1. Aufgabe: Digitale Medien - Prognose und Wirklichkeit
claudia.wetzlmaier.uni-linz, 16. März 2010, 19:45
1 Zukunftsprognose
Apple verfasste 1987 ein Kurzvideo mit dem Namen „Knowledge Navigator“, bei dem es sich um eine Zukunftsprognose im Medienbereich handelt. Im Kurzvideo (vgl. Apple 1987, http) wird mit einem Computer-Assistenten gearbeitet. Das heißt der Computer reagiert im Prinzip wie ein Mensch: es werden dem Benutzer Termine mitgeteilt, es werden Daten bereitgestellt und gegebenenfalls durch Rückfragen sichergestellt, es werden eigenständig Nachrichten an Menschen, die zurzeit nicht erreichbar sind, hinterlassen, der Benutzer wird an Wichtiges erinnert usw. Dabei werden im Video verschiedene Aspekte vorgestellt, wie beispielsweise die Datensicherung, Bedienung durch Touchscreen und ein Schwerpunkt liegt – meiner Ansicht nach – auf dem Bereich Spracherkennung, bzw. verbale Datenein- und –ausgabe. Das Video zeigt durchaus Aspekte, die sich in der heutigen Mediennutzung widerspiegeln. Apple ging also bereits damals, 1987, von einer Weiterentwicklung aus, gerade einmal 12 Jahre nachdem Wozniak und Jobs die Arbeit am Apple I aufnahmen (vgl. Linzmayer 2004, S. 5, vgl. Foljanty, 2009, http).
2 Medien
Der Alltag ohne Medien ist heute nicht mehr denkbar. Schmolke (1997, S. 31) greift zur Darstellung der Kommunikationsmittelentwicklung auf die Abbildung von Schramm (Abbildung 1) zurück. Dieser geht von einer 24-Stunden Uhr aus, die 1.000.000 Jahre bis zur Gegenwart (auf 12 Uhr) abbildet. Das Medium „Sprache“ wird für 100.000 vor Christi Geburt angesetzt, was 21:33 Uhr entspricht. Ab Gutenberg sieht Schramm die Entwicklung moderner Medien vor, die soweit geht, dass man – je näher man an die Gegenwart kommt – den Überblick verliert.
Abbildung 1: „24-hour clock for Man’s Day on Earth“
(Quelle: Schramm 1979, zit. nach Schmolke 1997, S. 31)
Der Begriff "Medien" ist nun schon einige Male gefallen und verlangt nach einer Definition. So beschreibt Rehm (1991, S. 191) Medien als "Kommunikationsmittel zur Verbreitung von Wissen (...) durch Zeichen und Bilder, Rede, Druck (...)". Unter "neuen Medien" führt Rehm beispielhaft den Bildschirm- oder Videotext an.
Beck (2006, S. 165) setzt "Medien" mit dem Begriff "Kommunikationsmedien" gleich. Medien, die früher auch oft als Kanäle bezeichnet wurden, lassen sich unterschiedlich klassifizieren. Beispielsweise nach dem Wahrnehmungskanal in auditive und (audio)visuelle Medien, nach der technisch-materiellen Form in "Schreib-, Druck- bzw. Print-, Funk- und Bildmedien oder elektronische Medien sowie Netz-Medien" (vgl. Beck 2006, S. 165).
Interessant ist auch die Medieneinteilung nach Harry Pross (zit. nach Beck 2006, S. 165), der primäre, sekundäre und tertiäre Medien (siehe Tabelle 1) unterscheidet:
|
primäre Medien |
sekundäre Medien |
tertiäre Medien |
Sender |
keine Medientechnik |
benötigt Medientechnik |
benötigt Medientechnik |
Empfänger |
keine Medientechnik |
keine Medientechnik |
benötigt Medientechnik |
Beispiel |
Sprache, Gesten |
Zeitungen, Bücher |
Filme, Tonband |
Tabelle 1: Medieneinteilung nach H. Pross
(eigene Zusammenstellung, Quelle: Beck 2006, S. 165 & Stöber 2003, S. 15)
Die Einteilung nach Pross ist jedoch nicht immer eindeutig möglich. So konnte man das Medium „Film“ auch zu den sekundären Medien zählen (vgl. Stöber 2003, S. 15).
Unter "neuen Medien" führt Beck (2006, S. 165) beispielhaft Kabelrundfunk, Video- und Bildtexte für die 1980er Jahre an, während er für die 1990er Jahre auf digitale Medien verweist. Anhand der Gegenüberstellung der Definitionen „neue Medien“ von Rehm und Beck lässt sich erkennen, dass es sich bei „neuen Medien“ um einen dynamischen Begriff handelt, der laufend andere Medien umfasst.
