Internetfernsehen am Beispiel Veetle

Johannes.Mitterer.Uni-Sbg, 6. Juli 2010, 16:03

WebTV vs. IPTV

Die Fernsehsender stehen im Zuge der Digitalisierung der Medien und der Abwanderung des Publikums in den Onlinebereich vor der Herausforderung, ihre Angebote auch via Internet zugänglich zu machen, um auch in Zukunft bestehen zu können. Bisher gibt es im großen und ganzen zwei verschiedene Möglichkeiten, im Internet fernzusehen:

  1. über das Internetprotokoll (IPTV): IPTV bietet die IPTVMöglichkeit, sowohl am PC, an mit speziellen Set-Top-Boxen ausgerüsteten TV-Geräten sowie internetfähigen Mobiltelefonen Fernsehen zu empfangen (vgl. Wikipedia). In Deutschland existieren derzeit zwei Anbieter von IPTV: Alice TV und T-Home Entertainment (Deutsche Telekom). Allerdings wird damit gerechnet, dass auch O2 und Vodafone demnächst auf den IPTV-Zug aufspringen werden (vgl. iptv-anbieter.de). Mit einem modernen Breitbandanschluss ist der Empfang von HDTV kein Problem, sodass das Interesse an den Angeboten stetig steigt. Im Jahr 2009 nutzten bereits 15 Millionen Kunden in Deutschland IPTV-Angebote. Diese Zahl soll laut Prognosen bis zum Jahr 2013 auf 27 Millionen ansteigen (vgl. magnus.de).
  2. über Streams (WebTV/Internetfernsehen): beim Streaming handelt es sich genau genommen nicht um Rundfunk, da eine Verbindung nur dann hergestellt wird, wenn der Empfänger diese anfordert. Geschieht dies, wird eine Punkt-zu-Punkt Verbindung zwischen dem Benutzer und dem Medienserver des Senders hergestellt. Im Gegensatz zum IPTV wird beim Streaming die Übertragungsqualität nicht vom Sender garantiert, stattdessen hängt diese ab von den Datenübertragungsraten des Senders und des Empfängers. Um einen stabilen Stream zu ermöglichen, muss die Datenrate des Senders höher sein als die des Empfängers. Gleichzeitig müssen die Daten vorher komprimiert werden, was in der Regel mit Qualitätsverlusten einhergeht (vgl. Wikipedia). Für den Empfang von Streams sind entweder ein PlugIn im Webbrowser oder eine eigenständige Wiedergabesoftware nötig. Ein interessantes PlugIn, nämlich den Veetle-Player, möchte ich im Folgenden vorstellen.

Veetle-Player

Veetle-BannerVeetle wurde im Jahr 2006 von einigen Absolventen der Elite-Universität Stanford gegründet und bietet eine Plattform für Live-Übertragungen. Die Plattform Veetle.com befindet sich immer noch in der Entwicklungsphase und ist derzeit als Beta-Version auszutesten. Sie ist verfügbar für alle gängigen Betriebssysteme und Browser, und auch für iPhone und iPad ist der Veetle-Player als PlugIn herunterzuladen.

Veetle bietet jedem User die Möglichkeit, seinen eigenen Channel zu starten und Videos seiner Wahl zu übertragen (Voraussetzung ist eine ausreichend hohe Datenrate seitens des Senders). Jeder User kann einen Video Feed von seinem DVD-Player oder TV-Receiver als Stream zur Verfügung stellen. Gleichzeitig können andere User den Channel einschalten und das Programm live verfolgen. Derzeit laufen im Schnitt ca. 130 Channels gleichzeitig und Millionen von Zuschauern nutzen jeden Monat das Angebot von Veetle (vgl. veetle.com). Das Programm ist gegliedert nach Genres (Movie, TV, News, Sport usw.) und gestaltet sich bunt, sowohl Serien wie die Simpsons, aktuelle Kinofilme sowie Live-Streams zu Programmen wie CNN oder EPSN, die nur geringfügig zeitversetzt im TV laufen, werden angeboten. Besonders letztere Channels erfreuen sich großer Beliebtheit, da auch Live-Sportübertragungen von eigentlichen Pay-TV Sendern stattfinden, d.h. ein User bezahlt für das Angebot und stellt es kostenlos Millionen von Usern bereit.

