ICTs im Entwicklungseinsatz

Iris.Schneider.Uni-Sbg, 18. April 2010, 16:54

Bereits 1962 prognostizierte Marshall McLuhan: „The new electronic interdependence recreates the world in the image of a global village“ (vgl. Quelle Nr. 1). Diese Prophezeiung hat sich bewahrheitet: In den Industriestaaten wäre ein Alltag ohne Zugang zu den elektronischen Informations- und Kommunikationstechnologien undenkbar. Jedoch haben fünf der fast sieben Milliarden Menschen keinen Zugang zum Internet (vgl. Quelle Nr. 2).

Aus diesem Grund tauchte mit dem Internet auch der Begriff der digitalen Kluft auf. Auch die Weltbank warnt vor den möglichen Schattenseiten des Internets: „Länder, die keinen effektiven Zugang zum Internet haben laufen in verstärktem Maße Gefahr, noch mehr ins Hintertreffen zu geraten“ (vgl. Quelle Nr. 3). 

 

De facto haben „viele Länder Asiens, Lateinamerikas und Afrikas, aber auch Osteuropas und des Mittleren Ostens [...] eine sehr geringe Breitbanddurchdringung von ein bis zwei Prozent.“ (Quelle Nr. 2). Lediglich in den Städten versucht man das Internet in Form von IT-Centers zu integrieren. Ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung hat weder Zugang zu einem Telefon geschweige denn elektrischen Strom. „Sie leben am Rande des digitalen Netzwerkkapitalismus und eindeutig außerhalb des golbal information village“ (Quelle Nr. 4).

Nichtsdestotrotz befinden sich viele Entwicklungsländer im „informationstechnologischen Aufbruch“. Die Durchdringung des Internets vollzieht sich in diesen Ländern am schnellsten. Diese rapide Einführung der ICTs geschieht vorwiegend aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen (vgl. ebd.). Beispielsweise finanzierte der Intel-Konzern den Breitband-Zugang inklusive der Versorgung mit Strom in Parintins (Brasilien), damit zumindest Schüler, Lehrer und Ärzte das Internet nutzen können (vgl. Quelle Nr. 5).

Die weltweite Durchdringung des Internets

 

Dieses Beispiel führt aber gleichzeitig zu der Frage, ob das Internet tatsächlich auch in der Lage ist, die Armut zu reduzieren, Wissen zu verbreiten und den Lebensstandard zu erhöhen.

Um diese Frage ausreichend beantworten zu können, müssen zuerst die Primär- und Folgebedürfnisse der in der 3. Welt lebenden Menschen definiert werden. Das folgende Zitat veranschaulicht, dass der Internetzugang so wie wir ihn kennen nicht unbedingt die Lösung ist: „It is great to access the internet from my hovel in the village. But what is the point if my family has to shit outside on the ground next to my hut?“ (Quelle Nr. 4).

 

Kurt Luger nennt hierbei 4 Indikatoren, welche die Verbreitung des Internets in den Entwicklungsländern hauptsächlich hemmen: 

  • nicht ausreichende Telekommunikationsverbindungen
  • im Vergleich zu den Einkommen viel zu teure bis unerschwingliche Computer
  • niedriges Bildungsniveau
  • vergleichsweise höhere Kosten für die Internet-Dienste (Quelle Nr. 4).

Was nützt einem also das Internet in der 3. Welt, wenn die Analphabetenrate bzw. die Anzahl derer, die nicht mehr als über eine Grundschulausbildung verfügen, nach wie vor derartig hoch ist? (vgl. ebd.).

 

Die Lösung des Problems besteht laut dem Münchner Kreis aus 3 zentralen Herausforderungen, welche die digitale Kluft zwischen den Entwicklungs- und Industriestaaten überwinden sollen:

  • kostengünstiger Internetzugang
  • Zuschneidung der angebotenen Dienste auf den individuellen Geschäftsverkehr
  • Entwicklung neuer Geschäftsmodelle (vgl. Quelle Nr. 2)

Um die regionalen Kommunikationsstrukturen zu stärken bietet sich des Weiteren die Möglichkeit der Errichtung von „Tele-Cottages“ oder „Tele-Zentren“ an, um so auch den peripheren Gebieten Zugang zum Internet und generell den ICTs zur Verfügung zu stellen (vgl. Quelle Nr. 4).

Es bleibt demnach abzuwarten, ob sich das Internet den Bedürfnissen der Entwicklungsländern dementsprechend modifiziert, damit von einer Besserung der Lebensqualität gesprochen werden kann.

