Museumsinformationssysteme
jasmin maria.wukonig.uni-linz, 22. Jänner 2012, 23:28
Prof. Dr. Jürgen Sieck von der HTW Berlin stellte zwei Projekte vor, die in deutschen Museen umgesetzt wurden, mit den Zielen der Steigerung der Besucherzahlen und dem Wecken des Interesses derer an Kultur und Geschichte. Dafür entwickelte er ein System zur Unterstützung von Interaktionen zwischen den Museumsbesuchern und den Ausstellungsobjekten. Beide Projekte bedienten sich dabei der Idee des in ein Objekt integrierten Mini-Speichers, dem sogenannten RFID-Chip, mit dem die Besucher die für sie interessanten Informationen speichern und diese anschließend von zu Hause über das Internet abrufen konnten.
Im folgenden Beitrag möchte ich kurz auf die beiden bereits genannten Projekte eingehen und des Weiteren meine Ideen zu der neu anlaufenden Ausstellung „Roads of Arabia“ darlegen.
MUSEUM FÜR ISLAMISCHE KUNST
„Schahname. Heroische Zeiten. 1000 Jahre persisches Buch der Könige“
Das „Schahname“ gehört mit seinen über 50.000 Versen zu den größten Epen der Weltliteratur und anlässlich des 2010 gefeierten 1000 jährigen Bestehens, wollten die Orientabteilung der Staatsbibliothek und das Museum für Islamische Kunst dieses Werk mit mehr als 100 Objekten vorstellen (vgl. Staatliche Museen zu Berlin). Die Ausstellung selbst bestand neben den lebensgroßen Figuren und Filmen über die Geschichte des Orients aus einem multimedialen Lesezeichen, das, mit einem Mini-Speicher versehen, dem Besucher es ermöglicht hat, Informationen aufzunehmen (dabei ertönte ein Audio-Signal, dass der/die Besucher/in wusste, dass die gewollte Information nun gespeichert wurde) und diese daheim, da das Lesezeichen gratis mitgenommen werden konnte, abzurufen und sein/ihr Wissen auf der extra dafür angepassten Homepage zu erweitern. Vor allem Hörbücher, Bilder und Spiele sollten den jüngeren Besuchern die Welt der Perser weiter eröffnen.
Diese Idee der Informationserweiterung und –speicherung wurde von den Besuchern sehr gut angenommen, obwohl es einige Verbesserungsvorschläge gäbe, denn die Lesezeichen wurden einerseits erst beim Ausgang der Ausstellung den Besuchern angeboten, womit die BesucherInnen mit ihrem Lesezeichen die Ausstellung ein zweites Mal „abgehen“ mussten, um sich die entsprechenden Informationen zu holen und andererseits erfolgte die Einweisung der BesucherInnen in dieses neue System nur über eine anschauliche Tafel, nicht durch persönliche Beratung der MuseumsmitarbeiterInnen, was zu vermehrten (unbeantworteten) Fragen bezüglich dieser Neuheit auf Seiten der BesucherInnen führte.
JÜDISCHES MUSEUM BERLIN
„Koscher & Co –Über Essen und Religion“
Die Ausstellung im Jüdischen Museum in Berlin von Oktober 2009 bis Februar 2010 versuchte den BesucherInnen die Kulturen Mesopotamiens bis in die Gegenwart der jüdischen Küche im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft zu machen. Ein weiterer Fokus lag auf dem Vergleich des Judentums mit dem Christentum, dem Islam sowie dem Hinduismus (vgl. Jüdisches Museum Berlin). Dies versuchte man mittels einem Löffel aus Karton (mit integriertem RFID-Chip), den man den Besuchern am Eingang der Ausstellung aushändigte. Im Gegensatz zum oben beschriebenen Lesezeichen der anderen Ausstellung, was das Benutzen des Löffels mit einem geringen zusätzlichen Kostenaufwand verbunden. Dieser Löffel befähigte die BesucherInnen an den einzelnen Stationen die ausgestellten Rezepte zu speichern, um sie zu Hause via Internet (Login auf der Website) abrufen zu können.
Neben dem wertvollen Effekt für die Besucher, konnten auch die Museums- bzw. Veranstaltungsleiter herausfinden, welche Bereiche am Liebsten und am Häufigsten von den BesucherInnen genutzt wurden und welche Rezepte am Beliebtesten waren.
