Micropayment im Long Tail

Janina.Skibba.Uni-Sbg, 10. Juni 2011, 17:53

 

Wie zahlt man online €0,35? Angesichts der steigenden Popularität von digitalen Gütern des Long Tails stehen InternetuserInnen immer häufiger vor dieser und ähnlichen Fragen. Die Antwort auf den Mangel an elektronischem Kleingeld liefern Micropayment-Systeme. Wie diese funktionieren und wie Micropayments Nischenmärkte und Online-Nachrichtenangebote beeinflussen, wird im folgenden erläutert.

 

Micropayment – der elektronische Kleingeld-Ersatz

Neben Überweisungen und der Bezahlung per Nachname zählen Kreditkarten zu den beliebtesten Zahlungsformen im Internet. Deren Einsatz lohnt sich aufgrund der anfallenden Transaktionskosten jedoch erst ab einem entsprechenden Rechnungsbetrag. Eine wirtschaftliche Verrechnung von Kleinstbeträgen wird erst durch Micropayment Systeme möglich. Im Gegensatz zum Macropayment betreffen Micropayment-Zahlungen Größenordnungen von €0,01 bis ca. €10,00. Darüber hinaus werden Transaktionen unter €0,05 als Pico- bzw. Nanopayment bezeichnet (vgl. Dannenberg/Ulrich 2004: 31ff.).

 

Die meisten Micropayment-Systeme basieren auf dem Pay-Later Zahlungsverfahren: Da für eine einzelne Buchung zu hohe Aufwendungen entstehen, werden die durchgeführten Transaktionen von dem Micropayment-Anbieter erfasst und am Ende des Monats im sog. Billingverfahren abgerechnet (vgl. Meier 2009: 151). Anders verhält es sich mit Pre-Paid-Systemen. Bei diesen wird im vorab ein gewisser Betrag („Guthaben“) eingezahlt, von welchem im weiteren Verlauf Kleinstbeträge abgebucht werden können. Zu den bekanntesten Pre-Paid-Verfahren zählen die GeldKarte in Deutschland und @Quick in Österreich (vgl. Lammer/Stroborn 2006: 60f.).

 

Zu den bekanntesten Pay-Later Micropayment-Anbietern gehören u.a.:

 

Micropayment und der Long Tail des Nachrichtenangebotes

Micropayment-Systeme ermöglichen den gewinnbringenden Absatz von Produkten am Ende des Long TailsDurch den Wegfall von Transport- und Versandkosten eignet sich Micropayment vor allem für digitale Long Tail-Güter. In diese Kategorie fallen Bücher, Musikstücke, Videos, aber auch Zeitschriften-Artikel, Software und Programme sowie online Pay-TV (vgl. Müller/Eymann/Kreutzer 2003: 299).

 

Ob sich Micropayment auch für die Finanzierung von Online-Nachrichtenangeboten eignet, wird zum Teil kontrovers diskutiert. In diesem Zusammenhang fordern Graybeal und Hayes (2010: 9-26) die Einführung eines modifizierten Nachrichten-Micropayment-System. Dieses geht über das herkömmliche Verfahren, Artikel gegen geringes Entgelt via Micropayment anzubieten, hinaus. Das modifizierte Micropayment-System für Nachrichtenangebote basiert auf vier Kernaspekten: einer zentralen Bank zur Zahlungsabwicklung, dem Fokus auf lokaler Berichterstattung, Micropayment und Social Sharing Aspekten. Vor allem durch die Komponente des Social Sharings verfolgt dieses Zahlungssystem neue Wege. So können einzelne Nachrichten im Social Web geteilt werden, Multiplikatoren werden mit Rabatten oder Gutschriften für die Verbreitung der Inhalte belohnt (vgl. Graybeal/Hayes 2010: 9 – 26).

 

Der Einsatz von Micropayment-Systemen für Nachrichtenangebote findet jedoch nicht nur Befürworter. Exemplarisch ist Wilkof (2009: o.S.) zu nennen, welcher das Ende des Long Tails von Online Nachrichtenangeboten durch Micropayment-Systeme prophezeit. Da die Verbreitung einer Nachricht maßgeblich von der Stärke des Mediums, welches diese verbreitet, abhängt, werden laut Wilkof nur starke Marke in der Lage sein, ihr Nachrichtenangebot entsprechend zu monetarisieren. Entgegen Chris Anderson’s These des Long Tail, profitieren in diesem Fall nicht Nischenmärkte, sondern einzelne Medienkonzerne.

 

Während die Debatte um das Für und Wieder von Micropayment-finanzierten Online-Nachrichtenangeboten noch längst nicht abgeschlossen ist, planen bereits einzelne Medien, allen voran das Wall Street Journal, die Einführung von Micropayment-Diensten.

 

Die Zukunft des Micropayments:

Mit zunehmender Popularität von Nischenprodukten wird auch die Relevanz der Micropayment-Systeme steigen. Um Kleinstbeträge noch effizienter bezahlen zu können, werden sich neue, innovative Zahlungssysteme etabliert müssen. Dies trifft vor allem für den Bereich des Mobile Micropayments zu, dem gerade in Entwicklungsländern eine zentrale Rolle zukommt (vgl. Wheen 2011: 188). Durch die Stagnation von Online-Werbeeinnahmen werden aber auch für Informationsangebote zukünftig neue Finanzierungsformen entwickelt werden müssen (vgl. Dannenberg/Ulrich 2004: 61). Völlig neue Wege gehen in diesem Zusammenhang Social Micropayment-Dienste wie Flattr und KachingleOb diese langfristig von der breiten Masse akzeptiert werden und eine solide Finanzierung von Online-Angeboten ermöglichen, bleibt abzuwarten.

 

Connector: Nischenproduktion

 

Literatur:

Dannenberg, Marius/Ulrich, Anja (2004): E-Payment und E-Billing. Elektronische Bezahlsysteme für Mobilfunk und Internet. Wiesbaden: Gabler/GWV Fachverlag.

 

Graybeal, Geoffrey M./Hayes, Jameson L. (2010): All The News That’s Fit To Pay For Online. The Case for a Modified News Micropayment Model on the Social Web. Texas: International Symposium on Online Journalism. Online im Internet unter http://online.journalism.utexas.edu/2010/papers/GraybealHayes10.pdf (10.06.2011).

 

Lammer, Thomas/Stroborn, Karstsen (2006): Internet-Zahlungssysteme in Deutschland und Österreich. Ein Überblick. In: Lammer, Thomas (Hg.): Handbuch E-Money, E-Payment & M-Payment. Heidelberg, Physica, S. 57 – 72.

 

Meier, Andreas (2009): eDemocracy & eGovernment. Eintwicklungsstufen einer demokratischen Wissenschgesellschaft. Berlin, Heidelberg: Springer.

 

Müller, Günter/Eymann, Torsten/Kreutzer, Michael (2003): Telematik- und Kommunikationssysteme in der vernetzten Wirtschaft. München: Oldenbourg.

 

Wheen, Andrew (2011): Dot-Dash to Dot.com. How Modern Telecommunications Evolved from the Telegraph tot he Internet. New York, Dordrecht, Heidelberg: Springer Science+Business Media.

 

Wilkof, Neil (2009): Micropayments for On-Line Contents: Ist he Long Tail No More? Online im Internet unter http://ipfinance.blogspot.com/2009/06/micro-payments-for-on-line-contents-is.html (10.06.2011).

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