Netlabels: Gegenentwurf zum Gewinnstreben
Albert.Linner.Uni-Sbg, 7. Juli 2010, 12:56
„Sobald eine Idee ausgesprochen ist, ist sie frei“. Soweit die Vorstellung des dritten US-Präsidenten Thomas Jefferson. Bei Musikschaffenden gehen die Ansichten darüber, wie sie mit ihren Rechten in Zeiten der Digitalisierung umgehen wollen, weit auseinander. Ein Modell, das sich in diesem Kontext mehr und mehr etabliert, ist das „Creative Commons“-System. „Some rights reserved“ statt „All rights reserved“.
Eine Ausprägung von Creative Commons auf dem Musikmarkt ist die Idee der „Netlabels“. Dies sind unabhängige Musiklabels, die ihre Musikdateien zum kostenfreien Download im Internet anbieten. Die Idee hinter diesem Konzept ist mannigfaltig. Zum einen soll die Bekanntheit der angebotenen Musik gesteigert werden, zum anderen stellen Netlabels einen Gegenentwurf zur hochgradig kommerzialisierten Musikbranche dar. Eine Hauptintention ist aber sicherlich auch der Spaß am Teilen, Tauschen und Reproduzieren der eigenen Musik.
Die Ursprünge der heutigen Netlabels reichen bis in die 1980er Jahre zurück. Damals startete die Bewegung als Hobby Einzelner, die ihre selbstproduzierte elektronische Musik kostenlos zur Verfügung stellten. Diese Subkultur wuchs im Laufe der 1990er Jahre weiter an. Mittlerweile finden sich unter den Netlabels auch andere Musikgenres wie Independent Rock, Spoken Word oder Hip Hop. Generell sind die Netlabels aber vor allem eine Domäne des Nischenbereichs elektronische Musik geblieben.
Netlabels arbeiten hauptsächlich mit Creative Commons-Lizenzen, wodurch der rechtliche Rahmen abgesteckt ist. Die Musikdateien werden auf den Online-Plattformen meist im MP3- oder OGG-Format zum Download bereit gestellt. Eine Zusammenstellung von Netlabels findet sich nach Kategorien geordnet beispielsweise auf http://netlabels.org/.
Netlabels sind keinem Gewinnstreben unterworfen und in der Tat auch nur in seltensten Fällen profitabel. Dies ist das Erfrischende an diesem Gegenmodell zu den profitorientierten Major- Musiklabels. Letztere bekämpfen mit aller Macht kostenfreie Musikdownloads, während bei den Netlabels die Musik und der Spaß daran im Vordergrund steht. Dieser Wunsch nach – plakativ formuliert – Kunst statt Kommerz ist begrüßenswert. Der Marktanteil der Netlabels liegt zwar trotz kontinuierlich steigender Zahlen nach wie vor nur bei unter einem Prozent. Es ist allerdings davon auszugehen, dass der Netlabel-Kultur in Zukunft vermehrte öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wird.
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Quellen:
· Sebastian Redenz: Das Netlabel als alternativer Ansatz der Musikdistribution in: Open Source Jahrbuch 2005. Zwischen Softwareentwicklung und Gesellschaftsmodell, Lehmanns Media, Berlin 2005 · http://www.gulli.com/news/netlabels-die-geheime-2006-07-07 gulli: Netlabels, die geheime Revolution
Du hast recht
guenter.baumgartner.Uni-Sbg, 7. Juli 2010, 17:08
...es ist wirklich erfrischend, wenn nicht jedes Label unbedingt auf Gewinnmaximierung aus ist. Wenn es dich interessiert, wer in Zukunft nachverfolgen kann, welche Musik du mit deinem Geld gekauft hast, dann besuche meinen Blog.
"Creative Commons..
Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 27. Juli 2010, 11:55
.. als Gegenmodell zu GEMA bzw. AKM, die Großen (Labels) in der Brache, Kreativität und Geld" ist ein ergiebiges Thema. Da könnte man schon noch nachlegen.