Gowalla - Location Based Social Network

Johannes.Mitterer.Uni-Sbg, 27. Mai 2010, 16:08

Was ist Gowalla?

Gowalla Header

Bei Gowalla handelt es sich um ein sogenanntes Location Based Social Network, welches Funktionen von Yelp (eine Art Reiseführer), GoogleLatitude (Ortsbestimmung), Twitter (Microblogging) und Facebook (Aufbau einer Community) in sich vereint. Es ist verfügbar für das Apple iPhone, Android-, Blackberry- und Palm- (webOS-)Smartphones. Die Entwicklung von Gowalla begann im Jahr 2008, gleichzeitig wurde der Konkurrenz-Service Foursquare entwickelt, welches bereits eine Kollegin der Uni Linz und eine Kollegin der Uni Salzburg vorgestellt haben. Die Veröffentlichung folgte 2009. Da Gowalla anfangs nur holprig und fehlerhaft lief, konnte sich Foursquare schneller etablieren und mehr User binden als sein Konkurrent. Doch Gowalla wurde stetig weiterentwickelt und verbessert, sodass es sich mittlerweile zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten von Foursquare gemausert hat (vgl. Shane Snow: Foursquare vs. Gowalla: Location Based Throwdown).

Wie funktioniert Gowalla?

Grundvoraussetzung für die Verwendung von Gowalla ist die Anmeldung auf der Gowalla-Webiste. Danach kann der User damit beginnen, Freunde und Bekannte in seine Kontaktliste aufzunehmen und wahlweise sein Gowalla-Profil mit einem Facebook- oder Twitter-Nutzerkonto verknüpfen. Als nächstes sollte die Gowalla-Applikation auf das Mobiltelefon heruntergeladen werden, denn die Nutzung von Gowalla macht, wenn überhaupt (diese Entscheidung sei jedem selber überlassen) nur mobil Sinn, eine reine Nutzung am Desktop wird wohl sehr schnell langweilig und schöpft die Möglichkeiten von Gowalla nicht annähernd aus (vgl. Dirk Baranek: Gowalla - Es muss Spaß machen!).

Ist die Applikation erst auf dem Mobiltelefon installiert, kann sich der User auf die Reise machen, denn Gowalla soll in erster Linie ein Reisespiel darstellen, mit dem man sowohl in bekannten als auch in fremden Städten neue Orte erkunden kann (vgl. Erik Schimmel: Das Gowalla-Handbuch). Gowalla liefert je nach Position Vorschläge zu Restaurants, Geschäften, Museen oder sogar Bahnhöfen, kurz: allen möglichen Orten einer Stadt. In erster Linie werden Orte angezeigt, die Freunde aus der Kontaktliste des jeweiligen Nutzers bereits besucht haben, aber auch Vorschläge von völlig Fremden erscheinen auf dem Display. Erreicht der Nutzer nun eine der vorgeschlagenen Location, kann er an diesem Ort "einchecken", das heißt eine Meldung auf seinem Profil schalten, dass er sich nun dort befindet. Diese Meldung kann er mit einem beliebigen Kommentar und einem Foto komplettieren. Von nun an wird sowohl auf seiner Gowalla-Profilseite als auch auf der Seite der jeweiligen Location gemeldet, dass sich der Nutzer nun dort befindet. Besteht eine Verknüpfung zu einem Facebook- oder Twitter-Account, wird auch dort automatisch veröffentlicht, dass sich der Nutzer gerade an einem bestimmten Ort befindet. Dabei funktioniert Gowalla auch außerhalb der USA recht gut, für Salzburg liefert die Suche bereits 50 Treffer. Je kleiner allerdings die besuchte Ortschaft, umso weniger werden logischerweise auch die Treffer, in ländlichen Regionen macht die Nutzung daher noch kaum Sinn. Die Ergebnisse werden dann mittels GoogleMaps auf eine Landkarte angezeigt. In folgendem Video wird die Funktionsweise von Gowalla visualisiert:







Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=6ThOgrUgQWY

Gleichzeitig wird bei jeder Location angezeigt, wieviele Nutzer bereits dort waren und wie oft eine Location insgesamt besucht wurde (inkl. Auflistung der Namen eines jeden Besuchers). Um dem Spielcharakter genüge zu tun, wird der Nutzer immer dann, wenn er an einem Ort eincheckt, mit einem sogenannten Stamp in seinem virtuellen Passport belohnt. Zudem exisitieren vorgefertigte Reiserouten, sogenannten Trips, die dem User eine ganze Reihe von Örtlichkeiten vorschlagen und ihn mit einem Pin für seinen virtuellen Rucksack belohnen, wenn er alle Orte auf dem Trip abgeklappert hat. Wenn ein User besonders aktiv ist, wird er mit einem Item, beispielsweise einem virtuellen Mixer oder einer Tafel Schokolade belohnt – hierbei stellt sich auch wieder die Frage nach dem tatsächlichen Nutzen eines solchen Items, aber der Spaß mancher User am Sammeln derartiger Items ist nicht erst durch das Online-Spiel World-of-Warcraft auf beeindruckende Weise bewiesen worden.

Alles in allem stellt Gowalla also die Frage: "Wo bist du gerade?" Und darauf kann der Nutzer mit seinem GPS-Handy antworten. Dabei sieht er, welche seiner Freunde, aber auch welche fremden Gowalla-Nutzer sich in seiner Nähe befinden, was auch ein ausgewiesenes Ziel von Gowalla ist, nämlich die Zusammenführung von Gowalla-Nutzern im richtigen Leben (vgl. Heise Online: Potenzielle Twitter-Nachfolger Foursquare und Gowalla).

Unterschiede zu Foursquare?

Nun ist Gowalla der Foursquare-Applikation sehr ähnlich, der größte Unterschied besteht wohl im Belohnungssystem. Denn bei Foursquare wird ein Nutzer, der eine Location von allen Nutzern am häufigsten besucht hat, zum „Mayor“, also zum Bürgermeistes des Ortes. Diesem Mayor erwachsen in der Regel aus seiner Position Vorteile im richtigen Leben - so warten beispielsweise Sonderangebote, Rabatte oder Freigetränke auf ihn, sofern eine Kooperation zwischen der Location und Foursquare besteht. Das Hauptproblem hierbei ist allerdings, dass man bei Foursquare auch an Orten einchecken kann, obwohl man sich physisch gar nicht vor Ort befindet. Dies ist bei Gowalla nicht möglich, man muss sich tatsächlich in einem festfelegten Umkreis um die Location befinden, um einchecken zu können. Dies wird mittels GPS überprüft. Eine kommerzielle Nutzung wird auch bei Gowalla derzeit entwickelt, beispielsweise bestehen bereits Kooperationen mit einer Hotelkette, einem Autoverleiher sowie einem Elektronik-Unternehmen. Für Nutzer in Europa ist Gowalla aufgrund der flächendeckenden Verfügbarkeit attraktiver als Foursquare, welches bisher nur in den größeren US-amerikanischen Städten befriedigende Ergebnisse liefert (vgl. Heise Online: Potenzielle Twitter-Nachfolger Foursquare und Gowalla). Eine ausführliche Gegenüberstellung beider Applikationen zeigt folgende Grafik:

Foursquare vs. Gowalla - Grafik der wichtigsten Unterschiede

Quelle:  Shane Snow: Foursquare vs. Gowalla: Location Based Throwdown

Das Problem mit der Privatsphäre

Nun stellt sich sicherlich auf den ersten Blick die Frage, wozu dies alles gut sein soll. Hierbei verhält es sich ebenso wie bei Facebook, Twitter und allen anderen Angeboten dieser Art: wer Spaß daran hat, soll es nutzen. Dennoch ist ein verantwortungsvoller Umgang mit seinen persönlichen Daten unerlässlich. Denn bei Gowalla kann jeder Mensch einsehen, wo sich ein Nutzer gerade aufhält, und zudem seine komplette Liste an besuchten Orten, sortiert nach Anzahl der Besuche, durchsuchen. So ist es zwar meistens zu verkraften, wenn eine Nutzerin oder ein Nutzer beim Verlassen eines Kinos von ihrem Exfreund oder seiner Ex-Freundin vor der Tür aufgelauert wird. Problematischer wird es sicherlich, wenn Nutzer die Adresse sowie die GPS-Daten ihres Zuhauses bei Gowalla einstellen und aller Welt mittteilen, ob sie sich gerade darin aufhalten oder nicht – mögliche Konsequenzen kann sich wohl jeder vorstellen. Die Option, dass lediglich Freunde einsehen können, welche Orte ein Nutzer bereits besucht hat, steht zwar zur Verfügung, ist aber anfangs automatisch deaktiviert, der Nutzer muss diese per Opt-out aktivieren. Bei der Nutzung von Gowalla sollten also alles in allem zumindest folgende 4 Grundregeln beachtet werden:

