16. Oktober 11 | Topic: Propaedeutikum | doris.rumpl.uni-linz
Im Zuge des Propädeutikums haben wir einen kurzen sehr überspitzten Film zum Thema Gegenkulturen gesehen. Leider konnte ich den Film im Nachhinein nicht mehr ausfindig machen, hätte in ansonsten sehr gerne an dieser Stelle nochmals gepostet, da er, meiner Meinung, nach einige sehr interessante Inhalte aufgeworfen hat.
An manchen Stellen musste ich besonders schmunzeln, da ich an meine eigenen Erfahrungen, welche ich im Zuge des MMORPG (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game) World of Warcraft gemacht habe, denken musste.
Einige Aspekte die mir in Hinblick auf die Entwicklung von Gegenkulturen selbst aufgefallen sind möchte ich nun an dieser Stelle erörtern.
Ich kenne auch privat viele Gamer und die größte Auffälligkeit ist sicherlich die Sprache. Dass sich innerhalb des Spiels eine eigene Sprache entwickelt ist keine große Überraschung und sitzt man als völliger ?Nicht-SpielerIn? neben einem Zocker der/die gerade in sein Spiel vertieft ist, kann es leicht passieren, dass man plötzlich kein Wort mehr versteht. Erstaunlicher für mich ist allerdings, dass Gamer auch im RL (real life) oftmals nicht mehr ohne bestimmte Begrifflichkeiten auskommen. Dem/der SpielerIn selbst ist das meistens gar nicht bewusst und er/sie bemerkt dies erst an den verwunderten Blicken aller anderen.
Mein Freundeskreis besteht ungefähr zu gleichen Teilen aus SpielerInnen und Nicht-SpielerInnen, wobei man im Laufe eines gemütlichen Abends die einzelnen Parteien immer leicht unterscheiden kann, da früher oder später die Zocker an einem Teil des Tisches landen werden und ihnen anscheinend keiner mehr folgen kann. Unbedingt anmerken möchte ich aber, dass Gamer sich zwar manchmal abzugrenzen scheinen, aber niemals jemanden ausschließen, Zocker haben hingegen oftmals das Gefühl wegen ihres Hobbies (und nichts anderes ist so ein Spiel) belächelt zu werden.
An dieser Stelle möchte ich eine Anekdote welche in WoW kursiert (wie viel Wahrheit dahinter steckt ist immer schwer zu überprüfen) zum Besten geben, um Nicht-SpielerInnen einen kleinen Einblick zu geben und auch das Lebensgefühl von Extremzockern irgendwie zu beschreiben, diese Geschichte ist sehr schräg und gilt auch unter ?Casualgamern? als skurril.
Ein Pro-Spieler (professioneller, bezahlter Spieler) kam bei einem Autounfall ums Leben und seine Gilde (vereinfacht ein Verband von Gamern, welche zusammen spielen) wollte ein Online-Begräbnis für ihn organisieren, da sie davon ausgingen dies hätte ihm gefallen. Das fand großen Anklang in weiten Teilen der Communitiy und viele Gamer wollten einem ihnen eigentlich unbekannten Menschen auf diese Weise die letzte Ehre erweisen. In einem Forum zu diesem Thema tauchte dann ein Thread auf, dessen Autor fragte: ?Und, was hat er gedropt?? (nach einem Bosskill ?dropt? dieser die Belohnungen)
Aus dieser Geschichte kann jetzt jeder seine eigenen Schlüsse ziehen. Ich finde auf der einen Seite kann man sehr gut erkennen, wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl, ja sogar Freundschaften zwischen Menschen entstehen können, die sich nur über ein interaktives Medium kennen gelernt haben und auf der anderen Seite zeigt es auch die Anonymität auf, ohne welche andere Menschen wahrscheinlich nie Scherze über den Tod dieses Menschen gemacht hätten.
