Zum Thema kollaboratives eLearing habe ich eine interessante Studie vom MMB-Trendmonitor aus dem Jahr 2008 gefunden: Learning Delphi 2008 – Weiterbildung und Digitales Lernen heute und in drei Jahren. Dabei sieht man auch, dass man mit eLearning nicht nur Schulen und Hochschulen verbinden darf, sondern auch große und mittlere Unternehmen.
eLearning durch Learner Communities, Wikis, virtuelle Klassenräume und Simulationen wird einen starken Aufschwung erleben. Schuld daran ist auch der Boom der Social Networks wie Facebook oder XING. Learning Communities sind im Grunde eine Teilmenge des gemeinschaftlichen, informellen Lernens. Für die Menschen ist es schon natürlich, sich mit anderen über das Web auszutauschen, warum soll es nicht auch zu Lern- und Lehrzwecken verwendet werden? Wobei wir dann genau bei unserem ersten Thema kollaboratives Lernen 2.0 wären. Eher negativ beurteilt werden in diesem Bereich Weblogs (wäre meiner Meinung nach diskutabel), Podcasts und virtuelle 3D-Lernwelten.
Fazit dieser Erhebungen ist, dass Werkzeuge, welche von vielen Beteiligten ohne großen Aufwand für gemeinsame Ergebnisse genutzt werden können, die besten Ergebnisse liefern. Alle Tools wo von einer Person Inhalt erzeugt wird und dieser an viele Rezipienten geht haben negative Beurteilungen. Wobei ich Weblogs nicht zu dieser Kategorie hinzuzählen würde – durch die Kommentar- und Vernetzungsfunktionen ist es nicht nur eine one-to-many-Kommunikation.
Immer weniger Bedeutung haben Lernplattformen und LMS (also Learning Management Systems), sie sind im Grunde im Lehr- und Lernbereich schon selbstverständlich – werden natürlich weiterhin als Basis verwendet. Wichtig ist nur, diese durch Web 2.0-Tools wie Wikis oder Foren aufzuwerten, um den Vernetzungseffekt zu erreichen.
Zu diesem Thema habe ich auch eine Arbeit über Social Software für kollaboratives Lernen an der Uni Linz gefunden. Das Wiki wurde von den Studierenden als Werkzeug für Gruppenarbeiten und Seminararbeiten als sehr positiv bewertet, Weblogs rufen eher eine geteilte Meinung hervor. Spannend, dass die Frage aufgekommen ist, ob Studenten glauben, dass die Verwendung von Weblogs und Wikis vom Lernen abhält. Der Großteil hat diese Frage verneint, was sich auch mit meiner Meinung deckt. Das Recherchieren und Schreiben IST ja Lernen – und das effektiv auch noch. Was dann abhält, ist vielleicht die Benützung des Internets und der Besuch anderer, spannender Seiten. Zugeben muss man aber, dass der Zeitaufwand für diese Art von Lernen einfach höher ist.
Zukunftsaussichten sind, dass Tools für die Modularisierung von eLearning-Inhalten zur Selbstverständlichkeit werden, und das schon in den nächsten 3 Jahren. Und es wird nicht mehr auf vorgefertigten Content zurückgegriffen, immer mehr Inhalte werden von den Unternehmen selbst hergestellt und mithilfe der frei verfügbaren Tools den Mitarbeitern zur Verfügung gestellt. Die Mitarbeiter sollen lernen, sich austauschen und auch soziale Kompetenz soll gefördert werden. Der Content darf nicht statisch sein, sondern von jedem verändert und verbreitet werden.
Social Networking spielt eine sehr große Rolle für das informelle Lernen am Arbeitsplatz. Man kann auch sagen, dass diese Tools für die Organisation und Konservierung von Wissen stehen. Aber man darf die Bedeutung von Präsenzterminen im Schulungsraum nicht vergessen. Am effektivsten wäre eine Kombination von beiden Möglichkeiten.
Zielgruppen der eLearning-Angebote: die größte Zielgruppe sind auf jeden Fall Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern, gefolgt von den Hochschulen/Schulen und der Öffentlichen Verwaltung. Selbstständige/Freiberufler und Handwerker liegen weit abgeschlagen auf den letzten Plätzen.
Generell muss man sagen, dass eLearning 2.0 viele Vorteile, auch in Bezug auf das Konstruktivistische Lernen hat – es ist aktives und konstruktives Lernen, das Wissen wird situationsbezogen konstruiert, es ist ein selbstgesteuerter Lernprozess und eine gemeinsame Wissenskonstruktion.