The Economist (2009, http) zeigt in einem kurzen Video Fakten zur Mediennutzung in Amerika. Nachstehend versuche ich die genannten Medien, in das Modell von Harry Pross einzuordnen. Die Einordnung ist jedoch nicht immer eindeutig auf eine Medienart vorzunehmen und lässt durchaus Diskussionsraum:
primäre Medien |
sekundäre Medien |
tertiäre Medien |
|
Bücher Magazine Zeitungen |
Google Books Web pages Cable TV iPhone Apps TV Online newspapers Videos Wikipedia Myspace.com You Tube Song download Text messages Social network sites Emails Chat Cell phone |
Tabelle 2: Medien, Amerika (eigene Zusammenstellung,
Quelle: The Economist Newspaper Ltd. (2009): Video: Did you know?, http)
Schmolke (1997, S. 28) sieht in der Einteilung nach Pross eine Entwicklung von den Primärmedien hin zur „medial vermittelten Kommunikation des tertiären Typs“. Dies bestätigt auch meine Einteilung (Tabelle 2) der amerikanischen Mediennutzung. Weitere Entwicklungen sind absehbar. Opaschowski (2006, S. 177) weist jedoch darauf hin, dass „nicht alles, was möglich ist, auch realistisch ist. Und nicht alles, was machbar ist, ist auch wünschbar.“
3 Anwendungsbereiche
Die Prognose von Apple (1987, http) zeigt – wie bereits erwähnt – verschiedene Aspekte der Computernutzung, welche sich bereits durchgesetzt haben. Unter anderem die Touchscreen-Technologie. Aber auch die Spracherkennung spielt in einigen Bereichen eine bedeutende Rolle.
3.1 Touchscreen
Der Touchscreen erlaubt Computeranwendungen durch das Berühren des Bildschirms. Dies ist vor allem für Menschen vorteilhaft, die sich mit Computern nicht gut auskennen. Touchscreens sind daher in vielen Bereich anzutreffen und erleichtern uns den Alltag, beispielsweise am Geldautomaten oder Ticketautomaten am Bahnhof. Aber auch in der Gastronomie oder zur Steuerung von Maschinen lässt sich die Touchscreen-Technologie gut einsetzen (vgl. Keck o.J., http).
3.2 Spracherkennung
Die Spracherkennung bietet die Möglichkeit den Computer durch die eigene Stimme zu steuern. Windows 7 und Windows Vista bieten diese Möglichkeit an; dem Computer können Befehle mitgeteilt oder Texte diktiert werden (vgl. Microsoft o.J., http).
Pfister und Kaufmann (2008, S. 289) sprechen jedoch an, dass es bei der Spracherkennung immer noch Probleme in der Praxis gibt. Oftmals sprechen die akustischen Bedingungen und die Vielzahl der Anwendungssituationen dagegen, sowie eine hohe Erkennungsfehlerrate. Dennoch verweisen die Autoren auf Bereiche, in denen man die Spracherkennung durchaus fokussieren sollte, wie beispielsweise für Bedienungshilfen für behinderte Menschen oder die Bedienung von Operationsgeräten.
Verwendete Literatur:
Beck, K. (2006): Medien. In: Bentele, G.; Brosius, H.; Jarren, O. (Hrsg.): Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft. Studienbücher zur Kommunikations- und Medienwissenschaft. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH.
Opaschowski, H. W. (2006): Deutschland 2020. Wie wir morgen leben – Prognosen der Wirtschaft. 2., erweiterte Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH.
Rehm, M. (1991): Lexikon. Buch. Bibliothek. Neue Medien. München: K. G. Saur Verlag.
Schmolke, M. (1997): Kommunikationsgeschichte. In: Renger, R.; Siegert, G. (Hrsg.): Kommunikationswelten. Wissenschaftliche Perspektiven zur Medien- und Informationsgesellschaft. Innsbruck: StudienVerlag Ges.m.b.H.
Stöber, R. (2003): Mediengeschichte. Die Evolution neuer Medien von Gutenberg bis Gates. Eine Einführung. Band 1: Presse – Telekommunikation. Studienbücher zur Kommunikations- und Medienwissenschaft.Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH.
Internetquellen:
Apple (1987): Video: Knowledge Navigator. Verfügbar unter: http://www.youtube.com/watch?v=3WdS4TscWH8 (14. März 2010)
Foljanty, L. (2009): TAM – The Apple Museum. History. Verfügbar unter: http://www.theapplemuseum.com/index.php?id=54 (14. März 2010).
Keck, S. (o.J.): Touchscreen Technologies. Verfügbar unter: http://www.medien.ifi.lmu.de/lehre/ws0607/mmi1/essays/Susanne-Keck.xhtml (15. März 2010).
Linzmayer, O. W. (2004). Apple. Confidential 2.0. The definitive history of the World’s most colorful company. San Francisco: No Starch Press. Verfügbar unter: (http://books.google.at/books?id=mXnw5tM8QRwC&dq=Apple+Confidential+2.0.+The+definitive+history+of+the+world's+most+colorful+company&printsec=frontcover&source=bn&hl=de&ei=OT2eS-r-MJb-mQPX-NieCw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CBoQ6AEwAw#v=onepage&q=&f=false (14. März 2010).
Pfister, B.; Kaufmann, T. (2008): Sprachverarbeitung. Grundlagen und Methoden der Sprachsynthese und Spracherkennung. Heidelberg: Springer Verlag. Auch verfügbar unter: http://www.springerlink.com/content/uw62718g1521u7hn/fulltext.pdf (15. März 2010).
The Economist Newspaper Ltd. (2009): Video: Did you know? Verfügbar unter: http://mediaconvergence.economist.com/content/video (14. März 2010).
Windows (o.J.): Verwendungsmöglichkeiten der Spracherkennung. Microsoft Corporation. Verfügbar unter: http://windows.microsoft.com/de-DE/windows-vista/What-can-I-do-with-Speech-Recognition (15. März 2010).
kerstin.dietrich.uni-linz, 17. März 2010, 10:01
Hallo Claudia!
Ich finde deinen Beitrag wirklich gelungen - er ist interessant zu lesen. Außerdem beinhaltet er Hintergrundwissen und viele Informationen! Meinen Beitrag findest du hier. ;)
Lg Kerstin