Zurück zu meinen persönlichen Erfahrungen! Die Schaffung einer richtigen Gegenkultur nur über ein Online-Rollenspiel halte ich für eher unwahrscheinlich. Für mich stehen an erster Stelle der Spaß und die Herausforderung (ehem. Lead-Designer von WoW, Rob Pardo: ?Easy to learn, almost impossible to master.?[Q1]) und natürlich auch das Abtauchen in eine andere Welt.
Der besondere Reiz an einem Online-Spiel besteht sicherlich auch darin neue Menschen kennenzulernen, völlig unabhängig von Herkunft, Bildungsniveau oder Alter. Bisher habe ich einmal an einem Gildentreffen teilgenommen und habe dies als eine sehr interessante Erfahrung empfunden. Dabei habe ich Menschen aus drei verschiedenen Ländern kennen gelernt, die Altersspanne lag zwischen 15 und 45 und unter ihnen befanden sich SchülerInnen, Lehrlinge, StudentInnen, LehrerInnen und viele andere Berufsgruppen. Natürlich ist einem nicht jeder auf Anhieb sympathisch, aber alle gingen absolut freundlich miteinander um.
Sicherlich können auch Bekanntschaften über das Spiel hinaus gemacht werden. So haben wir etwa zwei Schweizer kennengelernt, die mittlerweile nicht mehr spielen, aber dennoch stehen wir noch immer in Kontakt und gelegentlich kommen sie uns auch besuchen.
Da so viele unterschiedliche Menschen dieses Spiel spielen bleibt auch anzumerken, dass sich jede/r eine bestimmte Position ?erarbeiten? kann, völlig unabhängig von dessen/deren Rolle in der ?echten? Gesellschaft. Es ist zum Beispiel möglich, dass ein Schüler einen Raid (Schlachtzug mit dem Ziel einen Boss zu erledigen) von 25 Personen leitet unter denen sich etwa LehrerInnen befinden könnten.
Fest steht aber, dass (fast) alle Gamer auch noch ein Leben außerhalb von WoW (oder jedem anderen MMORPG) führen und sich zwar innerhalb des Spiels durchaus eine Art kulturelle Strömung entwickelt, diese sich aber im RL wieder verläuft.
Q1: http://www.escapistmagazine.com/forums/read/7.180386-Where-Blizzards-Design-Philosophy-Failed-And-Succeeded
An manchen Stellen musste ich besonders schmunzeln, da ich an meine eigenen Erfahrungen, welche ich im Zuge des MMORPG (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game) World of Warcraft gemacht habe, denken musste.
Einige Aspekte die mir in Hinblick auf die Entwicklung von Gegenkulturen selbst aufgefallen sind möchte ich nun an dieser Stelle erörtern.
Ich kenne auch privat viele Gamer und die größte Auffälligkeit ist sicherlich die Sprache. Dass sich innerhalb des Spiels eine eigene Sprache entwickelt ist keine große Überraschung und sitzt man als völliger ?Nicht-SpielerIn? neben einem Zocker der/die gerade in sein Spiel vertieft ist, kann es leicht passieren, dass man plötzlich kein Wort mehr versteht. Erstaunlicher für mich ist allerdings, dass Gamer auch im RL (real life) oftmals nicht mehr ohne bestimmte Begrifflichkeiten auskommen. Dem/der SpielerIn selbst ist das meistens gar nicht bewusst und er/sie bemerkt dies erst an den verwunderten Blicken aller anderen.
Mein Freundeskreis besteht ungefähr zu gleichen Teilen aus SpielerInnen und Nicht-SpielerInnen, wobei man im Laufe eines gemütlichen Abends die einzelnen Parteien immer leicht unterscheiden kann, da früher oder später die Zocker an einem Teil des Tisches landen werden und ihnen anscheinend keiner mehr folgen kann. Unbedingt anmerken möchte ich aber, dass Gamer sich zwar manchmal abzugrenzen scheinen, aber niemals jemanden ausschließen, Zocker haben hingegen oftmals das Gefühl wegen ihres Hobbies (und nichts anderes ist so ein Spiel) belächelt zu werden.