Es wird sich definitv auf die Lehr- und Lernkultur auswirken – der Lernende rezipiert nicht mehr nur, er produziert auch Inhalte. Lernende suchen selbst nach Infos, ändern diese, konstruieren neue Inhalte. Es besteht die Möglichkeit des aktiven Austausches und Diskurses durch die eigenen Meinungen und Einstellungen der Lernenden. So kann man sich auch mit unterschiedlichen Perspektiven und Sichtweisen auseinandersetzen und der Wissenshorizont wird erweitert.
Wie man sehen kann, bin ich für eLearning 2.0 zu begeistern. Natürlich gibt es auch negative Seiten, wie die Qualitätssicherung der Beiträge, Urheberrechtsverletzungen, der gleichberechtigte Zugang, etc. – man kann es aber nicht abstreiten, eLearning 2.0 ist zukunftsweisend und wird bald Standard sein.
Offen bleiben noch Fragen für Kommentare – was meint ihr dazu? Welche Werkzeuge sind für eLearning am besten geeignet? Haben Blogs zurecht eine Negativstellung? Inwiefern hat eLearning Zukunft und wird es die Präsenztermine an der Uni irgendwann einmal verdrängen? Hält das Führen von Wikis oder Weblogs vom Lernen ab? Wie wird eLearning generell eingeschätzt?
ich habe deinen Beitrag sehr interessant gefunden und wollte dir eine kurze Stellungnahme in Bezug auf die Nutzung von Lernblogs dalassen.
Bevor ich mich mit Lernblogs und diversen anderen computergesteuerten Medien näher befasst habe, fand ich sie sinnlos, arbeitsaufwendig und von der eigentlichen Arbeit ablenkend. Doch nach näherer Betrachtung und eingehender Beschäftigung bin ich zu dem Schluss gelangt, dass sie bei sinnvoller und richtiger Nutzung wirkliche Lerneffekte bringen können und dass alle Beteiligten und interessierten Personen wirklich davon profitieren können.
Durch die Schnelligkeit dieser Medien muss nicht mehr stunden- der tagelang auf eine Hilfestellung gewartet werden, sondern man kann die Lösungen direkt im Arbeitsprozess finden und einarbeiten und so deutliche Lerneffekte erzielen.
Milena.Riegler.Uni-Sbg,
Montag, 9. März 2009, 15:39
eLearning an der Uni
Guter und vor allem sehr ausführlicher Beitrag.
Ich finde besonders zwei Aspekte gut, die du aufgefriffen hast, auf die ich wahrscheinlich nicht gekommen wäre: Man hört relativ wenig darüber, dass eLearning Angebote auch von Unternehmen und nicht nur von Schulen oder Universitäten genützt werden. Dass laut Umfrage solche Angebote nicht vom Lernen abhalten, finde ich auch sehr interessant.
Du gehst genau uaf das Thema ein und bringst auch deine Meinung. Finde ich Super.
eLearning hat sicher eine große Zukunft, das denke ich auch. Ob es die Präsenztermine ganz verdrängen wird, stelle ich aber in Frage. Dann würde ja die Diskussion darüber wieder aufflammen, dass Menschen durch die Nutzung der neuen Medien vereinsamen, weil sie keinen physischen Kontakt zu anderen mehr hätten.
philip.sinner.Uni-Sbg,
Donnerstag, 12. März 2009, 20:31
eLearning-Plattformen und eLearning-Blogs, eLearning in Unternehmen
Ich denke Lernplattformen und Lernblogs sollten nicht als Gegenspieler, sondern als unterschiedliche Instrumente für unterschiedliche Zwecke gesehen werden. Plattformen um einer Vielzahl an Teilnehmern gewisse Inhalte zur Verfügung zu stellen, Blogs um gelerntes anzuwenden oder um gemeinsam Inhalte zu erarbeiten, zu diskutieren und zu publizieren.
Ein Ende der Präsenzuniversität kann und will ich mir in naher Zukunft nicht vorstellen, weder eLearning noch Fernuniversitäten wie Hagen können das ersetzen, was universitäres Leben ausmacht.
ELearning im Zusammenhang mit Unternehmen spielt eine große Rolle, allerdings firmiert es in der Regel unter der Bezeichnung Intranet. Dort werden Informationenzur Fort- und Weiterbildung zur Verfügung gestellt.