Bereits Jahrhunderte vor der Erfindung von Computern, war Privatsphäre ein schützenswertes Gut, wie man am Eid des Hippokrates oder dem Beichtgeheimnis von Geistlichen erkennen kann. Die Relevanz des Schutzes der Privatsphäre steigt jedoch mit den Möglichkeiten der Verbreitung und Vervielfältigung von Daten und ist dementsprechend eng mit der Entwicklung und dem Einsatz von Technologien verknüpft. Die ersten massiven Bedrohung für die Intimsphäre von Individuen, waren Handkameras und Druckmaschinen, die die Entstehung der modernen Tageszeitungen und Boulevardpresse ermöglichten. (Quelle)

 

Bereit im Jahre 1890 veröffentlichten die zwei US-amerikanischen Anwälte Samuel Warren und Louis Brandeis unter dem Titel „The Right to Privacy“ die erste Schrift, die den Schutz personenbezogener Daten als individuelles Recht thematisiert. Sie sahen the right to privacy einerseits durch neuartige Entwicklungen auf technischen Gebiet, vor allem aber durch die seit dem Aufkommen des Boulevardjournalismus zunehmenden Veröffentlichung persönlicher Informationen und privater Bildaufnahmen gefährdet. Ihr vielzitierter Angriff auf die Presse scheint heute nicht weniger aktuell als damals:

 

"The press is overstepping in every direction the obvious bounds of propriety and of decency. Gossip is no longer the resource of the idle and of the vicious, but has become a trade, which is pursued with industry as well as effrontery. To satisfy a prurient taste the details of sexual relations are spread broadcast in the columns of the daily papers. To occupy the indolent, column upon column is filled with idle gossip, which can only be procured by intrusion upon the domestic circle.The intensity and complexity of life, attendant upon advancing civilization, have rendered necessary some retreat from the world, and man, under the refining influence of culture, has become more sensitive to publicity, so that solitude and privacy have become more essential to the individual; but modern enterprise and invention have, through invasions upon his privacy, subjected him to mental pain and distress, far greater than could be inflicted by mere bodily injury."

 

Die beiden Autoren leiteten das Recht auf Privatsphäre von den Rechten auf Schutz der Person und Schutz des Eigentums ab und forderten, dass Individuen selbst entscheiden können, was sie der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen und was nicht. (Quelle)

 

Angesichts (auch bereits Jahrzehnte zurückliegender) Kämpfe für das Recht auf Privatsphäre ist es verwunderlich weshalb es gerade in der heutigen Zeit regelmäßig zu "Entblößungen" der Menschenheit kommt. Vor allem im Netz scheint die Selbstdarstellung eine große Rolle zu spielen und scheinbar wird auch kein Gedanke an die freigegebenen Daten verschwendet. So stellt sich für mich die Frage ob die Privatsphäre tatsächlich ein schützenswertes Gut ist oder ob die Menschen bewusst ihre Privatsphäre aufgeben, die Daten freigeben um z.B. soziale Kontakte zu knüpfen, in die Gesellschaft integriert zu werden oder sich ein gewisses Image zu verschaffen. Nehmen sie/wir es tatsächlich in Kauf die Privatsphäre aufzugeben nur um "dazu zu gehören"?