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Sonntag, 24. Mai 2009

 1. Neue Medien in China

Die geographische Situation des Landes schafft besondere Bedürfnisse der Bevölkerung. China ist extrem groß, aber extrem unterschiedlich besiedelt. Die Einwohner müssen zur Kommunikation also große Distanzen überwinden. Auch ist die Entwicklung des Landes sehr unterschiedlich. Die Kommunikationsbedürfnisse in den großen Metropolen an der Ostküste unterscheiden sich nur in Details von denen in Westeuropa. Entsprechend werden dort Mobiltelephonie und Mobiles Internet teilweise selbstverständlicher eingesetzt als beispielsweise in Österreich. Auch die Infrastruktur erlaubt eine solche moderne Nutzung von Kommunikationsmedien.

Anders ist die Situation auf dem Land. Dort ist die Bevölkerung noch stärker landwirtschaftlich geprägt und hat entsprechend andere Ansprüche an Kommunikationsmedien. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Geschichte und der Nutzung von neuen Medien in China.

 

 

1.1 Telekommunikation

 

China, ein aufstrebendes Entwicklungsland: Für einige Menschen mag das fragwürdig klingen, zumal das Reich der Mitte des Öfteren als zukünftige Weltmacht bezeichnet wird. Die Arbeit zeigt bereits im ersten Teil, dass China einen großen Aufschwung erlebt hat und weiterhin erleben wird. Anhand des Telekommunikationssektors, kann man sowohl den vorherigen Rückstand, als auch den Aufschwung der Volksrepublik (VR) deutlich sehen.Aber: "By 1995, there were already 40 million fixed-line subscribers and the teledensity rate had already reached 3.4%."

(Wauschkuhn 2001: 12) Die meisten Reformmaßnahmen wurden auf den Netzausbau und die Verbesserung der internen Struktur gelegt. Der erste Schritt zur Entmonopolisierung wurde im Jahr 1993 durch die Gründung des Unternehmens Jitong mit Hilfe des Ministry of Electronic Industry (MEI) getätigt. Zunächst beschränkte sich der Arbeitsbereich von Jitong auf diverse Services, die Datenübertragung und die Forschung an neuen Technologien, was später aber erweitert wurde. Durch zusätzlichen Druck verschiedener Interessenten wurde 1994 eine weitere Reform in die Wege geleitet, durch die ein zusätzlicher Anbieter die China United Communication Corporation, kurz Unicom, zugelassen wurde. Dies war ein großer Schritt in Richtung Marktöffnung.

Die Unicom hat jedoch auch heute noch große Schwierigkeiten sich auf dem Markt zu etablieren. Der Grund hierfür liegt im Aufbau der Unicom, die Hausnetze von diversen Unternehmen bekam, damit sie unabhängig von der Telekom ist. Die Netze wurden bisher, wie oben erwähnt, nur für brancheneigene Zwecke genutzt. Zu Beginn konnte Unicom sich lediglich in vier großen Städten niederlassen. Im weiteren Verlauf baute sie die eigenen Netze aus. Dem zufolge entstand ein großer Wettstreit zwischen Unicom und Telecom, wobei die letztere durch die staatlichen Subventionen mehr Möglichkeiten hatte. Diese Subventionen sollten in naher Zukunft abgeschafft werden, da ein großes Problem darin bestand, dass die China Telecom vom Ministerium für Post- und Telekommunikation geleitet wurde. Dieses war seit der Marktöffnung aber auch für die Regulierung zuständig. Regulator und Besitzer gleichzeitig zu sein ist so gut wie unmöglich, daher wurde 1994 eine Umstrukturierung vorgenommen.