 

Literaturverzeichnis:

Quelle Nr. 1: http://www.mcluhanmedia.com/m_mcl_future_global.html

Quelle Nr. 2: http://www.pressebox.de/pressemeldungen/muenchner-kreis-uebernationale-vereinigung-fuer-kommunikationsforschung-ev/boxid/262121

Quelle Nr. 3: http://sciencev1.orf.at/science/news/1062

Quelle Nr. 4: http://www.aurora-magazin.at/gesellschaft/luger_hope_frm.htm 

Quelle Nr. 5: http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,439265,00.html 

Bild: http://reset.to/wissen/digitale-kluft-0 

5 comments :: Kommentieren

One Laptop per Child

guenter.baumgartner.Uni-Sbg, 18. April 2010, 22:53

hi,

der Digital Devide ist sicher eines der wichtigsten Themenbereiche, den man im Bezug auf der WorldWideWeb in Zukunft beachten muss. Du hast diesen Aspekt auch gut ausgearbeitet.

Hier ein Link zum OLPC-Programm – falls es dich interessiert...

werten gruß,

blog.form alias guenter

 

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Johannes.Mitterer.Uni-Sbg, 19. April 2010, 12:45

Es stimmt, dass der Digital Divide ein Problem für weniger entwickelte Länder darstellt. Dennoch sollte man meiner Meinung nach zunächst dafür sorgen, weit schwerwiegendere Probleme wie Hunger und Armut in den Griff zu bekommen, denn auch wenn plötzlich jedes Kind in Afrika über einen Laptop mit Internetzugriff verfügt, wird es sich, plakativ ausgedrückt, trotzdem keine Pizza übers Internet bestellen können. Auch die Frage nach einer Grundbildung (Analphabetismus) stellt, wie du auch erwähnt hast, ein weitaus größeres Problem dar. Deswegen halte auch die One-Laptop-per-Child-Idee für fragwürdig.

Auch die Motivation von Intel, eine Breitband-Verbindung in Parintins zu errichten, sollte durchleuchtet werden. Dies wird wohl weniger aus Nächstenliebe, sondern mehr zur Image-Bildung und der Sicherung der Position in einem potentiellen Zukunftsmarkt geschehen.

In meinem Beitrag habe ich mich mit der Monopolstellung der IANA auseinandergesetzt.

 

 

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Brauchen Entwicklungsländer Internet-Zugang?

Doris.Harreither.Uni-Sbg, 19. April 2010, 12:51

Ich finde deinen Beitrag sehr interessant. Zu meiner gestellten Frage kann ich nur sagen: JA. Dennoch bin ich der gleichen Meinung wie bei den von dir angeführten Punkten, dass das Vorhaben, Entwicklungsländern ausreichenden Internet-Zugang zu ermöglichen, oftmals an fehlenden Technologien, Geldmangel, usw... scheitert. Es sollte doch eigentlich so sein, dass die ganze Welt auf das Internet zugreifen kann, ohne täglich mit Barrieren konfrontiert zu sein und nicht nur die reichen Industriestaaten die Vorteile des World Wide Web für sich nutzen können. Trotz ständiger Innovationen, Vorhaben, Bemühungen gelingt es trotzdem nicht, auch Entwicklungsländern diesen Zugang zu ermöglichen.

Würde mich freuen, wenn du auch meinen Beitrag lesen würdest, in dem ich mich auf die Organisation, Techniken und die Sicherheit von facebook bezogen habe.

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Barbara.Falkinger.Uni-Sbg, 19. April 2010, 20:35

Hallo Iris,

ich finde deinen Beitrag sehr interessant. Ich habe mir noch nie vor Augen geführt, wie wenig Menschen auf der Welt eigentlich Internetzugang haben. Ich finde die One-Laptop-per-Child Idee grundsätzlich nicht schlecht, bin aber auch der Meinung, dass in Ländern, die von Armut betroffen sind, erst einmal wo anders angesetzt werden muss, bevor man die Kinder auf Computer loslässt. Erst einmal sollte man eine Möglichkeit finden, wie zumindest einem Großteil der Kinder Lesen und Schreiben beigebracht werden kann, dann kann man sich immer noch Gedanken über das Internet machen. Mein erster Bericht behandelt das Thema "Informationsgesellschaft versus Digital Divide". Vielleicht magst du ihn dir ja mal durchlesen.

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Beate.Rohrmoser.Uni-Sbg, 19. April 2010, 22:54

Hey, Iriis!

Mein Ansatz is deinem ziemlich ähnlich, aber du packst das Ganze global an, was ich echt interessant finde. Ich hab mich unter anderem auch mit dem OLPC-Programm beschäftigt, das Günter schon erwähnt hat.

Das und noch viiieel mehr(haha?) findest du in meinem Beitrag.

Liebe Grüße

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