  1. Nie im eigenen Zuhause einchecken
  2. Nie bei einem Bekannten Zuhause einchecken
  3. Nie in der Schule seiner Kinder einchecken
  4. Nie bei Jemanden ohne dessen ausdrückliche Erlaubnis (vgl. Jason Falls: Common Sense Safety Tips For Foursquare And Gowalla)

Unter anderem warnt auch das Center for Democracy and Technology (2010) vor den Gefahren der Location Based Services und des unkontrollierten Oversharing von privaten, geobasierten Daten, welches viele User bedenkenlos praktizieren: "New technologies make it increasingly easy to share potentially sensitive personal information, like your exact location. People might be over-sharing without knowing about it. [...] It's important to be aware of privacy settings, to control the reach your messages have."

Folglich bleibt auch mir nur, diesen Beitrag mit einer Warnung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dieser Applikation abzuschließen.

Online-Quellen zuletzt aufgerufen am 26.05.2010

3 comments :: Kommentieren

Tina.Ornezeder.Uni-Sbg, 27. Mai 2010, 17:55

Auch deinen Beitrag finde ich sehr interessant und umfangreich, besonders, weil sich die beiden Netzwerke Gowalla und Foursquare sehr ähneln. Kann man bei Foursquare wirklich auch einchecken, wenn man nicht vor Ort ist? Danke für das Aufmerksammachen darauf, das wusste ich nicht. Aber wenn das geht, dann sind ja die Vergünstigungen, die es über Foursquare gibt, im "real Life" verzerrt? Wie überprüfen z.B. Cafés dann, ob die Foursquarenutzer nun "wirklich" vor Ort waren und die Vergünstigungen "verdient" haben?

Zu deinem Kommentar bei mir: Ich habe nicht gesagt, dass die Privatsphäre bei Foursquare großgeschrieben wird. Um zu zitieren "Die Privatsphäre sei bei Foursquare besonders groß geschrieben". Das heißt, ich schreibe das, was Foursquare meint. Ich zitiere sie also indirekt. Das ist ihre Meinung- meine jedoch nicht. Denn ich glaube nicht, dass man das noch zur Privatsphäre zählen kann, wenn ich ständig preisgebe, wo ich mich gerade befinde.

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Klaus.Schaechner.Uni-Sbg, 28. Mai 2010, 17:00

Dein Beitrag ist sehr interessant - besonders für mich, weil ich mich kritisch mit dem artverwandten Mashupdienst "Foursquare" auseinandergesetzt habe. In puncto Privatsphäre kommen wir zu ähnlichen Schlüssen. Dass man nie zuhause ein- oder auschecken sollte klingt logisch, auch wenn ich erst nicht daran gedacht habe. Falls dich der Vergleich Foursquare und Gowalla weiter interessiert, so gibt es eine Vergleichsgrafik zum Erfolg der beiden Dienste und einen Vergleichstest der beiden iPhone-Apps auf YouTube. Weil dich das Thema Privatsphäre im Netz zu interessieren scheint, hier noch ein Podcasttip für dich: Chaosradio 134: Soziale Netzwerke - Fluch oder Segen? Mehr habe ich zu deinem Beitrag nicht zu sagen, außer: Sehr ausführlich und gut geschrieben!

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Doris.Harreither.Uni-Sbg, 28. Mai 2010, 18:25

Fand deinen Beitrag sehr informativ, da ich bisher von Gowalla noch nie etwas gehört habe. Foursquare, das ja, laut deiner Beschreibung, ähnlich funktioniert, war mir allerdings schon seit längerem bekannt. Soviel ich jedoch (auch anhand von anderen Beiträgen hier) verstanden habe, soll Foursquare bzgl. der Privatssphäre sicherer sein als Gowalla, da dort nur meine Infos veröffentlicht werden, wenn ich das Foursquare auch gestatte. Bei Gowalla allerdings bin ich immer präsent - oder habe ich da jetzt etwas falsch verstanden?

Möchte dich natürlich auch noch dazu einladen, dir meinen Beitrag durchzulesen, in dem ich mich mit dem MashUp HousingMaps auseinandergesetzt habe.

Lg Doris

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