Hausübung 1 Business und Internet

johannes.kutsam.uni-linz, 9. November 2009, 23:46

In diesem Eintrag nehme ich Stellung zu den zwei Thesen von Meier/Stormer:

  • Kritische Masse als Schlüsselfaktor - Nicht Knappheit, sondern Überfluss bbestimmen den Wert eines Gutes
  • Kanibalisiere dich selbst - Traditionelle Distriutionswege werden konkurrenziert

Kritische Masse als Schlüsselfaktor - Nicht Knappheit, sondern Überfluss bestimmen den Wert eines Gutes

Diese These trifft -unter der Annahme, dass der Wert als Gesamtwirtschaftlicher "Wert" interpretiert wird, auf all jene Technologien zu, bei denen der Nutzen n eines Users steigt, wenn die Gesamtzahl der Nutzer N steigt. Dieser Effekt auch positive Netzwerkexternalität genannt, tritt zB bei Kommunikationstechnologien auf. Shapiro, Carl beschreibt in "Network Effects" anhand der Verbreitung des Faxes diesen Effekt. Ein Fax ist erst dann wertvoll für mich, wenn es viele potenzielle Empfänger für meine Faxnachrichten gibt. Sobabld ich mir ein Fax zugelegt habe, ist es für andere noch attraktiver ein Fax zu besitzen, weil sie nun auch mir ein Fax schreiben können.

Durchschnittspreis von Faxgeräten und Anzahl verkaufter Faxgeräte

 (Grafik aus Network Effects von Carl Shapiro, 1998)

 

Dieser Effekt kann zB auch bei Online Telefonieprogrammen/Chatprogrammen wie Skype, MSN beobachtet werden, oder auch auch bei Facebook. Erst duch die eine große Anzahl an Nutzern wird der Einsatz der Technologie interessant.

Die These ist auch auf Dateiformate übertragbar: Erst wenn viele andere Leute Word DOC Dateien bebarbeiten und öffnen können ist es interessant, selbst Dateien in diesem Format zu erstellen und zu verschicken.

Soziale Netzwerke und Web2.0 Anwendung wie Google Maps sind ein besonders gutes Beispiel, da hier der nutzbare Inhalt durch die Nutzer erst erstellt wird. Eine höhere Nutzeranzahl, bedeutet auch ein mehr an nutzbaren Informationen.

Patentinhaber und Betreiber solcher Technologien (Skype, Word Doc, Fax, Facebook) verdienen gut sobald die kritische Masse an Usern erreicht wird.  Die Herausforderung besteht darin, diese kritische Masse überhaupt zu erreichen.

Es ist von Vorteil der Erste bzw. unter den Ersten zu sein, die einen neuen Markt - wie zB  Sozialenetzwerke wie Facebook erschließen. Da die Auswahl an konkurrierenden Technologien noch beschränkt ist, ist die Wahrscheinlichkeit Technologiepioniere (Early Adopters) für seine Plattform zugewinnen größer. Einer von wenigen zu sein widerspricht natürlich der generalisierten These von Meier/Stormer, dass Masse und nicht Knappheit den Wert - in diesem Fall eines Unternehmens - bestimmen.

Auch der persönliche Wert von Neuigkeiten ist in Zeiten von Internet noch höher, wenn wenige davon. (Sei es um schneller das richtige Aktienpaket zu kaufen, oder das richtige Schnäppchen zu ergattern)

Die These trifft auf Kommunikationstechnologien zu und auf Industriestandards und ist wenn man an die Durchsetzung von Wechselstrom gegen Gleichstrom denkt keine Neuheit.

Durch das Internet widerfahren viele Produkte einer Standardisierung, die oft zu besserer Interkonnektivität und damit zu großerer Nutzung führt.

In anderen Bereichen jedoch wird "Exklusivität" als Wert auch im Internetzeitalter bestehen bleiben, und es wird weiterhin konkurrierende Nutzungsinteressen um Güter geben, für die kein Netzwerkeffekt besteht.

 

Kanibalisiere dich selbst - Traditionelle Distriutionswege werden konkurrenziert

Wer auf Ebay nach "Hose" sucht findet ca. 130.000 Angebote. Modemarken wie Esprit verkaufen Ihre Produkte in eigenen Shops Online. Barns & Noble und Thalia seine Bücher ebenfalls. Aber: Verkaufen diese Firmen deswegen mehr? Können durch diese neuen Distributionswege neue Kunden geworben werden, die zuvor nicht bekleidet und lesefaul waren? Wohl kaum.

Wie vor Jahrzehnten der Katalag und später das Telemarkting führen neue Distributionskanäle sehr wohl zu leichten Umsatzsteigerungen in einer Branche, durch dein erleichterten Zugang zu den Produkten können Hemmschwellen von Kunden überwunden werden, oder Gelegenheiten zum Spontankauf genutzt werden. Auch Techologien, die die Kosten einer Branche nachhaltig senken und damit die Preise für den Endverbraucher langfristig günstiger werden, führen zu höheren Gewinnen in einer Branche.

Im Falle des Internets werden zwar Technologie Rationalisierungspotenzielle geschöpft, im selben Ausmaß jedoch steigt der Wettbewerb durch die neuen Kanäle und drückt somit auf die Preise. Eigene Kunden der Präsenzfilialen wandern zum Onlineshop ab, weil es dort bequemer ist einzukaufen. Die Händler sind froh, dass die Kunden nicht zur Konkurrenz abgewandert sind.

Langfristig wird die Ausweitung der Onlinevertriebswege zu einer Ausdünnung von "Offlinevertriebswegen", mit Zwischenhändlern und großen Lagern sorgen, da diese mit einer schlechtern Kostenstruktur ausgestattet sind und der Wettbewerb durch die hohe Transparenz im Internet hauptsächlich über ein Kriterium ausgetragen wird: den Preis.

Dadurch ist es im Internet auch schwierig sich von anderen Abzugrenzen, das Erstellen attraktiver und ergonomischer Webshops ist kein Geheimnis. Durch die Ausschaltung des hohen Kapitalbedarfs, den eine Präsenzgründung normalerweise mit sich bringt, sinken die Eintrittsbarrieren für neue Marktteilnehmer und die Preise "purzeln". Eindrucksvoll nachzuvollziehen durch geizhals.at das mit seinem Preisvergleich wesentlich zu einem scharfen Preiswettbewerb in der Elektronikbranche geführt hat.

Abschließend kann gesagt werden, dass Unternehmen die in einer Branche überleben wollen, es als kleineres Übel sehen sich selbst zu konkurrenzieren, anstatt anderen das Feld zu überlassen. Manche Neulinge lassen sich durch diese Abwehrmaßnahme vielleicht sogar von einem Eintritt abbringen. Langfristig jedoch erhöht das Internet unweigerlich den Wettbewerb zwischen Unternehmen und verstärkt damit Macht der Konsumenten.

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