Zusammenhänge zwischen Technik und Gesellschaft - Wie Google die Internet-Gesellschaft beeinflusst (Hausaufgabe 2)

Simone.Schöndorfer.Uni-Sbg, 16. April 2010, 14:41

DIE WELT IST EINE KUGEL, SIE SOLLTE KEINE GOOGLE WERDEN!!!

Dieser Eintrag soll das Unternehmen Google.Inc als Anbieter von Technologien in Zusammenhang mit der Gesellschaft - also den Benutzern und den "Betroffenen" Googles - betrachten.

Google entwickelt laufend neue Anwendungen und Applikationen, eine Liste aller zu erstellen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, da die Google Dienste umfangreich und nahezu beliebig kombinierbar sind. So beschränkt sich Google lange nicht mehr auf die >traditionelle Web Suche< (Suchmaschine), Zubehör Angebote sowie ein Hineintasten in ganze Betriebssysteme (für Computer oder Mobiltelefone) repräsentieren Googles Realität. Die technologischen Innovationen durch Google sind unglaublich, leider auch damit verbundenen, gesellschaftlichen Auswirkungen, die nicht ausschließlich willkommen zu heißen sind. „Neue Tools und Anwendungen sollten unserer Ansicht nach so gut funktionieren, dass Sie sich keine Gedanken darüber machen werden, was man hätte anders machen können.“

Kaum ein Mitglied der Informationsgesellschaft ist nicht täglich mit einer Suche im Net konfrontiert: Von tagesaktuellen Nachrichten - die klassisch über die Google-Web-Suche gefunden werden, über Infos zu Urlaubsdestinationen via Google Earth, bis zum Auskunden einer Adresse, über Google Maps, ist die Suchmaschine (&CO) nicht mehr wegzudenken!

The world has been Googled. We don’ t search for information, we ‚Google it’. Type a question in the Google search box, as do more than 70 percent of all searchers worldwide, and in about a half second answers appear.“ Demnach benutzen 70% der Internet-Durchsucher Google als präferierte Suchmaschine. Weitere Google-Produkte wie YouTube, Google Mail oder Google Health stehen ebenso weit oben auf der Nutzungsskala. Grund genug, sich mit diesem Thema genauer zu beschäftigen, denn die gesellschaftlichen Konsequenzen durch Googles Technologien und Innovationen sind immens und weitreichend nicht bekannt. . .

Hier ein Videobeitrag zum Einstieg, der die Funktionsweise und Technik Googles sowie Zusammenhänge mit der Gesellschaft sehr eindrucksvoll erläutert.

Eine gesellschaftliche Auswirkung, forciert durch Google, ist der so genannte >Gläserne Mensch<. Jeder hat schon von ihm gehört, doch wer ist sich schon dessen bewusst, dass Google Informationen über seine User sammelt, speichert und quasi verkauft (nutzt)? Google funktioniert nach dem >Geben und Nehmen-Prinzip<, es stellt Informationen und Anwendungen zur Verfügung und speichert dafür relevante Daten über den Nutzer. Diese Daten werden für 18 Monate gespeichert, googelt man jedoch täglich, beginnt diese Frist auch täglich von Neuem. Doch wozu speichert Google diese Daten? 

  • Um Funktionalität und Servicequalität zu optimieren,
  • Um Suchergebnisse und Anzeigenauswahl qualitativ zu steigern,
  • Um die Qualität der Suchtechnologie, benutzerdefinierte Inhalte und Werbung zu verbessern,
  • Um den ordnungsgemäßen Betrieb des Werbenetzwerkes zu gewährleisten
  • Und um neue Services zu entwickeln.

Hier ein Eiblick in die Relevanz der Informationen über den Google-Nutzer für das Unternehmen:

  • Die IP-Adresse des Computers,
  • Die Domain, von der der die Suche gestartet wurde,
  • Tag und Uhrzeit der Suchanfrage,
  • Der eingetippte Suchbegriff
  • Und technische Informationen über den Browser.