An dieser Stelle möchte ich eine Anekdote welche in WoW kursiert (wie viel Wahrheit dahinter steckt ist immer schwer zu überprüfen) zum Besten geben, um Nicht-SpielerInnen einen kleinen Einblick zu geben und auch das Lebensgefühl von Extremzockern irgendwie zu beschreiben, diese Geschichte ist sehr schräg und gilt auch unter ?Casualgamern? als skurril.
Ein Pro-Spieler (professioneller, bezahlter Spieler) kam bei einem Autounfall ums Leben und seine Gilde (vereinfacht ein Verband von Gamern, welche zusammen spielen) wollte ein Online-Begräbnis für ihn organisieren, da sie davon ausgingen dies hätte ihm gefallen. Das fand großen Anklang in weiten Teilen der Communitiy und viele Gamer wollten einem ihnen eigentlich unbekannten Menschen auf diese Weise die letzte Ehre erweisen. In einem Forum zu diesem Thema tauchte dann ein Thread auf, dessen Autor fragte: ?Und, was hat er gedropt?? (nach einem Bosskill ?dropt? dieser die Belohnungen)
Aus dieser Geschichte kann jetzt jeder seine eigenen Schlüsse ziehen. Ich finde auf der einen Seite kann man sehr gut erkennen, wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl, ja sogar Freundschaften zwischen Menschen entstehen können, die sich nur über ein interaktives Medium kennen gelernt haben und auf der anderen Seite zeigt es auch die Anonymität auf, ohne welche andere Menschen wahrscheinlich nie Scherze über den Tod dieses Menschen gemacht hätten.
Zurück zu meinen persönlichen Erfahrungen! Die Schaffung einer richtigen Gegenkultur nur über ein Online-Rollenspiel halte ich für eher unwahrscheinlich. Für mich stehen an erster Stelle der Spaß und die Herausforderung (ehem. Lead-Designer von WoW, Rob Pardo: ?Easy to learn, almost impossible to master.?[Q1]) und natürlich auch das Abtauchen in eine andere Welt.
Der besondere Reiz an einem Online-Spiel besteht sicherlich auch darin neue Menschen kennenzulernen, völlig unabhängig von Herkunft, Bildungsniveau oder Alter. Bisher habe ich einmal an einem Gildentreffen teilgenommen und habe dies als eine sehr interessante Erfahrung empfunden. Dabei habe ich Menschen aus drei verschiedenen Ländern kennen gelernt, die Altersspanne lag zwischen 15 und 45 und unter ihnen befanden sich SchülerInnen, Lehrlinge, StudentInnen, LehrerInnen und viele andere Berufsgruppen. Natürlich ist einem nicht jeder auf Anhieb sympathisch, aber alle gingen absolut freundlich miteinander um.
Sicherlich können auch Bekanntschaften über das Spiel hinaus gemacht werden. So haben wir etwa zwei Schweizer kennengelernt, die mittlerweile nicht mehr spielen, aber dennoch stehen wir noch immer in Kontakt und gelegentlich kommen sie uns auch besuchen.
Da so viele unterschiedliche Menschen dieses Spiel spielen bleibt auch anzumerken, dass sich jede/r eine bestimmte Position ?erarbeiten? kann, völlig unabhängig von dessen/deren Rolle in der ?echten? Gesellschaft. Es ist zum Beispiel möglich, dass ein Schüler einen Raid (Schlachtzug mit dem Ziel einen Boss zu erledigen) von 25 Personen leitet unter denen sich etwa LehrerInnen befinden könnten.
Fest steht aber, dass (fast) alle Gamer auch noch ein Leben außerhalb von WoW (oder jedem anderen MMORPG) führen und sich zwar innerhalb des Spiels durchaus eine Art kulturelle Strömung entwickelt, diese sich aber im RL wieder verläuft.
Q1: http://www.escapistmagazine.com/forums/read/7.180386-Where-Blizzards-Design-Philosophy-Failed-And-Succeeded
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