Der "gläserne Bürger" - Herausforderungen im Web 2.0
dominik.gruber.uni-linz, 4. Dezember 2012, 16:25
Review: Der „gläserne Bürger“ im Web 2.0 – Herausforderung des „virtuellen Striptease“
Der Artikel aus dem Jahr 2010 beschreibt die Problematik der Geschäftsmodelle der sozialen Netzwerke. Dabei wird die Preisgabe der Daten für eine vermeintliche Gratisnutzung des Dienstes genauer betrachtet. Die Idee der Aufrüstung der Flughäfen durch Nacktscanner wurde mit einer Welle der Entrüstung begleitet. Der Autor spricht jedoch die Tatsache an, dass ein Nacktscanner nicht so viel Information über einen Menschen enthüllen könnte, als dieser in sozialen Netzwerken preisgibt. Die meisten User sind sich darüber jedoch nicht im Klaren.
Das „mit mach“ Web verleitet täglich zum virtuellen Striptease. Nur wenigen Usern ist bewusst, dass sie durch die Herausgabe persönlicher Daten das Angebot nutzen können. Mittlerweile existiert eine Vielzahl an sozialen Netzwerken mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Interessant ist vor allem die Möglichkeit, mehrere Plattformen mit einem Account zu nutzen und miteinander zu verknüpfen. Beispielsweise können verschiedene Services einfach mit dem Facebook Account genutzt werden. Ein anderes Beispiel lieferte das Portal blippy, welches Transaktionen von Plattformen wie Amazon oder ebay verknüpfte und so nach dem Freundes-Prinzip auf Transaktionen von anderen Usern Zugriff. Diese konnten wiederum kommentiert werden. Vorausgesetzt man hatte diese Person im Freundeskreis.
Die Zusammenführung der verschiedenen Daten erschwert dem User die Trennung von realer und virtueller Identität. Die Angaben in den sozialen Netzwerken und die Verbindung mehrerer Plattformen mit einem Account erschwert den Usern eine eigene virtuelle Identität aufzubauen und zu führen. Ein Beispiel liefert dazu der Dienst Google Buzz, welcher vor kurzem eingestellt wurde. Der Dienst verknüpfte mehrere Services und ein Identifizierungsalgorithmus erstellte automatische Freundeslisten. Die Kontakte wurden erstellt und der User musste keine Bestätigung durchführen. Somit wurde den Freunden ermöglicht, persönliche Daten einzusehen, wie Wohnort, Tweets ohne Pseudonym usw. So passierte es, dass einer US-Amerikanerin ihr gewalttätiger Exmann wieder zu den Freunden hinzugefügt wurde. Grund waren dafür die historischen Kontaktdaten, die der Algorithmus analysierte und auf Basis dessen die Freundschaft der beiden erstellte. So konnte der Mann auf Wohnort und Arbeitsadresse der Frau zugreifen. Das Beispiel zeigt, wie sich die Preisgabe von persönlichen Daten in den Netzwerken auswirken kann und wie schnell Personen auf Daten zugreifen können aufgrund von Algorithmen und neuen Technologien. GPS-Dienste wie foursquare und ähnliche Dienste tragen ebenfalls dazu bei, dass eine Spur von digitalen Brotkrümeln gelegt wird. Anders als im Märchen von Hänsel und Gretel bleibt diese Spur im Netz jedoch meist für immer erhalten.
Die Herausgabe und Verknüpfung der persönlichen Daten ist von den Usern selbst schwierig zu kontrollieren. Die Daten landen meist bei wenigen Internetgiganten, die in Folge sehr detaillierte Informationen über einzelne User erhalten. Was mit diesen Daten geschieht, liegt zunehmend in der Hand der Unternehmen wie Google, Microsoft und Facebook. Somit ist jeder Nutzer selber verantwortlich, welche Daten er ins Netz stellt und so für verschiedenste Zwecke „freiwillig“ freigibt. Zusätzlich werden Daten von Dritten weitergegeben, die selbst schwer zu kontrollieren sind. Beispielsweise werden Bilder von anderen Usern hochgeladen, auf denen man selbst abgebildet ist. Sind die Daten einmal im Netz, können diese nur schwer wieder gelöscht werden. Nutzt man ähnliche Dienste, die in diesem Artikel beschrieben wurden, und gibt man zusätzliche persönliche Daten freizügig an, verschwimmt die reale mit der digitalen Identität. Hier gilt es, ein Bewusstsein zu schaffen, wie mit persönlichen Daten im Netz umzugehen ist beziehungsweise Aufklärung zu leisten, was mit den Daten geschieht. Pseudonyme und Nicknames verlieren an Bedeutung, wenn verschiedene Konten verbunden werden, in denen der richtige Name angegeben wird. Die Entwicklung der Technologien und immer intelligenter werdende Algorithmen erschweren dem User, im Netz anonym zu bleiben, vor allem vor den großen Internetgiganten wie Google, Microsoft und Facebook.
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