Skype: Netzwerkeffekte und Lock-In-Situation

Peter.Brandstetter.Uni-Linz, 21. April 2008, 22:43

Skype

Netzwerkeffekte und Lock-In-Situation am Beispiel von Skype

Einleitung


In der Folge soll anhand des von Niklas Zennström und Janus Fries 2003 gegründeter Unternehmung Skype Technologies [1] der Netzwerkeffekt und die Lock-In Situation beschrieben und an diesem Praxisbeispiel untersucht werden.

Bei Skype handelt es sich um eine  VoIP-Software mit „Instant Messenger“-Funktion, Dateiübertragung und Videotelefonie. Es ermöglicht einerseits die Telefonie von Computer zu Computer sowie das gebührenpflichtige Telefonieren ins Fest- und Mobilnetz. (SkypeOut). SkypeIn ermöglicht ebenfalls gebührenpflichtig Anrufe aus dem herkömmlichen Telefonnetz zu empfangen. [2]

Noch vor Sommer 2008 sollen mehr als 100 Milliarden Sprachminuten abgewickelt werden. Zum Skype Netzwerk zählen bereits mehr als 276 Millionen registrierte Nutzer. Ein weiteres Wachstum ist zu erwarten. Im vierten Quartal 2007 kamen mehr als 30 Millionen Neuzugängen hinzu.[3][4]

Das mittlerweile schwarze Zahlen schreibende Unternehmen wurde im Jahr 2005 von eBay übernommen. [5] [6]

Fragestellungen

Im weiteren sollen folgende Fragen erläutert werden.
Wie konnte dieser Netzwerkeffekt erreicht werden?
Wie zeichnet sich die Lock-In-Situation aus?
Wie stark ist diese Lock-In-Situation und welche Gefahren bestehen?
Welche Strategie verfolgt eBay in diesem Zusammenhang?

Wie konnte dieser Netzwerkeffekt erreicht werden?

In Anlehnung an Helmut M. Dietl  kann gesagt werden, ein Netzwerkeffekt liegt vor, wenn die Zahlungsbereitschaft (bzw. der Nutzen) eines Konsumenten mit der (erwarteten) Anzahl der Netzwerkteilnehmer steigt.[7]

Basis für diesen Effekt ist jedoch eine kritische Masse an Nutzern. Skype konnte diesbezüglich aber keinen First-Mover-Vorteile [8] nutzen.
Auch andere Dienste wie MSN Messenger, oder Yahoo Messenger hatten bereits VOIP und Videochat Angebote vor Skype.
Diese konnten die Zeitvorteile im Netzwerkwettbewerb jedoch nicht ausnützen.
Die Ursache darin ist zu finden, dass es sich bei Skype nicht nur einen Messenger mit Voip Option handelt sondern mit SkypIn und SkypOut um eine echte „Telefonoption“ die zu diesem Zeitpunkt ein herausragendes Feature war.[9] Diesen Nutzenvorteil konnte durch den First-Mover-Vorteil und die bereits vorhanden Netzwerkeffekte von MSN und Yahoo nicht ausgeglichen werden.
Die rasante Entwicklung von Skype ist auch durch die ökonomischen Rahmenbedingungen ermöglicht worden. Während die Software für die Nutzer kostenlos ist, sind die Mehrkosten für einen neuen Kunden gleich null. [10]

Wie zeichnet sich die Lock-In-Situation aus?


Abgesehen von der mittlerweile großen Benutzerzahl benützt Skype ein proprietäres Protokoll. Dies erschwert den Wechsel auf einen anderen Anbieter. Der Wechsel würde den Verlust seiner Kontakte [11] und somit einen wesentlichen Nutzenverlust zur Folge haben.  Der ehemalige Skype CEO  Zennström gibt dies auch ganz klar zu verstehen. "Wer weggeht, verliert seine Kontakte“... "Der Netzwerkeffekt ist sehr stark." [12]

Wie stark ist diese Lock-In-Situation und welche Gefahren bestehen?

Im Vergleich zur Lock-In-Situation wie etwa bei Betriebsystemen ist die Lock-In-Situtation beim einem VOIP Messenger geringer. Dies rührt daher, da es um ein vieles leichter ist, mehrere Messenger gleichzeitig zu betreiben als mehrere Betriebsysteme. [13] Auch der technische Aufwand das Produkt zu wechseln ist gering. Kosten entstehen in der Regel keine.
Weiters  versuchen klassische Internetanbieter  mit Paketangeboten  inkl. Voip Dienstleitungen diesen Markt ebenfalls zu erobern. [14]
Die Lock-In-Situation ist einer ständigen Bedrohung durch Substituten ausgesetzt. Die Lock-In-Situation daher nicht dauerhaft gesichert.
Skype Technologies bzw. eBay versucht die Lock-In-Situtation durch weitere schwer nachahmbare Zusatzangebote aufrecht zu halten.
Die teils bereits erfolgreiche Strategie Skype von klassischen Personalcomputern los zu lösen und auf anderen Produkten zu integrieren ist daher logisch. Dies zeigt sich bereits in einer Kooperation mit dem Mobilfunkanbietern 3 (siehe Skypephone). [15] [16]

Welche Strategie verfolgt eBay in diesem Zusammenhang?