Google definiert als sein übergeordnetes Ziel weltweit vorhandene Informationen zu organisieren, allgemein zugänglich und nutzbar zu machen. "Die perfekte Suchmaschine würde genau erkennen, was der Nutzer meint und genau die gewünschten Ergebnisse anzeigen. (...) Google wurde so erfolgreich, weil wir die richtige Antwort besser und schneller als andere Suchmaschinen liefern konnten." Das bedeutet auch, dass Google, sobald >gewöhnliche HTML-Seiten< in das Suchmaschinennetz integriert waren, schwer zugängliche Informationen (wie Branchenverzeichnisse, wissenschaftliche Datenbanken, Telefonnummern- und Adressenangaben, Patente, etc.) suchte und findbar machte. Da frägt man sich doch, was aus dem Urheberrecht, der Privatsphäre und dem Datenschutz wird! Wer über Google nicht erscheint, existiert quasi nicht. Wer erscheint, ist ein offenes Buch für die Google.Inc.

Google hat auf seiner Homepage 10 Grundsätze formuliert, die auf den ersten Blick sehr positiv und überzeugend wirken, mit denen (mit einigen Herausgegriffenen) ich mich hier jedoch kritisch auseinandersetzen möchte:

GRUNDSATZ 4: „Die Demokratie im Internet funktioniert.“

Demokratie im Internet funktioniert laut Google umso besser, je mehr Internet Benutzer Links setzen und Websites miteinander verknüpfen. Google wendet einen Komplex an Techniken an, um einzelne Websites und ihre Wichtigkeit einzuschätzen. „Von besonderer Bedeutung ist dabei unser PageRank™-Algorithmus, mit dessen Hilfe wir analysieren, welche Websites von anderen Seiten im Web für gut befunden wurden. Diese Methode wird in der Tat besser, je größer das Internet wird, da jede Website eine weitere Informationsquelle darstellt und ein weiteres Votum ist, das zählt.“

Klingt ja schön und gut! Doch ich frage mich, ob Google sich erlauben darf, zu situieren, wie Demokratie im Internet auszusehen hat?! Denn, dass man, um Teil der Demokratie sein zu dürfen, verlinkt sein muss, kommt dem Unternehmen sehr zu gute. Was passiert mit jenen die nicht (gut) verlinkt sind? Sind sie von der Demokratie ausgeschlossen? Nach welchen Kriterien schätze Google "die Wichtigkeit" einer Website ein? Und bedeutet "verlinkt", dass man mit Google vernetzt sein muss, um an der Internet-Demokratie partizipieren zu dürfen?

GRUNDSATZ 6: „Man kann Geld verdienen, ohne jemandem damit zu schaden.“

Google erzielt Umsätze, indem es anderen Unternehmen Suchtechnologien anbietet und Anzeigen verkauft. Diese werden auf der Website von Google und anderen Websites geschaltet. Erlaubt ist die Schaltung von Anzeigen auf Suchergebnisseiten, wenn sie für die Suchanfrage des Users eine Relevanz aufweist. Die Suchmaschine akzeptiert keine Pop-up-Anzeigen, die den gesuchten Inhalt verdecken, da Textanzeigen mit Relevanz für die Person, die sie liest höhere Klickraten liefern. Schließlich werden Anzeigen bei Google als solche gekennzeichnet. Platzierungen werden nie manipuliert und kein Werber kann einen besseren PageRank kaufen.

