Statements Die Zukunft der Mediennutzung - Elearning 2.0/ Social Media Learning
melanie.boudar.uni-linz, 5. Mai 2011, 12:05
1 Einleitung
Besonders aufgrund der rasanten Entwicklungen der Medien innerhalb der letzten 5 bis 10 Jahre fragt man sich immer häufiger wohin die Zukunft führt. Das Web, als amorpher Organismus, der unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt ist, wandelt sich ständig und vor allem immer schneller. ExpertInnen berichten von einer explodierenden, statt verschmelzenden, Medienwelt, durch die versucht wird individuelle Bedürfnisse und Wünsche des Einzelnen zu befriedigen. „Die digitale Technik fördert nicht die Einheit, sondern, weil sie sich beliebig konfigurieren und anpassen läßt, die totale Zersplitterung. Das ist die Medienlandschaft von morgen.“ (Polatschek, 1997)
So verhalten sich auch Internetdienste. Ein besonderes Phänomen der Mediennutzung ist das Aufstreben von social media Plattformen wie Facebook, Twitter und Co., doch ist für manche zweifelhaft ob dieses „neue Medium“ als erwünscht oder störend einzustufen ist. Tatsache ist jedenfalls, dass es vom digitalen Alltag nicht mehr wegzudenken ist und uns so tagtäglich aufs Neue beeinflusst.
„Facebook, Xing, Google, Apple oder bei der Deutschen Bahn. Es soll Menschen geben, die führen mittlerweile ein ganzes Adressbuch ihrer selbst – mit Dutzenden von Nutzernamen und entsprechenden Passwörtern für Internetdienste und Online-Shops, handgeschrieben und aufbewahrt an einem der sichersten Orte der Welt: unter dem Kopfkissen. Nun mag das alles komisch klingen, es zeigt bildhaft aber nur allzu deutlich, dass sich unsere Gesellschaft in einem gigantischen, persönlich ebenso zeitraubenden wie jeden Tag aufs Neue spannenden ko-evolutionären Adaptionsprozess befindet. Start-ups wie der Location-based Service Foursquare, der Microblogging-Dienst Twitter, Konzerne wie Google und Facebook oder Individuen wie der WikiLeaks-Kopf Julian Assange und jeder einzelne Internetnutzer selbst prägen nicht nur die digitale Umwelt, in der wir uns täg-lich bewusst, immer mehr aber auch unbewusst bewegen. Wir passen uns auch täglich diesem neuen Metamedium an, das unsere Art miteinan- der zu kommunizieren ebenso verändert wie un-ser Verständnis von Wissen oder gar die Art und Weise, wie wir denken – und leben wollen. Wer hätte noch vor fünf Jahren daran gedacht, dass ein schneller Internetzugang wesentlich dafür verantwortlich sein wird, wie wir Lebensqualität und letztlich Stand- und Wohnorte bewerten? [...] Wie verändert das Internet langfristig unser Leben – fernab von Geräte- Hypes und YouTube-Stars?“ (Seitz, J. & Haderlein, A., 2011).
Nun möchte ich noch ein Beispiel aus dem Fernsehen aufgreifen um die Entwicklung des social media genauer erläutern zu können. Nachdem es aus rechtlichen Gründen allerdings leider nicht möglich ist das Video öffentlich bereitzustellen, folgt eine kurze Beschreibung der Inhalte der Videosequenz.
... Während einer Operation werden die Vorgehensweise und Fortschritte des Eingriffs von AssistenzärztInnen durch die social media Plattform Twitter an andere StudentInnen der Medizin weitergereicht. Der Oberarzt des Spitals ist strikt gegen diese Vorgehensweise, wird aber im Laufe der Sendung von der Plattform überzeugt, da durch sie nicht nur andere Ärzte konsultiert werden können, sondern auch mit Massen zu kommunizieren. So entdeckt der Arzt die Plattform als interessantes Lerntool für sich. ...
Einen interessanten Blog zur Erläuterung der Sendung findet ihr hier.
