„Follow the free“ - Verschenken von Teilprodukten und –diensten

siegfried.greisinger.uni-linz, 2. November 2009, 17:07

Grundlegendes

Ich konnte in der Literatur folgende Gründe für das Verschenken von Teilprodukten und –diensten finden.

  • Netzeffekte
  • Fixkostendominanz
  • Lock-in-Effekt

Zur Einleitung möchte ich eine sehr gute Grafik von Michael Herrling zeigen, in welcher er die „Follow the free“-Strategie im Gegensatz zur Skimming-Strategie und der Penetrations-Strategie darstellt.

 

Follow the free“-Strategie im Gegensatz zur Skimming-Strategie und der Penetrations-Strategie

Quelle: [Herrling 2009]

 

Netzeffekte

Bei den Netzeffekten geht es darum, dass bei einigen Angeboten der direkte Nutzen für das Individuum um so höher wird, desto mehr Anwender das Netzwerk nutzen. Zum Beispiel Facebook.com, Szene1.at etc. Würde diese Portale kaum jemand nutzen, so wäre das Interesse daran sehr gering. Aus den direkten Netzeffekten leiten sich sekundäre Effekte ab, wie zum Beispiel die Werbeattraktivität. Ein Portal wie szene1.at ist für den Anwender kostenlos, für Anbieter von Festen etc. lohnt es sich aber – bedingt durch den Netzeffekt – auf szene1.at entgeltlich zu werben. Selbst wenn die Werbekosten massiv steigen müßte der Preis bis zu einem gewissen Grad akzeptiert werden, bedingt durch die hohe Bekanntheit von szene1.at in Österreich.

 

Fixkostendominanz

Digitale Produkte verursachen meistens sehr hohe Fixkosten in der Erstellung (=“First-Copy-Costs“), die Distribution sowie die Vervielfältigung kostet aber kaum etwas. Diesen Umstand macht man sich zu Nutze und man verschenkt eine kostenlose Variante um Netzeffekte und Skaleneffekte zu nutzen. Die Fixkosten verdient man danach durch kostenpflichtige Folgeprodukte, kostenpflichtige Versionen (z.B.: Premium Pakete) oder sekundäre Effekte (Werbeeinnahmen, Verkauf der Lösung/des Unternehmens, …).

 

Lock-in-Effekt

Bei einem Lock-in Effekt schafft ein Anbieter gegenüber einem Kunden eine Austrittsbarriere für sein Produkt und verschafft sich so gegenüber seinen Mitbewerbern einen Vorteil. Ziel ist, das für einen Kunden der Aufwand für einen Austritt höher ist als der Nutzen durch den Austritt. Diese Lock-in-Effekte müssen aber nicht direkt zwischen Anbieter und Kunden stattfinden, sie können auch über mehrere Ecken gehen. Zum Beispiel werden für das Microsoft Betriebssystem aufgrund seiner Verbreitung mehr Spiele entwickelt, als dies bei Linux der Fall ist. Das ist einer der Gründe warum jemand der seinen PC vorrangig zum Spielen verwendet deshalb darauf verzichtet auf Linux zu wechseln. Die Austrittsbarrieren sind keine Errungenschaft des E-Business, es gibt sie auch in der „old economy“.

 

Eigene Meinung

Meines Erachtens wird das „follow-the-free“-Prinzip auch weiterhin im Internet sehr stark verbreitet sein. Viele Nutzer sind nicht bereit für Dienstleistungen zu bezahlen, welche es jetzt sehr lange kostenlos gibt (Virenscanner für private Zwecke etc.). Durch die Fixkostendominanz und laufend günstigeren Preisen für die digitale Reproduktion und Distribution (Bandbreite etc.) entstehen den Anbietern meines Erachtens in Zukunft noch geringere Kosten für die kostenlose Weitergabe von Produkten. Das ist der Grund warum sie auch in Zukunft auf dieses Pferd setzen werden.

 

Literatur

[Fritz 2001] Fritz, W.: Eine rationale oder ruinöse Preisstrategie im E-Commerce?
http://www.absatzwirtschaft.de/Content/printpage.aspx?_p=1003205&_t=ftprint&_b=28280 (Zugriff am: 02.11.2009)

 

[Herrling 2009] Herrling, M.: Follow the free – Preisstrategie.
http://www.marktpraxis.com/2009/07/28/follow-the-free-preisstrategie/ (Zugriff am: 02.11.2009)

 

[Kelly 2009] Kelly, K.: New Rules fort he New Economy. Follow the free.
http://www.kk.org/newrules/newrules-4.html (Zugriff am: 02.11.2009)

 

[Wikipedia 2009] Wikipedia Community, Wikipedia – Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Lock-in-Effekt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lock-in-Effekt (Zugriff am: 02.11.2009)

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