supersonic
Sonntag, 14. November 2004
Ich mag wikis - inspiriert durch Kuhlen’s Artikel
Kuhlen's Zugang zu wikis
Rainer Kuhlen (2004) thematisiert wikis unter zwei Gesichtspunkten: Recht und Wissensmanagement. Der Aspekt Recht spielt bei der kollaborativen Erstellung von Wissen, z.B. in Wikipedia, eine entscheidende Rolle. „Jeder im Prozess beteiligte hat das Recht der Umformulierung und Ergänzung des Bestehenden.“ (Kuhlen 2004, S. 7). Durch diese völlige Offenlegung entstehen in einem kollaborativen Prozess teilweise hochqualitative Beiträge. Diese Beiträge unterliegen keinen rechtlichen Einschränkungen eines Autors sondern sind für jeden frei verfügbar. Den Aspekt Wissensmanagement unterstützt wiki laut Kuhlen (2004) durch die Möglichkeit asynchron zusammenarbeiten zu können. Im Gegensatz zur synchronen Kommunikation entfällt hier der Zwang unmittelbar reagieren zu müssen, was ein Abwägen und höherwertigeres Formulieren von Beiträgen ermöglicht.


Meine Erfahrung mit weblogs zeigte mir, dass Informationen in solche Kanälen oft sehr persönlich beschrieben sind. Deshalb möchte ich in diesem Beitrag angeknüpft an Kuhlen meine persönlichen Erfahrungen zu wikis beschreiben. Der Titel lässt bereits erahnen, dass meine Einstellung durchaus positiv ist.

Erste Skepsis
Im Herbst 2003 las ich das erste mal über wikis in der Zeitschrift c’t. Wie meist bei dieser Zeitschrift, las ich nur oberflächlich und wusste nur dass das Wort wiki aus dem Hawaianischen stammt, wo „wikiwiki“ so viel wie „schnell“ bedeutet. Mein Eindruck damals war, wozu sollte man online content erstellen können mit einer neuen Markup Sprache, wenn ohnehin HTML existiert. Somit geriet das Thema wieder in Vergessenheit.

Im Frühjahr 2004 schnappte ich ein (Kurz-)Buch mit dem Titel „Online Communities, Weblogs und die soziale Rückeroberung des Netzes“ von Eigner et al. (2003) auf. Es wurden in kurzen Artikeln Online Community Tools wie Diskussionsforen, Chats aber auch weblogs und wikis thematisiert. Trotz der nicht technisch sondern didaktisch- bzw. Anwender-orientierten Betrachtung durch dieses Buch, “riss mich das Thema nicht vom Hocker“. (Rückblickend kann ich dieses Buch sehr empfehlen, da es Interessierten in konzentrierter und sehr anschaulicher Form einen guten Überblick über wesentliche Themen von Online Communities gibt. Lesern, die mehr über dieses Thema wissen wollen, sollten sich um Bücher von Jenny Preece, Etienne Wenger bzw. Howard Rheingold umsehen, die mittlerweile Basisliteratur für Online Communities bieten.)