Das MPT hat sich fortan auf die Regulierung beschränkt. Das neu gegründete Directorate General of Telecommunications (DGT) hat sich offiziell als China Telecom registrieren lassen. Diese strikte Trennung war nicht sofort möglich, vielmehr war sie lediglich auf dem Papier vorhanden. Eine weitere Neuerung bei der Reform war die Möglichkeit Aktiengesellschaften oder GmbHs zu gründen. In Folge dessen konnten neue Wege der Finanzierung eingeschlagen werden, was durch zahlreiche Joint Ventures getan wurde. Unicom gründete 1995 die Chinese – Chinese – Foreign – Joint Venture (CCF) , da zu diesem Zeitpunkt eine direkte Beteiligung ausländischer Unternehmen nicht möglich war. 1998 verurteilte das MPT jedoch die CCF Organe, wodurch diese aufgehoben wurden und Unicom Ausgleichszahlungen leisten musste. (vgl. Wauschkuhn 2001: 15) Der Hintergrund der Verurteilung bestand darin, dass das MPT das eigene Unternehmen, die China Telecom, unterstützen wollte. Hierbei zeigt sich, dass das MPT keineswegs nur eine Regulierungsbehörde war. Neben diesem Konflikt kam es auch, wie oben erwähnt, zu Duplikationen im Netzausbau. Das MPT war durch seine noch bestehenden Verstrickungen zur Telecom nicht mehr in der Lage solche Konflikte zu lösen, daher beschloss der Volkskongress das Ministerium neu aufzubauen und eine neue Regulierungsbehörde, das Ministry of Information Industry (MII) zu gründen, was im März 1998 geschah.

 

 

The most revolutionary step taken by the MII since its establishment was to split the former China Telecom into four operationally independent groups in mid-1999, namely China Telecom, China Mobile, China Satellite and Guo Xing Paging Company (ITU 2006: 10)

 

Die diversen Zuständigkeitsbereiche werden seit der Zerschlagung innerhalb der Unternehmen aufgeteilt. So ist China Mobile für den Service und die Bereitstellung im Mobilfunknetz zuständig, China Satellite für den Satelittenbreich und Guo Xin Paging Company für den Paging Service. Durch die Zerstückelung der China Telecom in mehrere Teile, gab es für die bisher sehr viel kleineren Unternehmen Unicom und Jitong die Möglichkeit mit China Telecom zu konkurrieren. Der Marktanteil des bisherigen Monopolisten betrug 95%, 1998 wurde die Zahl der Festnetzanschlüsse sogar auf 15,1 Millionen erhöht. Unicom dagegen konnte erst im Sommer `98 das erste eigene Festnetz in Betrieb nehmen. (vgl. Zou 2007: 149). Ein weiterer Pluspunkt der Unterteilung waren die Gründungen neuer Unternehmen im Bereich der Telekommunikation. Durch die erhöhte Konkurrenz und die daraus folgende Preissenkung konnten mehr Kunden geworben werden. So betrug, laut Jintong Lin (103) der Durchschnitt an jährlichen Neukunden von 1991 bis 1998 pro Jahr 42,82%.

 

"Between 1991 an 1994, the average annual growth in rural areas was as high as 34.3% and the rate of automation jumped from 31.6% to 97.6%. [...] 531 county seats had small local networks and had eliminated the boundary between local and rural telephones." (Jintong 2001: 104)

 

Diese Zahlen zeigen deutlich den rapiden Wachstum des Telekommunikationsmarkts.

Der nächste Meilenstein im Telekommunikationsbereich erfolgte 2001 mit dem Beitritt Chinas in die WTO. Hierfür sollten ebenfalls einige Neuerungen in Kraft treten. So versprach China, die Beteiligung von ausländischen Unternehmen auf 49% anzuheben, transparentere Gesetze im Bereich der Regulierung zu erlassen und Zölle zu senken. Ebenfalls 2001 wurde die China Telecom erneut geteilt, in Telecom Nord bzw. Süd. Telecom Nord umfasste zehn Provinzen und fusionierte mit zwei anderen vorhandenen Telekommunikationsunternehmen Netcom und Jitong zu der neuen "China Network Communications Group Company (Netcom Group)". Die restlichen 21 Provinzen im Süden und Westen Chinas wurden zu China Telekom Süd zusammengefasst, der den Namen "China Telecommunications Group Corporation (China Telecom Group)" übernahm. (Zou 2007: 157)

Seit dieser bisher letzten Reform gibt es nun mehr sechs Unternehmen, die relativ stabil den Markt beherrschen und entweder in staatlicher Hand oder in staatlichem Mehrheitsbesitz sind. Diese werden seit 2008 in einer weiteren Reform jedoch erneut komprimiert, da China plant sich auf drei Anbieter zu beschränken (vgl. OQ2, Stand Juli 2008).