Im September 2005 kaufte eBay Skype für 2,6 Milliarden Dollar, zuzüglich weiterer wachstumsabhängiger Zahlungen von 1,7 Mrd. $. [17]

Dieser Kaufpreis bezog sich sicherlich nicht nur auf denn isoliert betrachteten Wert von Skype sondern auch auf die potentiellen Synergien.
Durch die Integration von eBay, PayPal und Skype sollte es zu Synergien bzw. indirekten Netzwerkeffekten kommen. [18]

Bei indirekten Netzwerkeffekten steigt die Nutzung eines Produktes durch die Nutzung eines anderen. Dadurch steigt der Wert des Gesamtsystems. [19] Etwa sollte durch einen Skype Button in eBay der Kontakt zwischen Anbieter und Käufer leichter zu Stande kommen. [20] Auch die die Kopplung von Skype und PayPal als Zahlsystem steht als Option im Raum. [21] Weiters hat eBay soeben angekündigt für seine Kunden einen Pauschaltarif für unbegrenzte Anrufe in bis zu 34 Ländern der Welt anzubieten. Josh Silverman, sagte dazu.
"Wir erwarten, dass unsere bestehenden Kunden häufiger Nichtkunden anrufen und so neue Nutzer zu uns bringen." [22]

Diese Strategie konnte jedoch bist dato nicht erfolgreich umgesetzt werden. Daher scheint eBay sogar den Verkauf von Skype zu überlegen.[23]



[1] Vgl. Hello. We’re Skype..., http://about.skype.com/, 21.04.2008
[2] Vgl. Skype, Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Skype, 21.04.2008
[3] Vgl. Skype durchbricht Schallmauer von 100 Milliarden Sprachminuten,derstandard.at,  http://derstandard.at/?url=/?id=3226853, 19.04.2008
[4] Vgl. Dambeck, Holger , Skype Der Ex-Pionier, Manager-Magazin, http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,497878,00.html
 03.08.2007
[5] Vgl. Dambeck, Holger , Skype Der Ex-Pionier, Manager-Magazin, http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,497878,00.html  03.08.2007
[6] Vgl. Skype Technologies, Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Skype_Technologies 21.04.2008
[7] Vgl. Dietl, Helmut M., Management von Netzwerkeffekten, S. 5, http://www.isu.unizh.ch/cms/som/Teaching/WS0607MuENetzwerkeffekte.pdf
[8] Vgl. Dietl, Helmut M., Management von Netzwerkeffekten, S. 14, http://www.isu.unizh.ch/cms/som/Teaching/WS0607MuENetzwerkeffekte.pdf
[9] Vgl. Henshall, Stuart, SkypeIn "Lock-in" Strategy, http://skypejournal.com/blog/archives/2005/04/skypein_lockin.php, 15.04.2005
[10] Vgl. Brafman, Von Ori , Beckstrom, Rod A.,  Der Seestern und die Spinne Die beständige Stärke einer Kopflosen Organisation,  2007,  S. 171
[11] Vgl.Dambeck, Holger, Das Schreckgespenst der Telekoms  2. Teil: Keine Verbindung möglich, Der Spiegel,  http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,496822-2,00.html, 27.07.2007
[12] Vgl.Dambeck, Holger, Der Ex-Pionier, Manager-Magazin,  http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,497878-3,00.html, 03.08.2007
[13]Vgl.Wolff, Phil, Could Skype achieve Windows-like lock-in?,  Skypejournal, http://skypejournal.com/blog/2005/05/could_skype_achieve_windowslik.html, 05.05.2005
[14] Vgl. Dambeck, Holger, Das Schreckgespenst der Telekoms  2. Teil: Keine Verbindung möglich, Der Spiegel,  http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,496822-2,00.html, 27.07.2007
[15] Vgl. Dambeck, Holger, Der Ex-Pionier (2), Skype will aufs Handy,  , Manager-Magazin, http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,497878-2,00.html, 03.08.2007
[16] Vgl. Skype macht Angebot für Handy-Nutzer, derstandard.at,  http://derstandard.at/?url=/?id=2917327, 16.06.2007
[17] Vgl. Warum eBay mit Skype nicht glücklich wird, europolitan,  http://www.europolitan.de/Wirtschaft/Hightech/Warum-eBay-mit-Skype-nicht-gluecklich-wird/278,11615,0,0.html, 10.10.2007
[18] Vgl. Die Zukunft von Skype - Neuer Chef gesucht, derstandard.at,  http://derstandard.at/?url=/?id=3057023,  09.10.2007
[19] Vgl. Dietl, Helmut M., Management von Netzwerkeffekten,  S. 10, http://www.isu.unizh.ch/cms/som/Teaching/WS0607MuENetzwerkeffekte.pdf
[20] Vgl. eBay erwägt Trennung von Skype, Spiegel,  http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,548380,00.html, 18.04.2008
[21] Vgl. Die Zukunft von Skype - Neuer Chef gesucht, derstandard.at,  http://derstandard.at/?url=/?id=3057023,  09.10.2007
[22] Skype will mit Flatrate-Tarif den Markt aufmischen, derstandard.at,  http://derstandard.at/?url=/?id=3309968, 21.04.2008
[23] Vgl.Offiziell: eBay kalkuliert mit dem Verkauf von Skype, Computerwoche, http://www.computerwoche.de/knowledge_center/voip/1861531/, 18.04.2008



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