Googles Haupteinnahmequelle ist die Anzeigenschaltung, der Megakonzern ist also davon abhängig. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Google diesen Grundsatz genau so lebt wie es ihn prädigt. Die Vermischung von Information und Werbung ist ein grundsätzliches Problemthema des Internets. Wenn Google von der Werbung lebt, warum sollte es dann diejenigen, welche am besten bezahlen, nicht vor reihen? Die eigentliche Problematik sehe ich jedoch in ganz anderen Bereichen: Durch personalisierte Werbung hat die Unternehmung das Potential, die Benutzer zu manipulieren (indem gewisse Informationen es nicht auf den Monitor schaffen). Objektivität geht verloren, da nicht jeder die Chance hat, zu erscheinen. Was passiert da mit der Demokratie? Abgesehen davon geht Google soweit, die Inhalte der E-Mails, deren Weg über GoogleMail führt zu "lesen", um personalisierte Anzeigen zu schalten. Ein massiver Eingriff in die Privatsphäre, der den wenigsten GoogleMail Benutzern bewusst ist! 

GRUNDSATZ 7: "Irgendwo gibt es immer noch mehr Informationen."

Das Google Forschungsteam hat zur Aufgabe, alle weltweit verfügbaren Informationen zugänglich zu machen. „Nachdem der Google-Index mehr HTML-Seiten im Internet umfasste als jeder andere Suchdienst, haben unsere Techniker sich den Informationen zugewandt, die nicht so einfach zur Verfügung standen.“ Zu diesen zählen die Telefonnummern- und Adresssuche, die Branchenverzeichnis- Suche sowie die Funktion zum Durchsuchen von Nachrichtenarchiven, Patenten, wissenschaftlicher Literatur, Bildern und Büchern.

Die Privatsphäre wurde ja bereits angesprochen. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich den Gedanken nicht als angenehm empfinde, potentiell von jedem Internet User lokalisiert werden zu können (Adresse, etc.). Dass Google Earth und die Google Streetview beliebte Instrumente für Einbecher sind, um die nächsten Einbruchsziele zu erörtern, wissen wohl auch die meisten. . . Doch abgesehen von der Privatsphäre sei hier noch das Urheberrecht angeschnitten, das über Google Books und Google Scholar ganz speziell gefährdet ist. Abgesehen davon überträgt man auch YouTube mit jedem hochgeladenen Video automatisch das Urheberrecht und Nutzungsrecht dafür!

                                                                     

Schließlich möchte ich ein ganz spezielles, medial in letzter Zeit oft aufbereitetes Thema aufgreifen: Google - seine Zensur - und China. Google bietet zweifelsfrei tolle und praktische Technologien an. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass Google ein Wirtschaftsunternehmen ist, mit dem Ziel Gewinne zu erzielen! Dafür ist der Konzern auch bereit einige der Grundsätze nicht so ernst zu nehmen. Google behauptet zwar von sich, die Demokratie im Internet zu fördern, meiner Ansicht nach ist Zensur jedoch kein Bestandteil der Demokratie. Um an sämtlichen Märkten bestehen zu können, passt Google die zur Verfügung gestellten Inhalte entsprechend den Bedigungen an. Der Firmengrundsatz "Don't be evil" darf also nicht allzu ernst genommen werden! Zu Googles Zensur allgemein sei gesagt:

  • Die Zensur erfolgt zielgruppengerecht und regional,
  • Weltweit werden kinderpornografische Seiten zensiert (was ich auf alle Fälle gut heiße!),
  • In Deutschland und Frankreich werden rechtsradikale und gewaltverherrlichende Seiten zensiert (auch diese Zensur empfinde ich nicht als negativ!), 
  • In einigen muslimischen Ländern werden nichtregierungshörige Zeitschriften, Seiten von Menschenrechtsorganisationen, verbotene Religionen und pornografische Inhalte unterdrückt.
Hier ein Beitrag der Salzburger Nachrichten (23.03.2010) zu diesem Thema.
Speziell auf China bezogen möchte ich folgende Stichpunkte anführen:  
  • Google hat eine landeseigene Suchmaschine >google.cn<, 
  • Um auf dem chinesischen Markt bestehen zu können, musste Google von der Regierung vorgeschriebene Bedingungen akzeptieren, 
  • Google verpflichtet sich die Zensurbestimmungen einzuhalten und unerwünschte Adressen aus der Datenbank zu löschen, 
  • Untersagt sind Themen, wie Menschenrechte, Demokratie oder Meinungsfreiheit.