Die Zahl der Festnetznutzer in China ist seit der Reform 1978 rapide gestiegen. Laut International Telecommunication Union (2006: 5) stieg die Marktdurchdringung im Durchschnitt um 3%. Im Jahr 2006 beträgt die Zahl der Festnetznutzer 367.8 Millionen, davon kommen 251.4 Millionen aus den Städten, die restlichen 116.4 Millionen aus ländlichen Gebieten (vgl. Zou 2007: o.S.).

Trotz dieser hohen Zahlen ist bis heute keine Marktsättigung erreicht worden. Für die nächsten Jahre rechnet China mit einem weiterhin stetig steigenden Zuwachs im Telekommunikationssektor.

"By 2010, the number of telephone users will reach 1 billion, of which fixed telephone users reached 400 million, representing a penetration rate of 30%" (vgl. Zou 2007: o.S.).^

 

 

1.2 Mobilfunk

 

 

 

In den letzten Jahren ist vor allem die Nutzung von SMS Nachrichten gestiegen. Dies hat auch mit dem kulturellen Hintergrund zu tun. Für Chinesen ist es unhöflich, dass sie, bei Nichterreichen des Gesprächspartners, ihm auf die Mailbox sprechen. Daher werden sie an eine Zentrale weitergeleitet. Diese nimmt die Nachricht auf und verschickt sie per SMS. Mittlerweile werden rund 50 % der weltweiten Nachrichten aus dem Reich der Mitte verschickt.

 

 

Quellenverzeichnis:

Balaouras, Helena (2008): Malaysia und China im Informationszeitalter: Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien und Innovationsmilieus. Unveröffentlichte Dissertation, Paris – Lodron – Universität Salzburg.

Lin, Jintong / Liang, Xiongjian / Yan, Wan (2001) : Telecommunications in China: Development and Prospects. New York: Nova Science Publisher Inc.

Wauschkuhn, Markus (2001): Telecommunications and Economic Development in China, Berichte des Arbeitsbereichs Chinaforschung Nr. 16, Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management der Universität Bremen und Internationaler Studiengang Volkswirtschaftslehre der Hochschule Bremen

Worldfactbook OQ2, Stand Juli 2008

Zou, Bing (2007): Vergleichende Analyse der Telekommunikationsreformen in der

Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China. Eine soziologisch-systemtheoretische Beobachtung funktionaler Differenzierung in Gesellschaft und Organisation. Unveröffentlichte Dissertation. Ludwig – Maximilian – Universität München.

http://www.chinaembassy.org.in/eng/kj/P020080725521816721938.ppt , 1.1. 2009.

http://www.itu.int/osg/spu/ni/multimobile/papers/ChinaHKMobileMultimedia.pdf , 1.1 2009.

Der Mobilfunk existiert in China seit 1987. Nach der oben erwähnten ersten Aufspaltung hatte China Mobile das Monopol inne, das erst Ende der 90er mit Unicom Konkurrenz erhielt. Auch heute noch wird die Versorgung des Marktes nur von diesen beiden Unternehmen beherrscht. Zu den vorherrschenden Standards CDMA und GSM kommt seit 2001 der regional begrenzte "Xiao Ling Tong (Little Smart)" hinzu, der von der China Telecom und Netcom zusammen betrieben wird. Dieser Dienst ist für die meisten Leute erschwinglich. Durch die Preissenkungen übertraf 2001 China "die USA und wies die weltweit größte Mobilfunkteilnehmerzahl von gut 145 Mio. auf. 2003 gab es zum ersten Mal in China mehr Handybenutzer (270 Mio.) als Festnetztelefonierende (263 Mio.). " (Zou 2007: 166) 2007 ist diese Zahl bereits auf 547.3 Millionen Nutzer gestiegen. China ist somit das führende Land in der Welt (vgl. Central Intelligence Agency 2009). In Bezug auf die im ersten Kapitel genannte Einwohnerzahl von rund einer Milliarde, ist diese Zahl jedoch sehr gering.

