Aufgabe 1: Social Media

Nutzung interaktive Medien :: Patrick.Dorninger.Uni-Linz, 26. Oktober 2009, 23:56

Als Impuls für diese erste Aufgabe im Rahmen des Kurses Nutzung interaktiver Medien im Wintersemester 2009/10 dient ein Videoclip, der anlässlich des Third Annual Media Convergence Forum in New York (zur Website hier klicken) produziert wurde, welches am 20. und 21. Oktober 2009 stattfindet. Für mich herausragend und von besonderer Bedeutung war dabei das nachstehende Statement, welches ich nun in diesem Beitrag thematisiere.

 

" 95% of all songs downloaded last year werent't paid for. "

 

Die Diskussion rund um den illegalen Erwerb bzw. die Anfertigung von Kopien diverser Musikstücke oder Tonträger ist an sich wohl nichts neues und wurde keineswegs erst mit dem Einzug digitaler Audioformate losgetreten - man denke beispielsweise an Zeiten, als das mühsame Aufzeichnen von Rundfunksendungen auf Kassette noch gang und gäbe war, und sich Musik im Wesentlichen auf diese Weise verbreitete. Die Generation der ich angehöre, wird mit der Verletzung von Urheberrechten eher Schlagwörter wie Napster (um die Jahrtausendwende wohl DIE Internet-Tauschbörse - siehe Chronik der Ereignisse auf www.spiegel.de), später Kazaa oder eMule verbinden.

Es stellt sich die Frage, wie das Verteilen und Downloaden von Musikdaten plötzlich derart weit verbreitet und populär werden konnte. Varian/Shapiro (1999) erwähnen in ihrem Werk Information Rules (teilweise online verfügbar auf Google Books) zwei wesentliche Vorteile, die mit der Möglichkeit, Musik digital über Internet zu verbreiten, vereint wurden:

 

  1. niedrige Reproduktionskosten zur Erzeugung perfekter Kopien,
  2. niedrige Distributionskosten.

 

Analoge Technologien zur Verteilung von Musik konnten hingegen nur eine der beiden Eigenschaften aufweisen. So waren qualitativ brauchbare Kopien (CD auf Kassette bzw. Kassette - Kassette) vergleichsweise teuer und mit hohem zeitlichen Aufwand verbunden, während die Aufnahme von Musik über Radio nur zu schlechten Reproduktionen führte (vgl. Varian/Shapiro, S.84).

Angesichts immer leistungsfähigerer Internetverbindungen (illustriert etwa an meinem eigenen Internet Service Provider, welcher mittlerweile eine download rate bis 100Mbit/s anbietet) sowie einwandfreien Internetradio-Streams (teilweise in CD-Qualität), ist es nur logisch, dass diese Probleme für Musikliebhaber nicht mehr länger existent sind. Die Musikindustrie (gleichzusetzen mit "die Labels") sieht dies als ein ernstzunehmendes Problem, und reagierte in der Vergangenheit mit zunehmend restriktiver Copyright-Politik, etwa durch Klagen (siehe Artikel in der ORF Futurezone), oder aggressive Kopierschutz-Funktionen (Stichwort DRM = Digital Rights Management). Letzteres Instrument wurde allerdings inzwischen verworfen, da der "Verbraucher den Kauf von DRM-Musiktiteln ablehnte", wie im Wikipedia-Eintrag zum Thema nachzulesen ist.

 

Gemäß den Ausführungen im von Dr. Franz Hackl auf der Johannes Kepler Universität geleiteten Kurs New Economy kann ein restriktiver Umgang theoretisch wiefolgt argumentiert werden:

 

  • "Copyright birgt den Anreiz zu Kreativität"
  • "Temporäres Monopol ist das Geschäftsmodell" und vor allem
  • "Intellektuelles Eigentum ist Eigentum und Eigentum ist die Voraussetzung für unser gesamtes Wirtschaftssystem" (Hackl 2009, S.4)

 

Es ist allerdings sehr interessant zu beobachten, dass mehr und mehr durchaus bekannte Musiker entgegen des Verhaltens "ihrer" Musikindustrie, vermehrt darauf setzen, ihre Produktionen online und unentgeltlich abrufbar zu machen. So beschritt etwa die britische Band Radiohead 2007 völlig neue Wege, indem sie ihr damals aktuelles Album In Rainbows zunächst nur online, und um den Preis, welchen man dafür bereit war zu zahlen, absetzte - d.h. auch kostenlos! Der Wikipedia-Beitrag zum Album unterstreicht mit seinem Umfang, welch großes (nicht nur positives) Echo die Band mit dieser Aktion auslöste. Einen prominenten Mitstreiter scheinen Radiohead mit der Sängerin Shakira bereits gefunden zu haben: laut einem im Daily Express erschienenen Artikel solidarisiert sich die Kolumbianerin, immerhin Grammy-Gewinnerin, mit illegalen Downloadern, und empfindet dieses Phänomen als "eine Art Demokratisierung von Musik".

