Einstieg in die "Schlüsseltechnologien der Informationsgesellschaft"
Freitag, 16. November 2007
Google straft Link-Händler
Google spielt, was Suchmaschinenwebsites betrifft, eindeutig in der ersten Liga. Dadurch rechnen die Nutzer bei dieser Website auch mit der nötigen Kompetenz und Zuverlässigkeit des Anbieters. In letzter Zeit steht jedoch immer mehr zur Diskussion, ob dem wirklich so ist oder ob die Qualität durch gewisse Vorkommnisse in Mitleidenschaft gezogen wurde: die Rede ist vom aktuellen Thema des „Link-Handels“.
Die Bekanntheit einer Homepage hängt in vielen Fällen von der Platzierung ihrer Links ab, häufig aber auch von der Aufmerksamkeit von Suchmaschinen. Bei Google trägt die sogenannte „Linkpopularität“ einen Namen: PageRank (PR), benannt nach seinem Erfinder Larry Page, neben Sergej Brin einer der beiden Entwickler von Google. Mittlerweile hat sich der PR-Wert sozusagen zur „Währung im Internet“ entwickelt. Nun ziert schon seit 2001 ein kleiner grüner PageRank-Balken die Google Toolbar, der einen Wert zwischen 0 und 10 anzeigt. Dieser Wert diente ursprünglich dem Zweck, Surfern Informationen zur Reputation einer Seite zu geben, sprich: Je höher der PR einer Seite ist, desto besser schneidet sie nach der Einschätzung von Google ab.

Mit Hilfe eines Verfahrens, das bereits 1998 an der Uni Stanford zum ersten Mal publiziert wurde, wird die Popolarität einer Seite errechnet. Die Rede ist von dem sogenannten Algorithmus. Die Basis dafür bilden die Links im Netz und die Anzahl der Verlinkungen. Natürlich werden mögliche Fehlerquellen wie Rückkoppelungen, doppelte und interne Links ebenso berücksichtigt wie eventuelle Manipulationsversuche.
Dieses Bild wird in der Gegenwart jedoch getrübt. Professionelle „Linktrader“ treiben ihr Unwesen im Netz, indem sie Links verkaufen, um den PageRank der verlinkten Seiten in die Höhe zu treiben. Und die Preise können sich sehen lassen: ein Link von einer Seite mit PR 6 kostet schon zwischen 30 und 100 Euro pro Monat, bei den nächsten Stufen erhöht sich der Preis bereits um ein Vielfaches und überschreitet bei weitem die Tausender-Grenze. Neben Linkhandelplattformen bei eBay & Co haben sich mittlerweile schon ganze Firmen darauf spezialisiert, Linkmarketing zu betreiben. Auch viele Medienunternehmen schrecken nicht vor den sogenannten Footer-Links Footer-Links zurück und nutzen diese Form der Refinanzierung ihres Webauftritts.

PageRank-Strafe
Diesem Schrecken wird nun jedoch ein Ende gesetzt - zumindest ansatzweise. Seit Ende Oktober 2007 verringert Google weltweit den PageRank vieler Seite, die offensichtlich in das illegale Geschäft verwickelt sind. Somit müssen viele Betreiber mit starken Einbußen rechnen. Neben dem Verlust „zusätzlicher Einnahmequellen“ werden auch ihre PageRanks herabgesetzt, was sie bei Google klar ins Abseits drängt. Somit wird es zum Ding der Unmöglichkeit, die Besucherzahlen ihrer Websites aufrechtzuerhalten. Um einige Betroffene beim Namen zu nennen: Der Online-Auftritt der Wochenzeitung Die Zeit verlor 3 ihrer wertvollen 8 PR, ebenso schlimm traf es auch Medienseiten wie Brigitte.de, Geo.de, Telepolis und viele weitere. Auch die Vereinigten Staaten blieben nicht verschont. Washingtonpost.com wurde neben Forbes.com von Google zur Rechenschaft gezogen. Auch wenn dieses unseriöse Geschäft in den USA in einem noch größeren Rahmen betrieben wird, ist der Schaden in Österreich gravierend. Da Google dem Prinzip der Gleichberechtigung folgt und somit bekannte Seiten unbekannteren Seiten nicht vorzieht, traf es in diesem Fall alle, ob groß oder klein.
Am meisten Buße mussten jedoch die Link-Händler tun. Viele mühsam aufgebaute und erarbeitete PageRanks von Websites wurden auf 1 herabgestuft und katapultierten die Betreiber somit ins Nichts. Auch wenn diese nicht viel Reue zeigten, konnten sie ihr Schuldbewusstsein nicht lange verbergen. Bereits einige Stunden nach der PR-Umstellung fand man keine Spur mehr von ge- oder verkauften Links auf den betroffenen Seiten. Der BMW-Fall von 2006 zeigt, wie ernst es Google tatsächlich ist. Das Unternehmen setzte entgegen der Google-Richtlinien Doorway-Pages Doorway-Pages ein, wofür es mit der kompletten Verbannung aus dem Index bezahlen musste. Heute hat sich BMW durch etliche Veränderungen seinen Webauftritt wieder zurückerobert und wurde von Google wieder integriert.

Erkennung der Footer-Links
Es gibt mittlerweile verschiedenste Formen, Link-Händler und deren Käufer zu entlarven. Dazu trägt beispielsweise auch die Link Growth Rate bei, mit Hilfe derer Google ein besonders rasantes Linkwachstum orten kann. Dieser Wachstum kann nur aus zwei Gründen so rasch in die Höhe schießen: entweder die betroffene Seite ist gerade sehr angesagt und dementsprechend oft in Blogs oder auf anderen Seiten verlinkt oder aber es wurde intensiver Link-Handel betrieben. Weiters sind verkaufte Links daran zu erkennen, dass sie das so genannte Gießkannenprinzip aufweisen und eine klare Fehlplatzierung auf einer Website vorliegt. Somit kann Google – teils automatisch, teils manuell – feststellen, wo gegebenenfalls ein Missbrauch vorliegt.

Wikipedia machts vor
Auch andere Betreiber wie zum Beispiel Wikipedia kämpfen mit dem Problem manipulierter Links. Zur eventuellen Problemlösung setzt Wikipedia standardmäßig bei Links das Attribut rel=“nofollow“ ein, was von Google hoch geschätzt wird, um externe Links zu platzieren. Dadurch sind die Links für alle Surfer sichtbar, werden jedoch von dem PageRanking von Google ausgeschlossen. Somit wird ansatzweise verhindert, dass gewisse Maßnahmen ausschließlich zum Zweck der Suchmaschinenoptimierung getroffen werden, sondern der Nutzer einer Website wieder mehr in den Mittelpunkt des Interessens rückt.
Jeder Anbieter hat auch die Chance, seinen aktuellen PR-Stand online unter Live-PR zu erfahren. Sie können auch jeder Zeit einen Neu-Beginn beantragen, um somit ihren Webauftritt neu bewerten zu lassen. Bei diesem Entgegenkommen seitens Google wäre es jedoch zu viel verlangt, nach einem vorliegenden Missbrauch den PageRank sofort wieder auf seinen alten Wert zurückzusetzen.

Quelle:
CT - Magazin für Computertechnik Nr.24 / 12.11.2007

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