Pergamonmuseum Berlin
„Roads of Arabia. Archäologische Schätze aus Saudi-Arabien“
Nun möchte ich meine Ideen zur multimedialen Umsetzung zu der im Jänner 2012 nach Berlin kommende Ausstellung über die Zeugnisse der Vor- und Frühgeschichte sowie des antiken Saudi-Arabiens aufzeigen:
Meine Idee war, mit Hilfe des RFID-Chips den BesucherInnen Zugang zu Informationen während der Ausstellung zu geben, als auch zu Hause über das Internet. Zusätzlich hätte ich mir noch überlegt, eine Art „Schatzsuche“ (Sponsoren von BMW, Rewe, SeaLife, etc.) zu veranstalten, die die jüngeren, sowie die älteren BesucherInnen ermutigt, offen auf die Ausstellung zuzugehen und wissbegierig die Informationen aufzunehmen. Zum Beispiel werden so Eltern dazu aufgefordert, mit ihren Kindern zusammenzuarbeiten, um zu einer Lösung zu gelangen (Die Kinder werden spielend gefordert und gefördert). Am Ende der Ausstellung in Berlin erfolgt die GewinnerInnen-Ermittlung. Da „Roads of Arabia“ eine temporäre Ausstellung ist, sollte dies kein allzu großes Problem darstellen.
Die Durchführung erfolgt, wegen des geringen Neuaufwandes, wieder per RFID-Chip, dieses Mal aber auf einem Reiseticket, das auf einer Seite die wichtigsten Informationen der Ausstellung aufgedruckt hat. Auf der anderen Seite steht die ID des Reisetickets, mit dem man sich zu Hause auf der Website anmelden kann, um weitere Informationen zu erhalten und das Gespeicherte abzurufen.
Gleich am Beginn der Ausstellung stehen EinweiserInnen, die die verschiedenen Möglichkeiten des Reisetickets den Besuchern erklären. Zusätzlich stehen Tafeln bereit, damit man als BesucherIn selber noch einmal das Gehörte nachlesen kann (natürlich in mehreren Sprachen).
Die BesucherInnen gehen nun durch die Ausstellung und können an den ausgeschilderten Infopoints die gewollten Informationen abspeichern, sowie Fragen für die Gewinnspiele (gemeinsam) beantworten und diese auf das Ticket speichern, damit diese am Ende der Ausstellung (durch ein Gerät) abgelesen werden können. Die GewinnerInnen-Ermittlung erfolgt durch die ID auf dem Reiseticket, welche auf der Homepage zum entsprechenden Zeitpunkt veröffentlicht werden. So kann man sich als BesucherIn sicher sein, dass die persönlichen Daten nicht missbraucht und veröffentlicht werden.
Eine weitere Möglichkeit der multimedialen Nutzung der Ausstellung wäre, eine spezielle App für Smartphones zu erstellen. Da dies aber bereits meine Kollegin aufgezeigt hat, möchte ich hier nur auf ihren Blogeintrag verweisen.
WICHTIGE PUNKTE ZUM ABSCHLUSS
Wenn man ein Projekt wie die oben genannten planen und durchführen möchte, sollte man einige Details zum effizienten Gebrauch der Gegenstände mit den integrierten Mini-Speichern (RFID-Chips) beachten:
-
Mehrsprachigkeit
Die Tafeln mit den Erklärungen sollten in verschiedenen Sprachen den Besuchern zur Verfügung stehen -
Bedienungsanleitung
Die Tafeln sollten eine sehr genaue Beschreibung und Bedienungsanleitung (in Schrift und Bild) aufzeigen, damit auf Seiten der BesucherInnen keine Fragen auftauchen können -
Betreuung/Einweisung der Installationen
Zusätzlich zu den Anleitungs-Tafeln wäre wichtig, dass MuseumsmittarbeiterInnen den BesucherInnen zur Verfügung stehen, um etwaige, spontan auftretende Frage beantworten zu können -
Platzierung in der Ausstellung
Erstens sollte die Ausgabe der Speichermedien am Beginn der jeweiligen Ausstellung erfolgen und zweitens sollte die Ausstellung so angelegt werden, dass man in einem Durchgang alle (für die BesucherInnen) wichtigen Details mit dem Speichermedium aufnehmen kann, ohne, dass man hin und her gehen muss und etwaiges doppelt einscannt. -
Audio-Signal an den Information-Terminals
Die Stationen, an denen die BesucherInnen Informationen speichern können, sollten einen Ton abgeben, damit der/die Besucher/in weiß, dass die gewollte Information nu gespeichert wurde.
Quellenverzeichnis:
Staatliche Museen zu Berlin
http://www.smb.museum/smb/kalender/details.php?objID=25247
(eingesehen am 20.01.2012)
Jüdisches Museum Berlin
http://www.jmberlin.de/koscher/ (eingesehen am 20.01.2012)
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