Auf dem besten Weg ins Oligopol?

Albert.Linner.Uni-Sbg, 19. April 2010, 21:44

 

Unsichtbares unter dem Hammer: Am vergangen Montag, den 12. April 2010, startete die deutsche Bundesnetzagentur die größte Versteigerung von Funk-Frequenzen seit der UMTS-Auktion im Jahr 2000. Dabei geht es vor allem um die Frequenzen für schnelleres mobiles Internet, insbesondere im ländlichen Raum. Die neuen Netze ermöglichen mobile Internet-Geschwindigkeiten von 100 Megabit pro Sekunde. Experten rechnen der Versteigerung eine enorm hohe Bedeutung zu: Alles, was dieses Jahrzehnt in Deutschlands mobilem Internet passiert, hängt von der Versteigerung der neuen Mobilfunkfrequenzen ab." (Spiegel Online, 12.04.2010) Entsprechende Summen stehen im Raum: Bis zu zehn Milliarden Euro könnten die Funkfrequenzen laut Expertenmeinung in die Staatskassen spülen. Vor allem die sogenannten „800er-Frequenzen“ (791 – 862 Mhz) sind heiß begehrt, gelten sie doch aufgrund ihrer hohen Reichweite als „Sahnestück“ der Auktion.


Doch ist die Frequenzversteigerung eigentlich auch ein weiterer Schritt in Richtung Oligopol auf dem schnell wachsenden Internetmarkt?


Lediglich vier Konzerne kämpfen um drei Frequenzpakete: die Deutsche Telekom, Vodafone, O2/Telefonica und e-plus/KPN. Zum Vergleich: Bei der Versteigerung der UMTS-Freuqenzen im Jahr 2000 waren in Deutschland immerhin noch sieben Bieter im Einsatz. Bereits jetzt vereinen Telekom und Vodafone den Löwenanteil der Marktanteile auf sich. Gerade der Bereich des mobilen Internets wird durch den Boom von portablen Geräten wie Smartphones oder Tablet-PCs künftig noch weiter an Bedeutung gewinnen. Die Anbieter für diese Leistungen sind bereits jetzt an einer Hand abzuzählen – mit einem eindeutigen Trend.


Auch auf anderen Internetmärkten regieren bereits Oligopole oder gar monopolartige Verhältnisse: „Als klares Signal für die Konzentrationswelle wachsen die Marktführer in vielen Internet-Branchen schneller als die Verfolger. Im Internet-Handel steigt die Kundenzahl von Ebay, Amazon, Karstadt-Quelle, Otto und Tchibo etwa doppelt so schnell wie bei den meisten Konkurrenten. Vor allem die großen drei aus Amerika - Ebay, Amazon und Yahoo - haben Deutschland als Wachstumsmarkt entdeckt.“ (faz.net, 19.04.2010) Ein anderes Beispiel ist das lukrative Geschäft mit Internet-Suchmaschinen, wo Google fast eine Monopolstellung innehat.


Zweifelsohne bedeutet die Versteigerung der neuen Frequenzen eine Verbesserung für den Endverbraucher, man nehme nur die dadurch entstehende deutlich erhöhte Geschwindigkeit des mobilen Internets. Man sollte jedoch bei aller Euphorie darüber die teilweise bedenklichen Marktverhältnisse als Kehrseite der Medaille nicht außer Acht lassen.

 

Quellen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,688040,00.html


http://de.news.yahoo.com/17/20100411/ttc-versteigerung-von-mobilfunkspektrum-c3b1417.html


http://www.faz.net/s/RubE2C6E0BCC2F04DD787CDC274993E94C1/Doc~EDF5C10193

2FE4991B7B8008CC972CAEB~ATpl~Ecommon~Scontent.html


http://www.pocketpc.ch/news/83074-frequenzversteigerung-deutschland.html

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Aus Allem wird Eins...

Klaus.Schaechner.Uni-Sbg, 19. April 2010, 23:09

Hallo Albert,

vielen Dank für deinen aufschlussreichen Beitrag. Ich verfolge die Versteigerung der Funkfrequenzen mit Interesse, weil ich mich derzeit nicht zwischen dem O2- und dem E-Plus-Netz für mein Handynetz entscheiden kann - besserer Empfang vs günstiger Preis (T-Mobile und Vodafone sind sowieso hoffnungslos überteuert). Wenn mehr Menschen wie ich handeln, dann werden sie kaum zu jenem Anbieter wechseln, der bei dieser wichtigen Auktion leer ausgeht. Meine Wette ist, dass O2 sich die Pakete krallt, weil die Spanier allgemein mehr für den Ausbau ihres Funknetz tun als die Konkurrenz.

Auch bei deiner zweiten Beobachtung gebe ich dir recht. Will ich etwas kaufen? Ich schau bei Amazon. Will ich Freunde anschreiben? Facebook? Will ich suchen? Dann benutze ich aus Datenschutzgründen Ixquick statt Google ;-) Aber sonst stimmt es natürlich, dass die großen Konzerne noch mehr wachsen und kleine, innovative Unternehmen bei Bedarf schlucken (z.B. Facebook und FriendFeed oder Google und Etherpad).

Cheers, Klaus

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