aber auch alle Anstrengungen, sich einmal mehr der Überlegenheit von Sprache und Diskurs gegenüber dem Visuellen zu versichern..



Literatur:

Brockhaus Enzyklopädie (1994). 19. Auflage, Band 24. Mannheim.

Hartmann, Frank (2003). Mediologie: Ansätze einer Medientheorie der Kulturwissenschaften. Wien: WUV.



Online-Quellen:

Sauerländer, Willibald (2003). Bescheidener Vorschlag, einen neue Ikonoklasmus betreffend. In: http://www.dada.at/wohngemeinschaft/stories/storyReader$828 ,aufgerufen am 26.05.2004

http://homepage.univie.ac.at/Frank.Hartmann/medio.html

http://www.ikon-magazin.de/aktuell/diskurs/autoren/mcluhan/, aufgerufen am 27.11.04

http://www.iconic-turn.de/deutsch/referenten_detail.php?referentid=64, aufgerufen am 27.11.04

... comment

 
Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, Samstag, 27. November 2004, 23:54
woher stammt dann die Behauptung, ..
.. dass "Bilder mehr wie tausend Worte sagen" ?

Hinkt die bildhafte Darstellungen generell den sprachlichen nach, wenn es um die Präszision einer Aussage geht? Wie schätzen Sie diesbezüglich z.B. Landkarten und Baupläne ein.

... link  

 
sandra.hollersbacher.uni-sbg, Freitag, 3. Dezember 2004, 21:42
Von wem die Behauptung "ein Bild sagt mehr als tausend Worte" stammt, konnte ich leider nicht herausfinden. Diese Redewendung schien mir für meinen Beitrag nur als interessante Einleitung.

Ich persönlich glaube, dass auch geographische Karten nicht ganz ohne Text auskommen. Zumindest der Maßstab sollte bekanntgegeben werden, da es ansonsten zu Fehleinschätzungen kommen könnte. Auch ein Stadtplan wäre ohne Straßenbezeichnungen wenig hilfreich.
Um eine Aussage, oder Situation möglichst präzise zu beschreiben, ist mit Sicherheit die Kombination von Text und Bild die beste Möglichkeit.

... link  


... comment

Online for 7366 days
Last update: 2005.03.06, 14:42
status
You're not logged in ... login
menu
... home
... topics
... galleries

... ::collabor:: home
search
 
calendar
November 2004
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
21
22
23
25
26
28
29
30
 
 
 
 
 
 
recent updates
Videokompression - MPEG
1. Was ist MPEG? 2. Grundlagen der Videokompression 3....
by sandra.hollersbacher.uni-sbg (2005.03.06, 14:42)
TLS - Transport Layer...
1.Was ist das TLS-Protocol? 2. Ziele des TLS-Protocol 3....
by sandra.hollersbacher.uni-sbg (2005.02.05, 11:05)
Präsentation:Hollersbacher...
1. Was sind "Cookies" Informationen, die ein Web-Server...
by sandra.hollersbacher.uni-sbg (2005.02.01, 17:35)
COOKIES
1.Was sind Cookies? 2.Vorteile und Einsatzgebiete...
by sandra.hollersbacher.uni-sbg (2005.01.23, 23:29)
Bin zwar kein Tutor mehr...
... aber an der "Thematik" sehr interessiert ;-) Ergänzend...
by wolfgang_bauer_salzburg (2004.12.18, 18:31)

xml version of this page

made with antville