Hallo mobile Erreichbarkeit - Auf(nimmer)wiedersehen Privatsphäre

Guest, 7. Juli 2010, 18:47

Ständig unterwegs, immer mobil, mittels Handy, Internet und co. "Alleinsein" wird zum Fremdwort für alle Web 2.0 Nutzer, denn egal wo man gerade ist, dank mobilem Internet fühlt man sich nie allein gelassen und kann sich jeder Zeit mit all seinen Freunden vernetzen.

 

Privatsphäre wird definiert als das Recht "to be let alone", also allein gelassen zu werden. Doch ich denke viele Socialnetwork- Nutzer wollen das gar nicht mehr. Sie offenbaren ursprünglich intime und private Dinge gerne auf allen möglichen Plattformen, nur um mit Freunden in ständiger Verbindung zu bleiben.

 


Doch, dass diese allzeit Verbindung die eigenen Privatsphäre immer mehr auf ein Minimum verringert, scheint nur den wenigsten bewusst zu sein. Via Facebook oder etwa Twitter versorgt man seine Mitmenschen täglich, stündlich, ja beinahe schon minütlich mit privaten Informationen. Statusmeldungen mit "was machst du gerade" und Eventteilnahme-Posts auf dem eigenen Profil, lassen andere wissen, was sich gerade im Privatleben einer Person tut.

 

 

 

Facebook Statusmeldung

 

 

 

Wie man in dieser Abbildung bestens sehen kann: Nichts ist mehr privat, nicht einmal die Geburt des eigenen Kindes. Natürlich sind die Vaterfreuden riesig, aber muss so etwas gepostet werden? Sollen das alle deine "Facebook-Freunde" wissen?

 

 

 

Natürlich kann die Privatsphäre dank dem Datenschutz und Privatsphäre- Einstellungen (wie eben bei dem Bsp. Facebook) geschützt werden. Was die Nutzer aber nicht davon abhaltet persönliche Alltagsdinge zu veröffentlichen. Meldungen wie "Ich muss leider zum Zahnarzt" oder "Bekomme Besuch von meinem Schatz" zieren die Socialnetwork- Seiten nur zu genüge. Dinge, die wir früher für uns behalten hätten, werden oftmals gedankenlos an die Öffentlichkeit gepostet. Natürlich sagen viele: "Das sind ja eh nur meine Freunde auf Facebook." Aber sind wir doch mal ehrlich: Wer von uns hat nicht jemanden bei seinen "Facebook-Freunden" den er eigentlich gar nicht mag, oder nur ein ferner Bekannter ist, jemand den man einmal im Leben für fünf Minuten getroffen hat, ein Urlaubsbekanntschaft von vor 3 Jahren. Müssen diese Menschen wissen, wann man was mit wem unternimmt?

 

 

 

Handy

So viele Vorteile die Mobilität der medialen Welt auch hat, so geht der Nutzer doch viel zu oft viel zu leichtsinnig mit seinen vertraulichen Daten um. Privatsphäre- Einstellung hin oder her, viele wissen gar nicht, wie viel sie überhaupt von sich preis geben.

 

 


Kontrolle

Besonders interessant finde ich dabei auch die Möglichkeit der Kontrolle. Dank modernster Ortunssoftware lässt sich der Standort eines jeden Handys binnen weniger Sekunden feststellen. Beinahe das gesamte telefonische Verhalten (Anruflisten, Nutzerdaten, Kauf- und Verkaufsinformationen) werden gespeichert und teils auch weiterverwendet.

 

Seit das Mobiltelefon nicht mehr nur zum telefonieren verwendet wird, sondern viel mehr als Unterhaltungsmedium gilt, kann man sich immer und überall blitzschnell ins Internet einloggen uns sich auf Facebook anmelden. Egal, ob man nun im Bus sitzt und bei den Statusmeldungen checkt, was die Freunde gearde unternehmen, oder ob man im Schwimmbad liegt und einen Blick auf seinen MSN-Messenger wirft, um zu wissen, wer sonst noch online ist.

 

Die Applikation "Buddy-finder" funktioniert ählich, wie das normale Internet surfen. Hierzu loggt man sich ganz einfach auf einer der Buddyfinder-Seiten ein und schon gehört man zu einem großen Netzwerk. Mittels Karten und Ortungssystem kann man online herausfinden, wo sich seine Freunde gerade aufhalten, egal wann und egal wo man sich selbst gerade befindet.

