Lernblog von Matthias Lederer (Business und Internet Einstiegskurs)
Montag, 1. November 2010
Facetten des E-Business (1. Aufgabe)

Verschiedene Faktoren wie höhere Rechnerleistung der vorhanden Informations- und Kommunikationssysteme, die fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung über Medien hinweg sowie die damit einhergehende Steigerung der Datenmange und eine verbesserte Infrastruktur sind die Voraussetzungen und „Enabler“ (Kollmann 2009, S. 1-10) des modernen E-Business. Ebenso vielschichtig wie die Voraussetzungen, Auswirkungen und Geschäftsmodelle im E-Business sind, sind auch die aktuell in Publikationen verwendeten Definitionen. Da bereits viele andere Blogs den Begriff des „E-Commerce“ betrachtet haben, soll in diesem Artikel der Schwerpunkt auf „E-Business“ gelegt werden.


Tag-Cloud zum Begriff "E-Business" (Quelle: eigene Darstellung)

Facettenreiche E-Business-Definitionen

Anhand der folgenden Auswahl sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutschsprachiger Definitionen für E-Business herausgearbeitet werden:

  • „Electronic Business (E-Business) bedeutet Anbahnung, Vereinbarung und Abwicklung elektronischer Geschäftsprozesse, d.h. Leistungsaustausch zwischen Marktteilnehmern mit Hilfe öffentlicher oder privater Kommunikationsnetze (resp. Internet), zur Erzielung einer Wertschöpfung. Als Leistungsanbieter und Leistungsnachfrager können sowohl Unternehmen (Business), öffentliche Institutionen (Administration) wie private Konsumenten (Consumer oder Citizen) auftreten. Wichtig ist, dass die elektronische Geschäftsbeziehung einen Mehrwert schafft, sei dies in Form eines monetären oder eines immateriellen Beitrags“ (Meier & Stormer 2008, S. 2).
  • Nach der Analyse verschiedener Grundlagen-Definitionen kommen Herden et al. (2006, S. 43) auf die Schlussfolgerung E-Business als „die integrierte Ausführung aller automatisierbaren Geschäftsprozesse eines Unternehmens mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien“ zu definieren.
  • „E-Business ist die Unterstützung von Geschäftsprozessen und Beziehungen zur Geschäftspartnern, Mitarbeitern und Kunden eines Unternehmens durch elektronische Medien“ (Schubert, Selz & Haertsch 2002, S. 14).
  • Wagner et al. (2002, S. 233) beschreiben E-Business als „alle Maßnahmen zur Unterstützung und Durchführung von Geschäftstransaktionen, -prozessen und Beziehungen zu allen internen und externen Partnern einer Unternehmung mittels IuK-Technologien.“
  • Laut Weiber (2005, S. 883) ist für E-Business ausschlaggebend, dass „die Gesamtheit der aufeinander abgestimmten Verfahrensweisen verstanden wird, (…) die (durch) den Einsatz von E-Technologien eine ressourcensparende Koordination und Integration von Geschäfts-, Kommunikations- und Transaktionsprozessen auf der Markt- und der Unternehmensebene mit dem Ziel der Effizienz- und Effektivitätssteigerung im Wettbewerb ermöglicht“.

Gemeinsamkeiten

Gemein haben alle genannten Definitionen, dass sie auf die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien abstellen. Das Nutzen von öffentlichen oder privaten Netzwerken für das unternehmerische Handeln scheint konstituierend für die Begriffsbestimmung zu sein. Dominierend scheint zudem das Internet zu sein, in dem die Kommunikation und Transaktion abgewickelt werden kann. Beispielsweise können Kunden im E-Shop von Amazon physische und digitale Waren über Webseiten bestellen. Ebenso umfassen die Definitionen aber auch Vertriebsmodelle wie iTunes, bei denen Kunden in der Regel durch eine lokal installierte Software Einkäufe tätigen, wobei der Kanal individuell auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten wird.

Alle Beschreibungen beziehen die Nutzung der E-Technologien auf die Realisierung von Geschäftsprozessen, die E-Business-Aktivitäten sind innerhalb der Unternehmung integriert. Das heißt zum einen, dass es sich um Abläufe handelt, die gesteuert werden, vorher geplant sind und wiederkehrenden ablaufen. Diese Tätigkeiten des Unternehmens werden durch moderne Technologien ganz oder zumindest teilweise unterstützt oder erst ermöglicht. In wie weit diese Unterstützung erfolgt, hängt von Rahmenbedingungen wie Unternehmensstrategie und der Digitalisierbarkeit der Dienste oder Produkte ab. Zum anderen beinhaltet die Bezeichnung „Geschäftsprozesse“ implizit, dass es sich beim Anbieter um ein Unternehmen handelt, dass in betriebswirtschaftlicher Weise tätig ist. Typische Beispiele hierfür sind Transaktionsprozesse, in denen ein Leistungsaustausch zwischen Anbieter und Kunde durch die Phasen der Anbahnung, Vereinbarung und Abwicklung gestaltet wird.

Unterschiede

Die Definitionen zeigen in Ihrer Wortwahl und Beschreibung zum Teil einen unterschiedlichen Fokus, das heißt einzelne Bestandteile des E-Business-Konzepts werden in Vordergrund gestellt. Dies kann zum einen die genutzte Technologie (z.B. das Internet als meist öffentliches Netzwerk in Definition 2), aber auch der ablaufende Prozess (z.B. Geschäftsprozess oder Transaktionsprozess in Definitionen 1 und 4) oder der Gedanke des ökonomischen Mehrwerts (Definitionen 4 und 5) sein.

