Street View -Feind schaut mit?
angela.herzenauer.uni-linz, 5. Februar 2010, 11:39
Privatsphäre in der Informations- und Kommunikationstechnologie ist ein schier unendliches Thema, das zuweil -auch skurrile- Streitigkeiten auslöst und ausgelöst hat. Datenschutzgesetze haben Schwierigkeiten mit der Geschwindigkeit der neuen Entwicklungen mitzuhalten.
In diesem Beitrag soll es um Street View gehen, eine Art Georeferenzierungs-Tool, ähnlich wie Google Maps, das aber im Unterschied dazu mit 360o Panoramabildern arbeitet. Man kann sich somit Straßenzüge einer Stadt in 3D ansehen sowie sich um die eigene Achse drehen. Es stellt somit die Erweiterung zu Google Maps dar, in der die Umgebung 'real' betrachtet werden kann. Das Bild unterhalb zeigt wie es aussieht wenn man den Dienst nutzt. Es handelt sich dabei um die Stadt Stockholm, wo ich bald hinfahren werde.
Street View gibt es seit Mai 2007 (siehe Bild 18 von 27), anfangs überwiegend im englischsprachigen Raum, doch die Erweiterung auf viele Kontinente ging schnell. Allgemeine Informationen und die gesamte Entwicklung von Street View kann >hier< eingesehen werden.
Sofern sich gewisse Vorteile, wie das Vorab-Ansehen des Urlaubsortes oder um sich einen Eindruck einer Stadt, einem Land zu verschaffen, nicht von der Hand weisen lassen, so überwiegen dennoch kritische Stimmen, die den Datenschutz hinter Street View anprangern. Da man detailiert Häuser, Personen und diverse andere, zum fotografierten Zeitpunkt vorhandene Dinge sehen kann, verletzt dies die Privatsphäre. Das bereits 1890 Recht der 'Privacy' =to be let alone wird hier somit angetastet. (vergl. Beitrag 'Privatsphäre in den ICT' von Hr. Mittendorfer, veröffentlicht am 10.12.2009) "[Es ergibt sich eine] Problematik: Unter die Linse geraten [bei Street View] personenbezogene Daten im umfangreichem Ausmaß. Solche Aufnahmen können auch sensible Daten umfassen, beispielsweise betreffend des Gesundheitszustands der Gefilmten, Teilnahme an Demonstrationen (politische Tätigkeit) oder den Kirchenbesuch." 1
Mehr nachzulesen in einem Online-Zeitungsartikel vom Standard.
Der Konzern Google kontert mit einer Software, die -laut eigenen Angaben des Sprechers Kay Oberbeck- Gesichter und andere Details wie Nummernschilder verpixelt und somit unkenntlich macht, wie es in dem Artikel beschrieben wird. Hans Zeger, Sprecher von ARGE (= Österreichische Gesellschaft für Datenschutz) hingegen sieht die österreichischen Datenschutzbestimmungen aber durch diese Maßnahme nicht ausreichend erfüllt und stützt sich darauf, dass jede/r Fotografierte sein Einverständnis geben müsste. Leider geht der betroffene Tatbestand des Datenschutzgesetzes daraus nicht hervor. Daher habe ich mich auf die Suche gemacht und bin auf der Homepage der ARGE selbst dazu fündig geworden. Es wird zwar darauf hingewiesen, dass die Rechtslage in Österreich zu einem Thema wie dem Street View dürftig sei, allerdings zur Frage der Zulässigkeit die Gesetzesbestimmungen zur Videoüberwachung herangezogen werden können. Videoaufnahmen dürfen nur unter strenger Zweckbindung und Abwägung bezüglich Eingriff in die Privatsphäre durchgeführt werden.2 "Argumentiert wird zumeist mit dem Grundrecht auf Schutz der Privatsphäre, abgeleitet aus § 17 ABGB."3
Auch Österreich wird es bald per Street View zu bewundern geben. Die Kamerafahrten mit den speziellen Autos, die die Kamera auf dem Dach montiert hat, hab es bereits im April vorigen Jahres in Wien und Innsbruck gegeben.4 Allerdings konnte ich keinen offiziellen Release-Termin im Internet finden. Es würde mich allerdings sehr interessieren, also wenn jemand dazu mehr weiß, bitte mir mitteilen.
Quellen (zuletzt aufgerufen am 3.2.2010):
1 http://www.focus.de/digital/internet/google/google_did_13668.html
2 vergleiche http://www2.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=PUB-TEXT-ARGEDATEN&s=03429lah
3 http://www2.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=PUB-TEXT-ARGEDATEN&s=03429lah
4 vergleiche http://derstandard.at/1237229523727/Aufregung-Street-View-verletzt-heimische-Datenschutzbestimmungen
http://en.wikipedia.org/wiki/Street_view
http://derstandard.at/1237229445223/street-view-Google-macht-Oesterreichs-Strassen-unsicher
Interessanter Beitrag
thomas.reisinger.Uni-Linz, 5. Februar 2010, 20:35
Habe von diesem Street View noch nie etwas gehört. Finde es sehr interessant - nicht nur das Projekt selber, sondern auch die Tatsache dass hier die Datenschutzdiskussion so stark geführt wird. Ich frage mich ob es hier nicht möglich ist Personen auf den Fotos zu anonymisieren und unkenntlich zu machen. Leider hat dieser Artikel inhaltlich mit meinen Ergebnissen nicht sehr viel gemeinsam! Habe aber bei meinem Blog einen Link zur Datenschutzkommision in Österreich, villeicht gibt es auch da Hilfe/Hinweise zu dieser Problematik!
Thomas Reisinger