Wird "Wo sind meine Freunde?" zu "Wo ist meine Privatsphäre?"

Iris.Schneider.Uni-Sbg, 19. Mai 2010, 08:46

 

Bei standortbezogenen Diensten oder location based services (= LBS) handelt es sich um einen mobilen Dienst, der mittels positions-, zeit- und personenabhängigen Informationen den RezipientInnen selektierte Informationen zur Verfügung stellen. 

Das Handy eignet sich hierbei am besten für die Nutzung von LBS, da seine Position durch das Mobilfunknetz bereits bekannt ist. Das Netz, welches die RezipientInnen mit dem mobilen Endgerät empfangen, wird als Visitor Location Register bezeichnet und im Home Location Register gespeichert. Der genaue Standort der RezipientInnen wird über die Location Area ermittelt, welche durch das Visitor Location Register bekannt ist. Eine genauere Ortung ist mittels einer Zell-Identifikationsnummer möglich.1

LBS werden demnach als eine Goldgrube für das Handygeschäft betrachtet. Jedoch werden ortsbasierte Dienste nur mit Erfolg gekrönt, wenn sich das Preis-Leistungsverhältnis für die RezipientInnen in einem akzeptablen Rahmen befindet bzw. wenn die Erlösströme die Anbieter zufrieden stimmen. Aus diesem Grund wird vor allem auf eine Expansion auf dem UMTS-Markt gehofft.2


Im selben Atemzug, in dem man die LBS erwähnt, werden auch die Mashups angesprochen. Aus dem Englischen hergeleitet signifizieren sie  „Vermischung“. Dies lässt bereits auf seine grundlegende Funktion schließen, die „Einbindung eines externen dynamischen Elements in eine Website“.3 Das populärste Beispiel hierzu wäre der Geoservice. Hierbei werden über Programmschnittstellen (= APIs) externe Quellen abgefragt, um eine Ergebnisliste zu erhalten. Die so erhaltenen Daten müssen jedoch vom Anbieter freigegeben werden bzw. überwachen die APIs die Abfrage und Ausgabe der Daten. Die essentielle Funktion der Mashups liegt in der Suche nach dynamischen Inhalten und nicht in der Verwendung feststehender Medien.3

 

Das Mashup Google Latitude wurde von Google Maps lanciert und bietet eine Antwort auf die Frage „Wo sind meine Freunde?“. Mittels GPS wird nach dem gleichen Schema wie die LBS die Position des mobilen Endgeräts eroiert, sodass ersichtlich ist, wo sich das Handy befindet. Sind auch andere RezipientInnen beim Server angemeldet und somit freigeschaltet, kann mittels dieser Funktion auch der momentane Aufenthaltsort der Freunde ausfindig gemacht werden.5 

Google Latitude versichert jedoch nichtsdestotrotz die Anonymität der RezipientInnen. Es obliegt den jeweiligen UserInnen zuzulassen, ob ihre Position übermittelt werden soll. Hierbei können die RezipientInnen festlegen, ob die aktuelle Position, die Stadt oder keine Positionsdaten angegeben werden soll.6

Doch jede neue Invention bringt auch ihre Schattenseiten mit sich. Die generellen Nachteile von Mashups bestehen vor allem in der fehlenden rechtlichen Grundlage in Europa. Es sind weder Fair-Use-Regelungen noch Creative-Commons-Lizenzen in einem Maß vorhanden, das eine stabile rechtliche Fundierung bilden könnte. Ein weiteres Problem besteht in der Differenz der Datenformate, wodurch es zu Haftungsproblemen kommen kann. Auch der rechtliche Spagat zwischen frei verfügbaren und urheberrechtlich geschützten Daten gestaltet sich als schwierig.4

Der etwaige Nachteil, welcher sich speziell zu Google Latitude äußern lassen, besteht ebenfalls im Datenschutz. Zwar gelangen die Daten der RezipientInnen lediglich auf die Server von Google, es sind jedoch Bedenken vorhanden, dass eine staatliche Stelle oder Behörde die Herausgabe der Daten verlangt. Jedoch sind LBS in der Internet- und Mobilfunk-Branche ein essentielles zukünftiges Geschäftsmodell. Ein weiteres Beispiel für diese Nutzung wäre die Einblendung einer Werbung für Angebote in der Nähe der aktuellen Position der RezipientInnen.7





 

Quellen (aufgerufen am 19.05.2010):

1 http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Standortbezogene_Dienste.html

2 http://www.teltarif.de/arch/2004/kw24/s13935.html 

3 http://www.netzwelt.de/news/74895-mashup.html 

4 http://futurezone.orf.at/stories/1647747/ 

5 http://www.ratschlag24.com/index.php/wo-sind-meine-freunde-gpspi_000002984/ 

6 http://www.spiegel.de/netzwelt/mobil/0,1518,605454,00.html 

7 http://www.stern.de/digital/online/google-latitude-sicherheitsexperten-kritisieren-ortungsdienst-654005.html 

2 comments :: Kommentieren

Stefanie.Spitzendobler.Uni-Sbg, 28. Mai 2010, 09:17

Hi Iris!

Ich finde deinen Beitrag sehr gelungen, da du sehr präzise erklärst, warum es sich bei Mash ups handelt. Ich denke, ich habe es erst jetzt bei deinem Beitrag richtig begriffen. :) Wie du in deinem Beitrag erwähnst, stellt sich immer wieder die Frage, wie sicher unsere Daten eigentlich sind, vor allem in Bezug auf Google-Dienste. Man kann sich schon gar nicht mehr sicher sein, welche Angebote man im Web nun noch anwenden sollte.

Da du Google Maps ansprichst, verweise ich auf meinen Beitrag über Geowalk welcher Google Maps ebenso als Hauptdienst aufweist.

Lg Steffi

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Barbara.Falkinger.Uni-Sbg, 28. Mai 2010, 20:55

Liebe Iris,

ich finde deine Darstellung sehr interessant. Das Mashup Google Latitude finde ich persönlich, geht zu weit. Das Herausfiltern des aktuellen Aufenthaltsortes der Kontaktpersonen lässt überhaupt keine Privatsphäre mehr zu. Nichts desto trotz ist die technologische Entwicklung beeindruckend. Das Mashup Google Latitude könnte ein Meilenstein für die Ermittlungen der Geheimdienste und der Polizei in der Bekämpfung von Kriminalität (zum Beispiel Entführungen) sein. In meinem Bericht gehe ich unter anderem auf die Möglichkeiten der Internetseite www.360cities.net ein. Mit Hilfe einer Google-Maps-Karte kann man Panoramabilder von Ländern auf der ganzen Welt betrachten. Vielleicht hast du Lust, einen Blick darauf zu werfen.

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