 


"BuddyFinder will be a mobile service that connects you to the people, places, and events around you. It's a network meant to be used with friends, you see and speak to on a day-to-day basis. Many times a day, your friends are nearby and free to hang out witout you knowing it. BuddyFinder makes sure you never miss that opportunity for a catch up with them" (Gray 2008: o.S.)

 


Diese Applikation verlangt als erstes die Daten deines Aufenthaltsortes und erst dann erhält man den Standort seiner Freunde (also verstecken gibts nicht). Die Online-Karten ermöglichen es, sich visuell zu orientieren, damit man seinen "buddy" auch findet.

 

Was und für sich ganz gut klingt und vor allem praktisch, hat aber auch eine Schattenseite. Wenn man neugierig ist und wissen möchte, was die Freunde gerade wo unternehmen, muss man auch seinen eigenen Standpunkt definieren, obwohl man vielleicht lieber alleine wäre. Genaue Koordinaten machen es möglich jederzeit entdeckt zu werden. Fluch oder Segen?

 

Als Fluch sehen das ganz bestimmt einige Kinder! In der heutigen Zeit zählt das Handy für Kinder und Jugendliche bereits zu einem unverzichtbaren Statussymbol. Ständig jüngere Kinder wünschen sich von ihren Eltern ein Mobiltelefon und mit dem Argument, somit jederzeit und überall für die Eltern erreichbar zu sein, wird ihnen dieser Wunsch zu meist auch erfüllt.
Dass die Eltern diese Möglichkeit der Überwachung aber auch ausgeprägt nutzen, gefällt vielen Minderjährigen weniger. Besorgte Eltern sprechen dabei nicht allzu gerne von Überwachung, sondern es geht ihnen um die "Sicherheit" ihrer Kinder. (vgl. Burkard 2007: 61)

 




 

Diese elterliche Überwachung fängt oftmals bereits in den Babyschuhen mit dem sogenannten "Mymo" an. Dieses Gerät ermöglicht das Eruieren des Standortes des Kindes über das Internet. Genauso gut funktioniert das Ortungssystem "Trackyourkid", womit die Mutter bis auf hundert Meter genau den Aufenthaltsort des Handys ausmachen kann. Diese mütterliche Fernkontrolle wird im englischen als "remote mothering" bezeichnet, das Mobiltelefon wird zur Fernbedienung der Eltern umfunktioniert.
Dank diesen Ortungssystemen, wie es auch "Child- Tracker" ist, muss das Kind gar nicht mehr abheben und den Eltern erklären, wo es sich gerade befindet.
Allerdings wird diese Überwachungsmöglichkeit nicht nur zur Macht der Gewohnheit, sondern vielmehr noch zum Zwang, jederzeit zu wissen, wo sich sein Kind aufhält. 

 


"Der britische Journalist Roger Boyes machte hier schon paranoide Zustände aus: 'In London abonieren Eltern Phonetrack, ein System das über Navigationssatelliten ihre Kinder lokalisieren kann. In New York informiert die Firma Teen Arrive Alive alle zwei Minuten über den Aufenthaltsort ihrer Kinder und wie schnell sie gerade fahren. [...] Eine Schule in Tokio schickt Eltern jedes Mal eine SMS, wenn ihr Kind einen Bus betritt oder verlässt.' " (Burkard 2007: 62f.)

 


Natürlich funktioniert das Ganze nicht nur über die Mobiltelefonie, sondern auch ganz normal am Computer. Allerdings geht dabei gerne die Privatsphäre anderer Personen verloren, Vertrauen wird ersetzt durch Kontrolle. Aber das Schlimmste dabei ist, dass es die Betroffenen, welche mittles Phone Tracker geortet werden, wissen von ihrem "Glück" gar nichts. Ihnen ist nicht bewusst, dass sich ihre Privatsphäre in Luft auflöst.

 




 

   

Zitiert aus:

 Burkard, Günter (2007): Handymania. Wie das Mobiltelefon unser Leben verändert hat. Frankfurt am Main: Campus.

Gray, Ben (2008): BuddyFinder Blog. Online im Internet unter: http://buddyfinder.wordpress.com (20.7.09) 

2 comments :: Kommentieren

Guest, 7. Juli 2010, 18:51

Irgendwie sind nach dem online stellen meines Beitrags die 2 Bilder verschwunden!? Seltsam...aus diesem Grunde hab ich sie verlinkt, also einfach draufklicken :)

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Messwerte einer Entwicklung..

Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 27. Juli 2010, 12:31

.. die zur (über)linearen Extrapolation verleiten.

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