Produktdifferenzierung durch "Versioning" - Individualisierung des Massenmarktes

siegfried.greisinger.uni-linz, 2. November 2009, 17:06

Konsumentenrente als Ursprung der Produktdifferenzierung

Meines Erachtens hat das „Versioning“ seinen Ursprung im Wunsch nach dem Abschöpfen der Konsumentenrenten seitens des Anbieters. Unterschiedliche Käuferschichten sind bereit unterschiedliche Preise für das gleiche Produkt zu bezahlen, das nennt man in der Mikroökonomie Zahlungsbereitschaft. Um diesen Umstand zum Vorteil des Anbieters zu nutzen bedienen sich Unternehmen der Produktdifferenzierung und bieten unterschiedlichen Kundenschichten jeweils angepasste Produkte an. Dieses Verhalten der Unternehmen gibt es nicht erst seit dem E-Business Zeitalter, es ist am freien Markt in fast allen Bereichen zu finden. Ein Beispiel wäre das Anbieten von unterschiedlichen PKW Modellen eines Autoherstellers. Audi bietet den Kunden unterschiedliche Modelle wie den A3, A4, A5, A6 etc. und unterteilt die Modelle in unterschiedliche Ausstattungsvarianten um hier erneut eine Produktdifferenzierung vorzunehmen. Diese Differenzierung hat meines Erachtens als oberstes Ziel die Konsumentenrenten abzuschöpfen, dass der Kunde ein nach seinen Wünschen optimalen PKW bekommt ist ein Folgeeffekt aufgrund dessen der Konsument bereit ist seine volle Zahlungsbereitschaft einzusetzen - dadurch schließt sich der Kreis dann wieder hinsichtlich dem Abschöpfen der Konsumentenrente durch den Anbieter.

 

Konsumentenrente aus Preis, Menge, Angebot und Nachfrage.

Quelle: [Gabler Wirtschaftslexikon]


E-Business Beispiele

Um nun wieder zurück zum E-Business zu kommen nutze ich die Möglichkeit des Verlinkens und verweise auf Beispiele zum „Versioning“ meiner Kommilitonen.


Einfaches Versioning im E-Business & "mass customization"

Einige Anwendungen im E-Business haben den Vorteil, dass deren Entwicklung und die Herstellung der ersten Kopie zwar sehr teuer ist, das Erstellen jeder weiteren Kopie aber sehr günstig ist. Das sieht man zum Beispiel beim neuen Betriebssystem Windows 7 von Microsoft. Gepaart mit einem weiteren Umstand – der einfachen Anpassbarkeit von vielen E-Business Produkten, wie eben in dem genannten Fall Microsoft Windows 7 – ist es möglich unterschiedliche Versionen zu erstellen, ohne das Produkt selbst neu zu entwickeln. Man deaktiviert einfach Teile der Software und bietet diesen reduzierten Funktionsumfang als unterschiedliche Versionen zu unterschiedlichen Preisen an. Die Entwicklung und Weiterentwicklung (Sicherheitslücken patchen etc.) findet im optimalen Fall aber nur am vollständigen Produkt statt und lässt sich ohne Aufwand auf die limitierten Fassungen übertragen. Diesen Umstand macht man sich auch beim "mass customizing" zu Nutze. Durch kostengünstige, automatisierbare, geringfügige Änderungen beziehungsweise Anpassungen kann auf die Wünsche des Endbenutzers eingegangen werden. Für ihn sieht es so aus, als erhielte er ein individuelles Produkt, und der Kunde ist somit bereit einen höheren Preis beziehungsweise das Produkt überhaupt erst zu kaufen.

 

Idente Sichtweisen in der Literatur

Nach einem weiteren Durchstöbern der Literatur in den von der JKU zur Verfügung gestellten Onlinebibliotheken habe ich eine sehr passende Lektüre gefunden. Im Handbuch „Produkt-Management“, Kapitel „Versioning“ wird die Thematik wie folgt beschrieben: „Mit dem Begriff „Versioning“ wird das Anbieten verschiedener Produktversionen zu in der Regel unterschiedlichen Preisen verstanden. Dabei umfasst die Strategie des Versioning sowohl die Aspekte der Preis- als auch die der Produktdifferenzierung. Durch das dadurch entstehende differenzierte Angebot soll den unterschiedlichen Präferenzen der Konsumenten Rechnung getragen und eine möglichst hohe Konsumentenrente abgeschöpft werden (Shapiro/Varian 1998, S. 110 und Skiera/Spann 2000, S. 543 f.). Versioning gewinnt heutzutage vor allem im Bereich des Internets im Zusammenhang mit digitalen Produkten zunehmend an Bedeutung, da sich in diesem Bereich die Umsetzung von differenzierbaren Eigenschaften einfacher verwirklichen lässt (Skiera/Spann 2000, S. 543 f.). Aber die Strategie des Versioning ist keines Wegs auf das Internet beschränkt, sondern wird auch bei nicht digitalen Produkten in herkömmlichen Märkten verbreitet eingesetzt.“ [Mang & Spann, S. 683]

 

Literatur

Das Thema wurde von mir jetzt nur kurz angeschnitten, wen die Themen Konsumentenrenten, Preisfindung, Produktdifferenzierung etc. interessieren wird unter folgenden Quellen fündig (Einige Quellen wie die Onlinebibliothek SpringerLink benötigen eine Kennung).

 

[Gabler Wirtschaftslexikon] Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Konsumentenrente.
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/10667/konsumentenrente-v5.html (Zugriff am: 02.11.2009)

 

[Mang & Spann] Mang, S.; Spann, M.: Versioning. In: Albers, S.; Herrmann, A.: Handbuch Produktmanagement. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Gabler, Wiesbaden 2007, 2007, S. 682-698.
https://han.ubl.jku.at/han/springerlinkdb/www.springerlink.com/content/w03l7034q0066367/?p=c4b5055d4fc34e92a51d77957a35d4fd&pi=2 (Zugriff am: 02.11.2009)

 

[Wikipedia 2009] Wikipedia Community, Wikipedia – Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Konsumentenrente.
http://de.wikipedia.org/wiki/Konsumentenrente (Zugriff am: 02.11.2009)

 

[Woeckener 2007] Woeckener, B.: Strategischer Wettbewerb. Marktökonomische Grundlagen, Produktdifferenzierung und Innovation; Springer Berlin, Heidelberg, 2007.
https://han.ubl.jku.at/han/springerlinkdb/www.springerlink.com/content/h256h8/?p=1a50ae213e3d440cb28a6ea18424083d&pi=0 (Zugriff am 02.11.2009)

1 comment :: Kommentieren

Auf den Punkt gebracht

thomas.pichler.uni-linz, 3. November 2009, 21:19

Ich finde du hast in deinem Beitrag die Grundlagen und die Idee bzw. den Hintergedanken des Versioning sehr gut und ausführlich geschildert. Insbesondere da ich auch der Meinung bin, dass beim Versioning weniger die Kundenzufriedenheit im Vordergrund steht als vielmehr die Ausnutzung der Möglichkeiten des Unternehmens Umsatz zu generieren, indem sie die Zahlungsbereitschaft von potentiellen Kunden berücksichtigen. Bist mir etwas zuvor gekommen mit deinem Beitrag;-) Find ich echt sehr gut.

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