Seit der Gründung der VR 1949 bis zum Jahr 1994 gab es in China auf dem Telekommunikationsmarkt nur einen Betreiber: das Ministerium für Post- und Telekommunikation hatte mit der China Telekom das Monopol inne und bestimmte so über die Preise. Bis zur Reformpolitik wurde das Telefonnetz nur für politische Zwecke (Militär, staatliche Verteidigung, staatliche Verwaltung) benutzt. Demzufolge hatten nur Chinesen von hohem politischem Rang, sowie große Firmen einen Telefonanschluss und jedes Unternehmen (Post, Bahn,...) hatte seine eigene Leitung. In Folge dessen betrug die Teledensität 1980 lediglich 0,43% (vgl. Balaouras: 174)

Die Wirtschaftspolitik 1978 "beinhaltet einerseits die Reform, die innerhalb des Landes in verschiedenen Bereichen vollzogen wird und andererseits die Öffnung nach außen." (Zou 2007: 123) Bei der Reform `78 musste China erkennen, dass das Telekommunikationsnetz schlecht ausgebaut und dies für die VR ein Wettbewerbsnachteil ist. Der geplante Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) trug seinen Teil dazu bei, dass insbesondere im Dienstleistungssektor eine Marktöffnung vollzogen wird. Zunächst änderte China Schritt für Schritt die Finanzierung, wodurch die Telekommunikation nicht nur staatlich subventioniert wurde, sondern durch Kredite, etc sich ein Stück weit selbst finanzieren konnte. Außerdem mussten die Gewinne nicht mehr an den Staat abgegeben werden, sondern wurden neu investiert. Die Folge: "Die jährliche Wachstumsrate von Telefonanschlusskunden stieg von 7,83% im Zeitraum 1980-1985 auf 17% im Zeitraum 1986-1990." (Zou 2007: 133). In den 80er Jahren wurde für die Produktion der Markt geöffnet, wodurch sich ausländische Unternehmen zumindest bis zu einem gewissen Grad beteiligen konnten. Im gleichen Jahrzehnt legte das Ministerium für Post und Telekommunikation (MPT) einen neuen 15 Jahresplan vor, in dem die Dichte bis zum Jahr 2000 auf 2,8% vergrößert werden sollte.

 

 

 

 

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Liebe Katrin,

den Inhalt deines Kommentares finde ich sehr detailliert ausgearbeitet und auch hast du dir bei den Quellen Mühe gegeben. Leider hattest du schwere Probleme bei der Formatierung deines Textes. Auch die Quellen können nicht via Verlinkung verfolgt werden.

Lg, Mirona

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by Michaela.Baumgartner.Uni-Linz (Mi, 8. Jul, 21:15)
Toller Beitrag Kati!   Ich...
Toller Beitrag Kati!   Ich find's einfach unheimlich...
by Josef.Schopf.Uni-Sbg (So, 5. Jul, 11:25)
Danke
da hast natürlich Recht, hab's schon ausgebessert.
by Katrin.Fleischmann.Uni-Sbg (Sa, 27. Jun, 17:51)
Danke für den Hinweis
das war tatsächlich ein Missverständnis....
by Katrin.Fleischmann.Uni-Sbg (Sa, 27. Jun, 17:50)
Hinweis...
ich finde deinen Artikel sehr interessant... aber zuerst...
by sabine.lindorfer.Uni-Linz (Fr, 26. Jun, 18:47)

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