Kathis Blog |
|
Aktualisiert: 2009.06.11, 11:31 | login | | |
Mittwoch, 10. Juni 2009
In der LVA wurde unter anderem James Surowiekis Werk „The Wisdom of Crowds“ behandelt. Grundaussage des erst 2004 erschienen Werks ist, dass Entscheidungen einer Gruppe oft besser sind, als die der einzelnen Teilnehmer. Gerade in Zusammenhang mit Wikis, Blogging und noch allgemeiner Web 2.0 gewinnt scheint diese Aussage von einiger Brisanz zu sein. In diesem Blogeintrag möchte ich nun diese Aussage in Zusammenhang mit der Literatur zu Gruppenleistungen kritisch hinterfragen. Laut einer Theorie zur Leistung in interagierenden Gruppen ist eine etwaige Über- bzw. Unterlegenheit der Gruppenleistung gegenüber Einzelleistungen unter anderem abhängig von der Art der Aufgabe die sich jeweils nach der Art der Verknüpfung/Kombination der Einzelbeiträge der Mitglieder zu einem Gruppenprodukt unterscheiden. Folgende Aufgabenarten könne also unterschieden und daraus Prognosen zur Gruppenproduktivität geschlossen werden: Beispiele für additive Aufgaben wären Briefe eintüten oder Brainstorming. Hier leistet jede/r Teilnehmer/in einen unabhängigen Einzelbeitrag zur Gruppenleistung. Daher kommt es häufig zu einem sogenannten Ringelmann-Effekt. Darunter versteht man Koordinations- und Motivationsverlusten weshalb die Einzelleistungen meist besser sind als die additive Gruppenleistung. Hier stellt die Gruppenleistung den Durchschnitt der Einzelleistungen dar. Beispiele wären Bestimmung der Anzahl Erbsen im Glas als Durchschnitt der Einzelschätzungen. Dieses Bespiel führt auch James Surowieki in seinem Buch „The wisdom of crowds“ als Beleg seiner Theorie der Weisheit der Vielen an. In diesem Fall hat er auch nach dieser Theorie zur Leistung in interagierenden Gruppen recht. Bei kompensatorischen Aufgaben ist die Leistung der Gruppe mit hoher Wahrscheinlichkeit besser als die eines/r Einzelnen/r. Beispiele in Zusammenhang mit Web 2.0 wären hier das in der LVA behandelte Highlithening (siehe Präsentation Prof. Mittendorfer). Auch die Produktempfehlungen von Amazon sind hier einzuorden. Es wird davon ausgegangen, dass die Mehrheit besser weiß welche Produkte oder Inhalte interessant sind, als der Einzelne. Auch hierbei ist die Gruppe oftmals der Einzelperson überlegen. Es handelt sich hier um Situationen in welchen die Gruppe eine Beurteilung bzw. eine Lösung auswählen oder ein Gruppenprodukt erstellten muss. Hierin sind meiner Ansicht nach z.B Blogs wie dieser Lernblogs und Wikis einzuordnen. Die Weisheit der Vielen wirkt hier als eine Art Filter. (siehe Blogging and the Wisdom of Crowds) In der kollektiven wenn auch virtuellen Umgebung von Wikis und Lernblogs wird Qualität gerade dadurch gewährleistet, dass mehrere Personen an einem "Produkt" in diesem Fall dem jeweiligen Beitrag arbeiten. Auch der in der LVA behandelte Mechanical Turk von Amazon wäre ein Beispiel für disjunktive Aufgaben in Zusammenhang mit Web 2.0. Konjunktive Aufgaben zeichnen sich dadurch aus, dass alle Gruppenmitglieder zum Gelingen beitragen müssen. Zu denken ist hierbei an das Modell des schwächsten Gliedes in der Kette. Ein Beispiel hierfür wäre das Erklimmen eines Gipfels durch eine Gruppe von Bergsteigern. In diesem Fall ist die Gruppenleistung daher vom schwächsten Gruppenmitglied abhängig. Anhand dieser kurzen Darstellung wollte ich aufzeigen, dass die Aussage dass Entscheidungen einer Gruppe oft besser sind, als die der einzelnen Teilnehmer in vielen Bereichen durchaus ihre Berechtigung hat, vor allem wenn es sich um sogenannte kompensatorische und disjunktive Aufgaben handelt. Im Falle konjunktiver und additiver Aufgaben kann die Prognose zur Gruppenleistung jedoch ganz anders aussehen. Nun stellt sich die Frage welche Arten der Aufgabe im Zusammenhang mit Web 2.0 am häufigsten auftreten. Vielleicht wäre dies ein Ansatzpunkt für einen weiterführenden Beitrag für den einen oder anderen Kollegen von mir. ;-)
Quellen: http://www.phf.uni-rostock.de/institut/ipp/Lehrmaterialien/Sozialpsycho/vs1_5.htm#VS1_5_3, 10.06.09 http://www.uni-graz.at/en/psy9www_sul_08ss_vo_sozpsych2_gruppe_ss08.pdf, 10.06.09 http://www.geocities.com/SoHo/Lofts/5072/GrLeist.htm, 10.06.09 http://oreilly.com/web2/archive/what-is-web-20.html?page=3, 10.06.09 http://aws.amazon.com/mturk/, 10.06.09 http://www.amazon.de/, 10.06.09
|
Menu
Suche
Aktuelle Kommentare
Bildkompression
HIER in meinem BLOG findest du die zwei Bilder... by Ralf.Ortner.Uni-Linz (2009.06.06, 18:23) Das Ortungssystem,..
Das Ortungssystem, der Mini Tracker CT-24, ist... by Michaela.Baumgartner.Uni-Linz (2009.05.24, 23:34) Guter Beitrag, ich behandle...
Ich gehe in meinem Kommentar speziell auf die Anwendungsmöglichkeiten. by christoph.fruehwirt.Uni-Linz (2009.05.24, 19:40) Geofencing im Rahmen...
Hallo liebe Kathi, sehr interessant, wie viele Einsatzmöglichkeiten... by Birgit.Konzel.Uni-Linz (2009.05.23, 18:03) Geschwindigkeitsmessung..
In deinem Beitrag gefällt mir sehr gut, wie du... by Matthias.Lahninger.Uni-Linz (2009.03.24, 23:54) |
nach oben | startseite | kategorien | |