Netzneutralität vs. nicht neutrales Internet

dominik.gruber.uni-linz, 15. Jänner 2013, 09:29

Review: Wettbewerbliche Auswirkungen eines nichtneutralen Internets, Ralf Dewenter, Thomas Jaschinski und Nadine Wiese, Juli 2009

Der Artikel betrachtet das Thema der Netzneutralität aus der Sicht der wettbewerblichen Auswirkungen eines nichtneutralen Internets. Grund für eine Debatte um die Gleichbehandlung für die Datenpakete im Internet gibt einerseits die fortgeschrittene Technologie, welche es ermöglicht, die Daten anhand von Inhalt, Ursprungsquelle oder  Verwendungszweck zu diskriminieren. Andererseits regen Breitbandanbieter aus Amerika wie AT&T und Co. mit unterschiedlicher Bepreisung für verschiedene Inhalte, Anbieter und Endkunden aufgrund bestimmter Eigenschaften die Debatte an. Nicht nur die betroffen Inhalte-Anbieter, auch Gruppen, welche die Netzneutralität befürworten, sind gegen diese Entwicklung. Es werden ein Ausschluss des Wettbewerbs und eine negative Auswirkung auf die Wohlfahrt befürchtet.

Ursprünglich erfolgte die Übertragung der Datenpakete neutral nach dem Best-effort-Prinzip. Das bedeutet, dass die Pakete neutral von A nach B bei verfügbarer Kapazität übermittelt werden. Mittels neuer Technologie besteht die Möglichkeit, Datenpakete anhand von unterschiedlichen Kriterien zu diskriminieren.

Im Folgenden werden vier Kategorien der Auswirkungen eines nichtneutralen Internets betrachtet.

Ausschluss

Dies betrifft vor allem das Blocking von Inhalten durch einen Internet Service-Provider, kurz ISP. Falls das Blocking von Inhalten sich jedoch auf Spam und Viren beschränkt, gibt es keine negativen Auswirkungen auf den Wettbewerb. Falls jedoch ein ISP seinen eigenen Gewinn maximieren möchte und beispielsweise die Inhalte von anderen ISPs blockt, entsteht unter Umständen ein Wohlfahrtsverlust. Sollte ein Anbieter aus ökonomischer Sicht dazu verleitet werden, andere Inhalte zu blocken, greift hier jedoch das Wettbewerbsrecht ein.

Qualitätsdifferenzierung durch Quality of Service

In einem nichtneutralen Internet können Pakete unterschiedlich behandelt werden. Anstatt von neutral behandelten Paketen mit mittlerer Qualität, könnten Daten in Pakete mit höhere und niedrigere Quality of Service eingeteilt werden. Die Nachfrage nach höherer Qualität wäre so abgedeckt und eine höhere Wohlfahrt würde erzielt werden. Beispielsweise könnten besonders qualitäts- und zeitsensitive Daten wie Voice over IP, File-Sharing, IP-TV usw. gegenüber Mailing und Webbrowsing bevorzugt werden. Die unterschiedlichen Zahlungsbereitschaften der Nachfrager können somit abgeschöpft werden. Hier besteht wieder die Gefahr von Missbrauch. Ein ISP könnte einen ausgewählten Content-Provider bevorzugen und so negative Wohlfahrtseffekte hervorrufen. In Folge dessen würde die Missbrauchsaufsicht im Falle von marktbeherrschenden Unternehmen einschreiten.

Preisdiskriminierung

Die Preisdifferenzierung stellt aus ökonomischer Sicht einen positiven Effekt für die Wohlfahrt dar. Mit Hilfe einer Preisdiskriminierung können beispielsweise auch niedrigere Preisbereitschaften abgeschöpft werden, die sich ohne eine Diskriminierung nicht ergeben hätten. Auch hier wäre ein negativer Effekt bei einem monopolistischen ISP möglich. Bei einem Verstoß kommt das Wettbewerbsrecht zum Einsatz.

Innovationswirkung

Bei einem nichtneutralen Netzwerk würden die Innovationen in der Infrastruktur und im Netz selbst entstehen und in den Randbereichen. Die Netzneutralität fördert die Innovationen im Randbereich, beispielsweise im Bereich der Applikationen und Endgeräte.  In dieser Hinsicht gibt es noch keine evidenten Aussagen und Ergebnisse. Die eine Seite der Forscher ist der Meinung, dass eine Regulierung innovationshemmend ist, die andere Seite spricht jedoch von positiven Effekten eines neutralen Netzwerkes auf die Innovationen. Eine klare Notwendigkeit für die Regulierung der Netzneutralität liegt jedoch laut Aussage im Artikel nicht vor.

Zusammenfassend zeigt der Artikel positive Auswirkungen eines nichtneutralen Internets auf. Besonders in den Bereichen Qualität- und Preisdifferenzierung. Im Bereich der Innovationswirkung gibt es noch Forschungsbedarf, damit eine evidente Aussage getroffen werden kann.

Quelle Artikel: http://dl.dropbox.com/u/5176585/Diskussionspapier_Nr_64.pdf

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