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Literatur und Quellen:

 

Auletta, Ken (2009): Googled. The End of the World As We Know It. London: Virgin Books.

 

Die Google Falle (2010): Wussten Sie, dass... Online im Internet unter http://www.googlefalle.com/googlefalle/index.php/about/wussten-sie-dass/ (29.03.2010).

 

Google (2010): Unternehmensprofil. Online im Internet unter http://www.google.at/intl/de/corporate/ (29.03.2010).

 

Google (2010): Unternehmensbezogene Informationen. Online im Internet unter http://www.google.at/intl/de/corporate/tenthings.html (29.03.2010).

 

Reischl, Gerald (2008): Die Google Falle. Die unkontrollierte Weltmacht im Internet. Wien: Ueberreuter.

 

Reppesgaard, Lars (2008): Das Google-Imperium. Google kennt dich besser, als du denkst. Hamburg: Murmann.

6 comments :: Kommentieren

Danke für Ihren anregenden Beitrag.

Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 16. April 2010, 14:47

H. Mittendorfer

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Hendrik.Stoltenberg.Uni-Sbg, 17. April 2010, 18:06

Hallo Simone,

ich finde deinen Betrag sehr anregend, und denke auch man sollte Google kritisch betrachten.

 

Ich bin bei Aufgabe 2 auf die Technischen Möglichkeiten zur Sicherheit im Internet eingegangen, gerade weil immer mehr Menschen Einkaufsmöglichkeiten im Internet wahrnehmen und wenige um die Gefahren bescheid wissen.

Liebe Grüße

Hendrik

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Iris.Schneider.Uni-Sbg, 18. April 2010, 17:05

Ich finde deine kritische Betrachtung der allseits beliebten Suchmaschine sehr gut - möchte aber gleichzeitig die Frage stellen, ob du bei der Suche nach Literatur nicht auch Google verwendet hast?

Mein Beitrag beschäftigt sich mit der Verwendung des Internets in den Entwicklungsländern und geht der Frage nach, ob dadurch tatsächlich der Lebensstandard gesteigert werden kann.

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machtimperium google

Theresa.Buegl.Uni-Sbg, 18. April 2010, 18:28

mir gefällt gut, dass sich dein artikel komplett auf google konzentriert, dieses unternehmen ist viel mehr, als eine suchmaschine und kontrolliert wahnsinnig viel.
gerade die momentane debatte um china lässt das unternehmen wieder in kritik geraten.
zum thema zensur und demokratie gehe ich in meinem beitrag ein.

ein artikel den ich zum thema google besonders spannend fand, findest du hier:

http://jungle-world.com/artikel/2010/14/40694.html

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Positive und negative Seite

Stefanie.Spitzendobler.Uni-Sbg, 19. April 2010, 14:42

Hi Simone!

Ich finde es gut, dass du in deinem Beitrag sowohl die kritische Perspektive von Google aufweist, als auch doch ein paar positive Effekte, wie die Zensur von gewissen Seiten. Da der Mensch durch Google wie auch durch Überwachungssysteme im Internet immer mehr zum gläsernen Bürger wird, verweise ich auf meinen Beitrag, der sich mit der Überwachung im Internet und dem Verlust der privacy des Users beschäftigt.

Des weiteren würde es mich auch interessieren, was du für alternative Suchmaschinen verwendest.

Lg

Steffi

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Nora.Hinterhöller.Uni-Sbg, 19. April 2010, 19:48

Hallo Simone :)

ich finde deinen Text echt super, auch, wie du die Grundsätze noch kritisch hinterfragt hast!

Meinen Beitrag findest du hier. Er beschäftigt sich auch mit Google und Fallen, in die mal treten kann...

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