Während einige Definitionen sich nur darauf beschränken, E-Business als zusätzlichen Dienst oder veränderte Möglichkeit des Absatzes und der Beziehungspflege zu beschreiben, stellt Definition 5 besonders auf die Einsparungs- und Effizienzpotentiale ab. Sie beschreibt E-Business als zentraler Bestandteil einer Wettbewerbs-Strategie. Dieser Unterschied kann auf ein grundsätzlich unterschiedliches Verständnis von IT zurückzuführen sein: Während einige Definitionen die IuK-Technologien eher als Unterstützung von bereits existierendem Business (z.B. Abwicklung von Garantiefällen bei Siemens) verstehen, beschreibt eine die IT als Möglichkeit der Optimierung der Unternehmensabläufe (z.B. E-Shop von Thailia), andere zielen eher darauf ab, dass die IT die Geschäftsmodelle überhaupt erst ermöglicht (z.B. Vertrieb digitaler Musik bei Amazon).

Welchen Wert und welche Dimensionen die über das elektronische Netzwerk übermittelten Daten besitzen, wird in den Definitionen unterschiedlich gesehen. Einige Definitionen beschränken sich rein auf die Abwicklung von Transaktionen, das heißt den Vertrieb von Diensten und Produkten mit Geld als kompensatorische Gegenleistung. Andere Definitionen fassen die Übermittlung weiter und schließen jede Kommunikation und Beziehungspflege des Unternehmens über elektronische Netze ein (z.B. also auch After Sales-Kommunikation, Mitarbeiter-Informationen, allgemeine Marketing-Botschaften, Öffentlichkeitsarbeit oder transaktionsunabhängige Informationen).

Während alle Definitionen explizit oder implizit B2C- und B2B-Beziehungen einschließen, benennen einige Definitionen weitere besondere Kontaktgruppen wie öffentliche Einrichtungen und die eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Abgrenzung zu anderen Begriffen

Um das Verständnis des Begriffs „E-Business“ abzurunden, soll er zu anderen Begriffen abgegrenzt werden:

  • E-Commerce: Die Begriffe E-Business und E-Commerce werden in zahlreichen Publikationen synonym verwendet, allerdings ist genau genommen E-Commerce als Untergruppe von E-Business zu verstehen, denn E-Commerce beschreibt in erster Linie Handelstransaktionen zwischen Wirtschaftssubjekten (Resch 2004, S. 47-48).
  • E-Procurement: E-Procurement beschreibt die Automatisierung des Einkaufsprozesses (Nekolar 2002, S. 1), ist demnach also ebenfalls eine Untergruppe des E-Business.
  • M-Commerce: M-Commerce beschreibt den Einsatz von mobilen Endgeräten in Vermarktungsprozessen, entscheidet sich also von E-Commerce durch die Nutzung mobiler Technologien sowie durch oftmals abweichende Geschäftsmodelle (Link 2003, S. 5-7).
  • E-Learning: E-Learning umfasst in einer einfachen Definition "alle Aus- und Weiterbildungsaktivitäten, bei denen der Lernende zum Lernzweck konzipierte Anwendungen eines Computers bzw. eines Computernetzwerk benutzt" (Azizighanbari 2006; S. 9). Greift man also auf eine sehr weite Definition von E-Business zurück, ist E-Learning eine mögliche wirtschaftliche Realisierung des E-Business.
  • E-Marketing: Online Marketing sind Maßnahmen-Bündel, das heißt mögliche operative Umsetzungsmöglichkeiten im E-Business, die darauf abzielen, Besucher auf eine Interpräsenz zu lenken um dort Geschäfte zu realisieren (Lammenett 2006, S. 177).

Quellen

Azizighanbari 2006
Azizighanbari, Shahram (2006): Multiagentensysteme zur Analyse und Verbesserung von vernetztem, kooperativem Lernen. Münster: Waxmann.

Herden et al. 2006
Herden, Sebastian; Goméz, Jorge Marx; Rautenstrauch, Claus; Zwanziger, André (2006): Software-Architekturen Für Das E-Business: Enterprise-Application-Integration mit Verteilten Systemen. Berlin: Press Series.

Kollmann 2009
Kollmann, Tobias (2009): E-Business: Grundlagen elektronischer Geschäftsprozesse in der Net Economy. Wiesbaden: Gabler.

Lammernett 2006
Lammenett, Erwin (2006): Praxiswissen Online-marketing: Affiliate- und E-Mail-Marketing, Keyword-Advertising, Online-Werbung, Suchmaschinen-Optimierung. Wiesbaden: Gabler.

Link 2003
Link, Jörg (2003): Mobile Commerce. Berlin: Springer.

Meier & Stormer 2008
Meier, Andreas; Stormer, Henrik (2008): Ebusiness & Ecommerce: Management Der Digitalen Wertschopfungskette. Berlin: Springer.

Nekolar 2002
Nekolar, Alexander-Philip (2002): E-Procurement. Berlin: Springer.

Resch 2004
Resch, Olaf (2004): E-Commerce-Controlling: Spezifika, Potenziale, Lösungen. Wiesbaden: DUV.

Schubert, Selz & Haertsch 2002
Schubert, Petra; Selz, Dorian; Haertsch, Patrick (2002): Digital erfolgreich: Fallstudien zu strategischen E-Business-Konzepten. Berlin: Springer.

Wagner et al. 2002
Wagner, Sandra; Beuermann, Günter; Kupp, Martin; Matzel, Manfred (2002): Quantitative Modelle und nachhaltige Ansätze der Unternehmungsführung. Heidelberg: Physica.

Weiber 2005
Weiber, Rolf (2005): Handbuch Electronic Business: Informationstechnologien - Electronic Commerce - Geschäftsprozesse. Wiesbaden: Gabler.

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