Das transparente Unternehmen

grazyna.brandstaetter.uni-linz, 5. November 2012, 19:36

Schaffung von Transparenz innerhalb der Organisation wird zunehmend wichtiger, sei es in dem privaten oder dem öffentlichen Sektor. Um dies zu erreichen wurden zahlreiche Corporate Governance Richtlinien definiert, welche als Regelwerk für die verantwortungsvolle Führung und Leitung von Unternehmen gelten. Nach [Heinrich und Stelzer 2009, S. 74] umfasst Corporate Governance „die Gesamtheit der Leitungs-, Kontroll- und Steuerungsmechanismen  für ein Unternehmen, Regeln für die Verteilung von Rechten und Pflichten sowie der Rechenschaftspflicht  und Haftung.“ Damit die Corporate Governance erfolgreich umgesetzt wird und die Transparenz im Unternehmen tatsächlich zu Geltung kommt sind viele Mechanismen und Abhängigkeiten zu beachten.

Infolge der zahlreichen Krisen der letzten Jahre verliert dieses Thema kein bisschen an Bedeutung. Die globale Krise hatte Auswirkungen auf Länder sowohl mit dem Anglo-American market based model wie auch dem relationship-based model. [Hillb 2011, S. VIII]. Diese werden im folgenden Abschnitt kurz beschrieben.

Das Anglo-American market based model wird durch den Shareholder-Ansatz vertreten, während das relationship-based model auf den Stakeholder-Ansatz setzt. Die Aufteilung ist mit der konkreten Interessenvertretung direkt verbunden. Entweder werden hauptsächlich die Interessen der Aktionäre geschützt oder alle oder eines Teiles der restlichen Interessenten. [Hilb 2011, S. VII-VIII] Um dies zu veranschaulichen möchte ich die Lage bei den börsenorientierten Unternehmen Anfang der letzten Jahre ansprechen und  auf den Zusammenhang zwischen einer überdurchschnittlicher Börsenkursentwicklung und die aktionärsfreundliche Organisationsstruktur in den letzten Jahren hinweisen. Laut Paul Gompers, einem Experteren aus dem Bereich der Corporate Governance und dem New Yorker Governance Metrics Institute (GMI), wird die Corporate Governance über die Interessen der Aktionäre definiert. Infolge dessen wird es von einer besonders gutenFührung gesprochen,, wenn die Prozeduren und die Vorgehensweisen entsprechend den Interessen der Aktionäre gestaltet werden. [Hussla 2004]

[Hilb 2011, S.9] geht von dieser zweiteiligen Gliederung ab und empfiehlt einen integrierten Corporate Governance – Ansatz als Zusammenführung der Stärken beider Modelle (Shareholder und Stakeholder-Ansatz). Auf diese Weise werden Unternehmen den Mehrwert für die Aktionäre, Kunden, Mitarbeiter und die Gesellschaft bei ihren Tätigkeiten schaffen können. Diese Art von Transparenz geht über die einseitige Variante weit hinaus.

Damit die Führung auch erfolgreich ist, sind bei der Schaffung von Transparenz und der Steuerung von der Organisation sowohl unternehmensexterne als auch unternehmensinterne Faktoren zu beachten. Die Unternehmensexternen umfassen den Institutionellen-, den Landeskultur-, und den Normenkontext. Die internen Faktoren betreffen die Eigentumsverhältnisse, Machtverhältnisse (Vorstand und Aufsichtsrat), Entwicklungsphase eines Unternehmens, Internationalisierungsgrad des Unternehmens, Organisationsgröße und den Funktionsmix (je nach Land und Unternehmen unterschiedlich). [Hilb 2011, S.35-65]

Laut einer deutschen Studie des Martktforschungsinstituts Innofact AG , in welcher rund 3.000 Verbraucher sich zu offener und transparenter Kommunikation von Unternehmen geäußert haben, werden Unternehmen mit transparenten Abläufen und nachvollziehbaren Verhalten positiver wahrgenommen und das Wohlbefinden der Mitarbeiter dieser Unternehmen ist deutlich besser als bei Unternehmen mit geringerer oder keiner Transparenz. Erwähnenswert ist dabei auch die Größe der Organisation. Kleinere Unternehmen erfreuen sich hier eines besonders großen Transparenzgrades, mit mehr als 70% Stimmen der Befragten. Im Gegenteil dazu werden Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern mit nur 53% der positiven Meinungen als transparent bewertet [Haufe.de 2012]

Im letzten Teil meiner Ausarbeitung möchte ich auf den durch die Transparency International veröffentlichten Ranking der 105 größten börsenorientierten, multinationalen Unternehmen eingehen. Für die Bewertung der Organisationen und Ermittlung der jeweiligen Platzierung wurden öffentlich, zugängliche Informationen eingesetzt. Diese wurden drei Kategorien gleichmäßig zugeordnet:

·         Antikorruptionsprogramme

·         Unternehmenstöchter, der prozentualer Besitz daran und das Land deren Registrierung

·         Länder in denen die Unternehmen tätig sind mit den Schwerpunkten Umsatz, Investitionen, Vorsteuerergebnis

Das Ergebnis liefert einen geringen Level von Transparenz vor allem im Bereich der Gewinne und der Steuerzahlungen. Dies ist in armen Ländern mit unklaren Regierungsstrukturen besonders stark ausgeprägt. Auch die Statements über die Antikorruptionsprogramme und Zahlungen an Parteien und die Politiker selbst lassen viel zu wünschen übrig. Besonders unzufrieden stellend ist der Finanzsektor, welcher eine unterdurchschnittliche Bewertung erhalten hat. Daraus ist es feststellbar, dass weiterer Bedarf an „Regulierung und verbindlichen Berichtsstandards für den Finanzsektor“ besteht. [Transparency.de 2012]

 

Quellenverzeichnis

[Hilb 2011]
Hilb M.: Integrierte Corporate Governance. Ein neues Konzept der wirksamen Unternehmens-Führung- und Aufsicht. 4. Überarbeitete Auflage, Springer Verlag Berlin Heidelberg, 2011.

[Hoffman 2007]

Hoffman E.: Transparenz im Unternehmen. Leistungsanreiz oder Leistungsbremse für ihre Mitglieder. In : Zeitschrift für Management, Heft 1 , Januar 2007, Seite 6-27.

[Haufe.de 2012]

http://www.haufe.de/personal/personalszene/transparente-unternehmen-haben-zufriedenere-mitarbeiter_74_67348.html  [Zugriff 19.10.2012]

 

[Husla 2004]

Husla G.A.: Transparente Führung zahlt sich aus.
http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/anlagestrategie/konzerne-mit-einer-vorbildlichen-corporate-governance-erzielen-haeufig-eine-ueberdurchschnittliche-kursentwicklung-transparente-fuehrung-zahlt-sich-aus-seite-all/2353220-all.html [Zugriff 20.10.2012]

 

[Heinrich und Stelzer 2009]
Heinrich L.; Stelzer D.: Informationsmanagement Grundlagen, Aufgaben, Methoden, München,2009.

 

 [Transparency.de 2012]
http://www.transparency.de/12-07-10-TRAC.2128.0.html [Zugriff 20.10.2012]

0 comments :: Kommentieren