Vom Ende der Privatsphäre oder wenn private Information zur Währung werden…
gerald.lugsteiner.uni-linz, 19. Juni 2010, 12:38
Zum Thema Privatsphäre habe ich im Internet einen interessanten Artikel gefunden. Dieser Artikel stammt von Karsten Füllhaas und zeigt die verschiedenen Ansichten zum Thema Privatsphäre im Internet. Auf der einen Seite die Sichtweisen der Internetriesen wie zB Facebook und auf der anderen Seite kritische Betrachtungen derer:
Bestimmen wir unsere Privatsphäre noch selber? Oder tun dies Unternehmen wie Facebook oder Google schon längst für uns?
“Don’t be evil” – „sei nicht böse“, ist das inoffizielle Unternehmensmotto des Suchmaschinenriesen Google. Dem negativen Image als Datensammelkrake kann sich Google kaum erwehren, trotzdem ist die Suchmaschine in Westeuropa unangefochtener Marktführer. Philipp Schindler, Google Vice President Northern & Central Europe, gibt in der aktuellen Ausgabe vom Spiegel (2/2010) ein Interview. Er sagt:
"Wir sammeln nicht Daten, um einen Machtanspruch zu befriedigen oder um Menschen zu kontrollieren. Wir nutzen Daten, um für unsere Kunden einen Mehrwert schaffen zu können…" (Quelle: Der Spiegel 02/2010)
Google’s Ziel, die Informationen der Welt für alle verfügbar zu machen, gibt es jedoch nicht umsonst. Philipp Schindler betont, die Daten aus der Websuche würden nur anonymisiert gespeichert. Aber auch die weiteren kostenlosen Dienste wie Google Mail oder Picasa gibt es nicht wirklich umsonst: um die Google-Dienste zu nutzen, gibt man private Informationen preis. Der Spiegel nennt dies einen „modernen faustischen Pakt.“ Schindler will dies jedoch nicht gelten lassen, für ihn hat immer der Konsument die Wahl, ob er von sich etwas preisgeben will oder nicht.
"Sie als Konsument haben doch die Wahl: Bieten wir einen solchen Mehrwert, dass Sie bereit sind, eine Information über sich preis zu geben oder nicht?" (Quelle: Der Spiegel 02/2010)
Wer im Internet unterwegs ist, hinterlässt ständig Spuren. Geht es nach Schindler sollten wir aufhören, dies als nur etwas negatives zu betrachten:
"Lösen Sie sich um Gedanken, dass jede Art von Datenerhebung etwas Schlimmes sei. Wir leben in einer Zeit, in der wir permanent und überall Datenspuren hinterlassen…" (Quelle: Der Spiegel 02/2010)
In eine ähnliche Richtung geht auch Mark Zuckerberg von Facebook. Vor ein paar Tagen erregte er mit einem Interview grosse Aufmerksamkeit, weil die Berichterstattung in Blogs und Medien unter dem Titel „The Age of Privacy is Over“ lief.
In einem Gespräch mit TechCrunch-Gründer Michael Arrington sagte Zuckerberg:
“And then in the last 5 or 6 years, blogging has taken off in a huge way and all these different services that have people sharing all this information. People have really gotten comfortable not only sharing more information and different kinds, but more openly and with more people. That social norm is just something that has evolved over time.“ (Quelle: readwriteweb.com)
Zuckerberg gibt an, mit den gelockerten Einstellungen zur Privatsphäre auf Facebook nur einen ohnehin stattfindenden gesellschaftlichen Wandel nachzuvollziehen. Prominente Blogger wie Marshall Kirkpatrick von ReadWriteWeb sehen dies jedoch genau andersrum. In seinen Augen ist es Facebook (und andere Social Networks), welches derartige Veränderungen in der Gesellschaft vorantreibt.
"I don’t buy Zuckerberg’s argument that Facebook is now only reflecting the changes that society is undergoing. I think Facebook itself is a major agent of social change and by acting otherwise Zuckerberg is being arrogant and condescending." (Quelle: readwriteweb.com)
Der Begriff „Privatsphäre“ bezeichnet gemäss Wikipedia den Bereich im Leben einer Person, „der nicht öffentlich ist.“ Wer im Web 2.0 auf einem oder mehreren Social Networks unterwegs ist, hat sich eigentlich vom ursprünglichen Begriff schon verabschiedet – man kann nur einstellen, wieviel Privatsphäre es noch sein soll.
Doch was treibt Millionen von Menschen, immer mehr Informationen über sich preis zu geben? Kai Biermann vom Kulturkampf-Blog auf zeit.de hat die Antwort: Aufmerksamkeit.
"Facebook und andere Netzwerke wie YouTube erziehen ihre hunderten Millionen Nutzer dazu, immer mehr preiszugeben. Sie belohnen solches Verhalten mit einer verlockenden Währung: Aufmerksamkeit.Sie wurden erfunden, weil es das Bedürfnis dazu gab. Doch sie werden auch größer, weil sie dieses Bedürfnis befeuern und schüren." (Quelle: http://blog.zeit.de/kulturkampf/2010/01/12/privatsphare-zuckerberg-facebook/)
In Social Networks und bei Google bezahlen wir Aufmerksamkeit mit der Währung „private Informationen“. Und damit diese Aufmerksamkeit nicht plötzlich negative Folgen für uns hat, bemühen wir uns, möglichst positive Informationen über uns bereitzustellen – schliesslich sind wir ja alle Person Brands und pflegen dementsprechend unsere Online-Reputation. Es geht um persönliche Glaubwürdigkeit, den nächsten Job oder das Ansehen in Fachkreisen.
Quelle:http://www.fuellhaas.com/2010/01/14/vom-ende-der-privatsphare-oder-wenn-private-information-zur-wahrung-werden/ (Abgerufen am: 19.6.2010)
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