Dieses Szenario ist zwar relativ realitätsfremd, nichtsdestotrotz lässt sich besonders eine Kernaussage herausfiltern, die von Relevanz sein kann. Und zwar sollte man social media Plattformen nicht gleich zu Beginn den Rücken kehren, da die „neuen Medien“ die Chance bieten, ihre weitreichenden Technologien und Potenziale zu nutzen (Perkins, 2011).
2 Elearning 2.0/ Social Media Learning
Obwohl social media Plattformen bislang meist von PrivatanwenderInnen zur Freundschaftspflege oder als günstiges Kommunikationsmittel sowie von der Wirtschaft als ein weiteres, von bereits unzähligen, Marketingtool genutzt wird haben sie auch brauchbare Funktionen. Eine besondere Funktion ist das aufstrebende Konzept des social media learning. Das interaktive Web 2.0 hat eine neue Generation von Lernern hervorgebracht. War um die Jahrtausendwende das Lernen noch stark coachabhängig, so können in den neuen Netzwerken die Lerner untereinander agieren und schnell Informationen austauschen.
2.1 Was ist Social Media Learning?
„Immer mehr Untersuchungen belegen, dass es eine starke Entwicklung im Lernen gibt, weg von der reinen Instruktion hin zu Kollaboration. Statt sich blind auf transferiertes Expertenwissen (Lernen im „Believe Mode“) zu stützen, erlangt man beim Lernen im „Design Mode“ Wissen durch kollaboratives Erarbeiten von Erfahrungen, Einsichten und Lösungen. Selbstorganisation, offener Austausch, die Weisheit der Vielen und ein intensives Peer-to-Peer-Feedback spielen dabei die wesentlichen Rollen. Social Media Learning kann die bisher gewohnten Lernformen fundamental verändern und
- zu unerwarteten “lernlawinenartigen” Erlebnissen führen
- sich der Kontrolle des Lernprozesses und insbesondere der Lerninhalte durch die Lehrenden und des einzelnen Lernenden entziehen
- rund um den Globus Lernpartnerschaften entstehen lassen
- das “Abschreiben” und “Umnutzen” von Inhalten von einem Vergehen zu einer kreativen und kooperativen Kunst machen
- Lerninhalte allgemein zugänglich und diskutierbar machen
- die “Expertise” weg vom Einzelnen hin zur “Learning Community” verlagern“ (Unbekannt, 2010)
2.2 Warum ist social media learning so vielversprechend?
„Plattformen wie Facebook, Twitter, Blogs, GoogleDocs etc. sind prädestiniert für kollaboratives Lernen. Nicht nur, weil sie Funktionalitäten liefern, die den Austausch, das gemeinsame Arbeiten und gegenseitige Kommentieren vereinfachen, sondern auch, weil sie Lernen öffentlich machen. Im Gegensatz zu geschlossenen Lernplattformen wie Chaträumen, Foren oder klassischen Fernlehrgängen.“ (Unbekannt, 2010)
„Social media applications reinforce class material and positively influence discussions, collaborative work, and authoring.“ (Wankel et al., 2010).
Funktionen wie einfacher Dateienaustausch, Inhaltsgestaltung oder Dikussionsforen und Evaluierungsmethoden führen zu der vermehrten Akzeptanz und Durchführung von eLearning 2.0. Wichtig ist allerdings social media tools effektiv mit den Lernzielen zu paaren, um die gewünschten Resultate zu erlangen.
Auf diese Weise können „Blogs, Wikis und Social Networks [...] nicht nur im Privat- und Geschäftsleben für neuartige Kommunikations- und Kulturtechniken“ sorgen „[...] sondern können auch eine effektive Entwicklung in der Bildung vorantreiben.“ (Unbekannt, 2010)
„Der Lernerfolg verhält sich dynamischer, praxisorientierter und nachhaltiger als bei klassischen Lernmethoden. Das gilt für fast jedes beliebige Thema. Trotz neuer Erkenntnisse und Studien in diesem Bereich halten die meisten Bildungsanbieter jedoch starr und ängstlich vor der Welt des Web 2.0 an alten Lerngewohnheiten fest. Es ist jedoch vorauszusehen, dass mit den schnellen Entwicklungen in den sozialen Medien, der immer leichteren Bedienbarkeit der Web 2.0 Tools und dem Heranwachsen der Digital Natives als High Potentials in Unternehmen, Social Media Learning mittelfristig zu einem wesentlichen Bestandteil der anerkannten Lernmethoden werden wird.