Hierin liegt aber auch das größte Problem von Veetle: das Copyright. Viele der Channels zeigen Material, welches nicht zur freien Verbreitung bestimmt ist, weshalb manche Channels nach Bekanntwerden der Urheberrechtsverletzung wieder offline gehen. Eine Lösung dieses Problems ist den Betreibern von Veetle noch nicht eingefallen.

Auch die Frage nach dem Jugendschutz stellt sich bei Veetle. Es gibt kaum Einschränkungen auf die veröffentlichten Inhalte seitens der Betreiber, sodass bis vor kurzem auch pornographische Inhalte über Veetle verbreitet wurden. Diese wurden zwar vor kurzem entfernt und pornographische Channels werden nun blockiert, aber es laufen immer noch Kinofilme, die erst ab 18 Jahren freigegeben sind. Einen sicheren Jugendschutz auf die Beine zu stellen sollte also oberste Priorität auf dem Weg zur kommerziellen Nutzung haben.

Denn kommerzielle Möglichkeiten sind durchaus vorhanden. Veetle bildet eine kostengünstige Plattform, um Inhalte öffentlich zugänglich zu machen. Alles in allem ähnelt es dem klassischen Fernsehen, nur dass es online ist. Man kann es nicht pausieren, und auch (noch) nicht aufnehmen, weshalb es im Vergleich zu Youtube einen Vorteil bzgl. Schutz des Urheberrechts hat. Außerdem bietet es die Möglichkeit, mittels Zwischenschaltung von Werbung Profit zu generieren (vgl. cringely.com). Und dies besser als das klassische Fernsehen, denn wo beim Fernsehen noch aufwendige Messverfahren notwendig waren, um die Reichweite einer Werbekampagne zu messen, kann man bei Veetle zu jeder Zeit messen, wieviele User den Channel verfolgen und somit die Werbung wahrscheinlich gesehen haben. Veetle sammelt und bietet Statistiken bzgl. Zuschauerzahl, Durchschnittszeit, die auf dem Channel verbracht wird und der Durch-Klick-Rate.

Gleichzeitig erlaubt Veetle Übertragungen in hohen Bildqualitäten, da es H.264-Kompatibel ist. Somit unterliegt die Bildqualität lediglich der Bandbreite des Senders sowie der Qualität von dessen Material. Alles Gründe, warum Cringely Veetle zutraut, das klassische Fernsehen komplett abzulösen.

Beispiel für einen Veetle-Channel

(Abbildung: Beispiel für einen Veetle Channel)

Ob sich nun Veetle in Zukunft zu einer bedeutenden WebTV-Plattform entwickeln wird, bleibt zwar abzuwarten, aber trotzdem empfehle ich jedem, sich einmal durch die Channels zu klicken. Besonders in Sachen Kinofilme liefert Veetle bereits ein beeindruckendes Angebot, teilweise sogar mit Spielplan, aus dem hervorgeht, wann welcher Film gezeigt wird. Viel Spaß!

Quellen:

http://www.iptv-anbieter.info/iptv-provider/iptv-anbieter.html

http://news.magnus.de/internet/artikel/iptv-15-millionen-nutzer-in-deutschland-zahlungsbereitschaft-fuer-hd-inhalte.html

www.veetle.com

http://www.cringely.com/2010/05/tv-after-youtube/

(Onlinequellen zuletzt aufgerufen am 06.07.2010)

1 comment :: Kommentieren

Ein guter Einstieg in das gewählte Thema..

Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 27. Juli 2010, 11:39

.. wie Ihre vorangehenden Beiträge auch bieten.

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