Seeing is believing
Im April 2004 kam die Wende. Ich hatte das Glück bei der CHI (Conference on Human Factors in Computing Systems) in Wien dabei sein zu können. In einer mitreißenden Präsentation wurde Wikipedia bzw. die Prozesse dahinter präsentiert (Viégas et al. 2004). Ziel von Wikipedia ist das Erstellen und zur Verfügung stellen einer Wissenssammlung in Form einer Enzyklopädie. Über das Internet sind nun mehr Beiträge verfügbar als über andere bekannte Enzyklopädien wie die MS Encarta oder Britannica. Das Besondere an Wikipedia ist, dass der Content von jedem User erstellt, verändert oder gar gelöscht werden kann (anstelle eines Expertenbeitrages). Die Qualität der Artikel wird durch die Kollaboration in der Erstellung durch verschiedene Interessierte bis zu Experten gewährleistet. Durch die Visualisierung dieser Erstellungs- und Änderungsprozesse konnten in der Präsentation auf der CHI interessante Phänomene sichtbar gemacht werden: z.B. werden Vandalismen, wie das Löschen einer kompletten Seite durchschnittlich in weniger als 3 Minuten durch Mitglieder der Community wieder repariert. Weiters wurde visualisiert, wie Autoren um kontroversielle Themen wie Abtreibung oder den Golfkrieg diskutieren und Artikel editieren. Durch die Vereinbarung eines „neutral point of view“ für die Erstellung von Beitrag und durch die Möglichkeit Themen in Foren zu einem Thema zu diskutieren wird die neutrale, kollaborative Erstellung eines Beitrags begünstigt. Auch nicht-kontroversielle Themen wie „chocoloate“ zeigten heiße Diskussionsmuster zweier Mitglieder auf, was in der Visualisierung zu einem Zick-Zack-Muster führte. Für Interessierte kann ich nur das zugehörige Paper empfehlen (Viégas et al. 2004)
Ich persönlich war begeistert davon, dass so viele Menschen uneigennützig zu einem Ziel beitragen und dass eine Technologie wie wiki die Basis für dieses Projekt bildet. Ich muss aber auch kritisch hinzufügen, dass ich das Auftreten von Jimmy Wales (Kopf von Wikipedia) auf der Ars Electronica 2004 teilweise schon als schamanische Ausprägungen eines Weltverbesserers mit einem perfekten Konzept für alles empfand, was vielleicht aber auch an der us-amerikanischen Mentalität im Verkaufen eigener Leistungen liegt. Wikipedia hat ein tolles Konzept, nichtsdestotrotz gibt es trotz des Hypes auch kritische Stimmen (im akademischen Bereich), die an der wahren Qualität von Beiträgen zweifeln.

wiki als Schlüsseltechnologie für meine Arbeit
Der Hauptgrund für meine Begeisterung für wiki entstand durch die Verwendung dieses Systems. Ich arbeite am Universitätsschwerpunkt für ICT&S im Bereich HCI (Human-Computer Interaction). Wir verwenden unser wiki, wie von Kuhlen (2004, S. 10) angesprochen, für Wissensmanagement. In einem internen wiki, managen wir:
- Meetings (Agendas, Protokolle)
- Arbeitsberichte
- Projekt Proposals
- Wissenschaftliche Quellen
- Strukturierung von Forschungsthemen
- Konferenzkalender
- Technische Beschreibungen (How-To’s)
- Pizza Bestellungen und vieles mehr
wiki ermöglicht uns ein schnelles und einfaches Erstellen und Editieren von Content. Der Vorteil ist, dass dies kollaborativ und über das Web mit all seinen Vorteilen, wie der Verlinkung und der Einbindung verschiedener Medientypen bis hin zu Dateien auf dem Fileserver, geschieht.
In gewissen Bereichen stößt wiki auch an seine Grenzen. Vor allem für Projektmanagement, Illustrationen, große Datenmengen oder professionell designte Produktionen von Dokumenten wird spezielle Software benötigt. Nichtsdestotrotz bildet das wiki eine gute Möglichkeit um unser Wissen schnell und (hierarchisch) strukturiert zu externalisieren und für andere abrufbar zu machen.

Fazit: Wikis sind zusammen mit Email und dem WWW die Schlüsseltechnologien für meine Arbeit. Die Idee bzw. das Gefühl und die Dynamik von wikis sind schwer mit Worten zu vermitteln, man muss es selber ausprobieren damit man begreifen kann, was dahintersteckt.

Referenzen:

Eigner, C.; Leitner, H.; Nausner, P.; Schneider, U. (2003) Online Communities, Weblogs und die soziale Rückeroberung des Netzes. Nausner & Nausner, Graz.

Kuhlen, R. (2004) Wenn Autoren und ihre Werke Kollaborateure werden. In Bieber; C.;. Leggewie, C. (Hg.): Interaktivität ¬ ein transdisziplinärer Schlüsselbegriff. Campus-Verlag, Frankfurt.

Viégas, F.B., Wattenberg, M. and Dave, K. (2004) Studying Cooperation and Conflict between Authors with history flow Visualizations, In Proc. of CHI 2004, ACM Press, pp. 575-582, http://doi.acm.org/10.1145/985692.985765

Anhang/ Links zu u. über blikis:
wiki + blog = bliki
http://en.wikipedia.org/wiki/Bliki bietet Überblick
http://www.museworld.com/archives/001433.html diskutiert Vorteile
http://webseitz.fluxent.com/wiki/WikiLog Beispiel und Diskussion
http://www.snipsnap.org/space/start kommerzielles bliki

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