Die Vorteile der Social Networks beim Lernen liegen auf der Hand:
- Statusunabhängiges Miteinander-Lernen
- Direktes Erleben des theoretisch Erlernten im realen Praxisumfeld
- Entstehung eigendynamischer, progressiver Lernprozesse
- Zeitlich flexibler Kommunikationsstrang
- Leichter Austausch von Lernmaterialien, Medien und Links etc.
- Öffentlichkeit der Fragen und Antworten, die auch nicht direkt Beteiligten die Möglichkeit der Interaktion und Hilfe bietet“ (Unbekannt, 2010)
2.3 Zweckbestimmung
Doch nicht nur für Lernende, wie beispielsweise an (Hoch)Schulen hat das Konzept aufgrund seiner Vielzahl an Vorteilen an Bedeutung gewonnen. Auch in Organisationen hat das Konzept des social Media Learning bereits Anklang gefunden und es werden sogar bereits Social Media Akademien ins Leben gerufen. „Social media can play a valuable role in both formal and informal learning in those organizations in which employees have some discretion over how they use their time and when they have easy access to networked computers.“ (Shepherd, 2011).
3 Weiterführende Links
Soziale Barrieren: http://www.pressenet.info/texte/bildung-fernlernen.html
Zukunftsinstitut: www.zukunftsinstitut.de
Zukunft der Medien: http://diepresse.com/home/kultur/medien/494797/Zukunft-der-Medien_Es-riecht-nach-Blut-Schweiss-Traenen
Zukunft der Medien - Die neue Medienlandschaft (Video): http://www.youtube.com/watch?v=CJ6QaP6Nm44&feature=related
Medien der Zukunft/Zukunft der Medien: http://www.magazin-deutschland.de/de/artikel/artikelansicht/article/medien-der-zukunft-zukunft-der-medien.html
4 Buchtipp für Interessierte
Bingham, T. & Conner, M. (2010). The New Social Learning: A Guide to Transforming Organizations Through Social Media. San Francisco: Berret-Koehler Publishers, Inc.
5 Quellen
Baum, R. (2009). Lernen mit Social Media Tools: Facebook und/oder Twitter?. http://blog.carrot-solutions.de/2009/09/01/lernen-mit-social-media-tools-facebook-undoder-twitter (04.05.2011)
Perkins, L. (2011). What you can learn from Dr. Webber‘s Twitter experience in „Grey‘s Anatomy“. http://www.lindseyperkins.com/2011/02/10/what-can-you-learn-from-dr-webber’s-twitter-experience-in-“grey’s-anatomy” (04.05.201
Polatschek, K. (1997). Die Medien der Zukunft werden nicht verschmelzen, sondern explodieren. http://www.zeit.de/1997/36/titel.txt.19970829.xml (04.05.2011)
Seitz, J. & Haderlein, A. (2011). Die Netzgesellschaft: Schlüsseltrends des digitalen Wandels. http://www.zukunftsinstitut.de/verlag/studien/leseprobe_netzgesellschaft.pdf (04.05.2011)
Shepherd, C. (2011). Does social media have a place in workplace learning?. In: Strategic Direction, Vol. 27 (2).
Unbekannt (2010). Social Media Learning - Der Einsatz von Social Media Techniken beim digitalen Lernen. http://www.basicthinking.de/blog/2010/10/25/social-media-learning-der-einsatz-von-social-media-techniken-beim-digitalen-lernen/ (04.05.2011)
Wankel, C., Marovich, M. & Stanaityte, J. (2010). Cutting-edge social media approaches to business education: Teaching with LinkedIn, Facebook, Twitter, Second Life, and blogs. Greenwich: Information Age Publishing.
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