 

Zwar glaube ich persönlich nicht daran, dass die genannten Künstler ausschließlich aufgrund hehrer Ideale einen liberalen Kurs verfolgen, doch scheinen sie im Gegensatz zur Musikindustrie die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Zudem erhärtet sich zunehmend der Verdacht, dass Musiker selbst einen nur relativ geringen Anteil an den Verkaufserlösen von Musik erhalten dürften, und hauptsächlich über alternative Kanäle (Merchandising, Konzerttickets, etc.) ihre Gagen aufbessern können. Auch erscheinen mir jene Plattenlabels weniger restriktiv im Umgang mit Musikdownloads, Hörproben, Musikvideos etc., welche von Musikern selbst gegründet wurden, bzw. in deren Besitz stehen. Als exemplarisches beispiel sei hier auf www.armadamusic.com, die Website des gleichnamigen Labels verwiesen, welches u.a. vom Armin van Buuren, einem weltbekannten DJ, gegründet wurde und ein breites Angebot an kostenloser Musik anbietet.

 

Abschließend möchte ich auf die ungeheuren Möglichkeiten von kostenlosem Zugang zu Musik in Zusammenhang mit der Steigerung des Bekanntheitsgrads hinweisen. Aus persönlicher Erfahrung kann ich behaupten, dass ich ohne das Format mp3 nie in der Lage gewesen wäre, meine in letzter Zeit erworbenen Musik-CDs zu kaufen, ich wäre niemals auf die jeweiligen Interpreten aufmerksam geworden. Vor allem im Bereich der elektronischen Musik kommt der weltweiten Vernetzung immer größere Bedeutung zu, die Tatsache, dass man hier auch ohne großes Major Label im Hintergrund international erfolgreich werden kann, unterstreicht den Demokratieaspekt am freien Zugang zu Kunst an sich.

 

Quellenangabe:

 

-Armada Music, Homepage: http://www.armadamusic.com, Stand: 20.Oktober 2009

 

-Daily Express, Homepage: http://www.express.co.uk/posts/view/134969/Shakira-s-support-for-illegal-downloaders, Stand: 20.Oktober 2009

 

-Economist Conferences, Homepage: http://mediaconvergence.economist.com, Stand: 20.Oktober 2009

 

-Hackl, F. (2009), Präsentationsfolien zum Kurs New Economy, Kapitel 5: Management von geistigem Eigentum, Johannes Kepler Universität, Institut für Volkswirtschaftslehre, https://secure.econ.jku.at/Hackl/neweconomy/swVL5-IntelProp.pdf, Stand: 20.Oktober 2009 (kennwortgeschützt)

 

-ORF Futurezone, Homepage: http://futurezone.orf.at/stories/218121, Stand: 20.Oktober 2009

 

-Shapiro, C., Varian, H.R. (1999), Information Rules. A Strategic Guide to the Network Economy, Harvard Business School Press.

 

-Spiegel Online, Homepage: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,120469,00.html, Stand: 20.Oktober 2009

 

-Wikipedia.de, Stand: 20.Oktober 2009

 

 

Weiterführende Links:

-http://futurezone.orf.at/stories/217999 - Artikel "Schandfleck in der Musikgeschichte"

 

-http://www.boycott-riaa.com - Website zum Boykott der RIAA (Verband der US-Musikinsdustrie)

 

-http://www.wirhabenbezahlt.de - Website für "günstige, legale und DRM-freie" Musik

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Noch zum Thema...

igor.gorbunov.Uni-Linz, 24. Oktober 2009, 00:25

Dazu zählt die Tendenz im Video/Film-Bereich, z.B. das Projekt "VODO".

Die VODO-ProjektleiterInnen sagen:

 

We bring together creators looking for an effective way to distribute their work with file-sharing sites willing to help promote it and get it out. We call this coalition of P2P sites the Distribution Coalition, or DISCO

 

Quelle: Webseite des Projekts "VODO"

 

So...sie wollten P2P als ein Geschäftsmodell für Video, (Musik und Bücher als geplant)  nutzen, wie Radiohead getan und gezeigt hat, dass es gewinnreich sein könnte. Aber P2P als ein Distributionsnetz muss noch weiter und tiefer untersucht werden. Derzeit haben wir nur eine Möglichkeit neue und interessante Filme legal anzusehen, z.B. Us Now (dazu braucht man BitTorrent Klient!), den ich als Diskussion-Thema vorschlage (sicher nachdem Ansehen).

LG Igor

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Patrick.Dorninger.Uni-Linz, 27. Oktober 2009, 00:06

Hallo Igor!

 

Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich muss sagen, dass mir VODO bis jetzt kein Begriff war. Dieses Konzept, neue Filmproduktionen über P2P-Netzwerke zu verbreiten und ihnen so zu mehr Popularität zu verhelfen, find ich sehr interessant.

 

Ich hab dazu einen passenden Beitrag auf gulli.com gefunden.

 

LG, Patrick

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Patrick, du hast

Julia.Habich.Uni-Linz, 25. Oktober 2009, 14:10

einen wirklich vorbildlichen und übersichtlichen Beitrag erstellt. Danke! :)

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