Aufgabe 2: Web ≠ Hypertext

michaela_sabine.leitner.uni-linz, 29. Oktober 2010, 08:39

 

Wie bereits die Überschrift zeigt ist Web Hypertext. Genauso ist Internet Web ist. Menschen ohne tiefere Internet-Kenntnisse verwenden die Begriffe jedoch gerne als Synonyme.

Dabei wurde das Internet (= weltweites Netzwerk aus vielen Rechnernetzwerken (Vgl. Wikipedia > Internet, Abruf: 23. Oktober 2010) erst durch einen der vielen darin möglichen Internetdiensten - dem Web - zum Massenmedium. (Vgl. Webkompetenz > 2.3. Tim Berners Lee - World Wide Web, Abruf:  23. Oktober 2010)  

Als Hypertexte bezeichnet man Texte mit Querverweisen, die also Verbindungen zu weiteren Informationen herstellen. Dabei gibt es keine lineare Lesereihenfolge. Jeder Leser kann die Einzelinformation über viele unterschiedliche Wege und verschiedenen Stellen aus erreichen. (Vgl. BOKU > HTML-Einführung > Glossar > Hypertext, Abruf: 23. Oktober 2010) Hypertext im Web geht dabei weiters von einer software-unabhängigen Hypertext-Beschreibungssprache (HTML = Hypertext Markup Language) im Internet aus. (Vgl. SELFHTML > Einführung > Hypertext > Begriffe > World Wide Web, Abruf: 24. Oktober 2010)

Beschäftigt man sich mit Web bzw. Hypertext so stößt man auch auf deren Erfinder Tim Berners-Lee (Web) und Ted Nelson (Hypertext). Interessant und neu in diesem Zusammenhang war für mich, dass Ted Nelson früher "dran war" als Berners-Lee. Gemeinsam ist beiden jedoch, dass sie mit ihren Erfindungen nicht das große Geld verdient haben. Aber vielleicht hat ihnen dies die Chance gegeben visionär an ihren Ideen zu arbeiten. (Vgl. Spiegel online Netzwelt > IT-Legenden heute, Abruf: 23. Oktober 2010; Spiegel online Netzwelt > IT-Legenden heute > Wie Tim Berners-Lee das Web erfand, Abruf: 23. Oktober 2010; Spiegel online Netzwelt > IT-Legenden heute > Der Hypertext-Erfinder druckt ein Buch, Abruf: 23. Oktober 2010)

Nachdem nun die für diesen Beitrag zentralen Begriffe und Personen kompakt beschrieben wurden, widmen sich die weiteren Ausführungen den beiden Punkten

  1. Xanadu® und
  2. Vernetzung von Hypertexten,

die sich in der Hommage von Tim Berners-Lee und Mark Fischetti auf Ted Nelson und dessen Kommentare darauf, finden. Der Original-Text hierzu kann auf der Homepage von Ted Nelson (Abruf: 24. Oktober 2010) nachgelesen werden.

 

Xanadu® und die Vernetzung von Hypertexten

Xanadu, ist ein legendärer Ort in China, der mit Prunk und Reichtum in Verbindung gebracht wird. (Vgl. Wikipedia > Xanadu, Abruf: 24. Oktber 2010) und es ist der Name von Ted Nelson's bekannten und berühmten Projekt, das bereits 1960 gestartet wurde.

Ziel von Xanadu ist es eine Informationsdatenbankaufzubauen, die im Idealfall das gesamte Weltwissen umfassen soll. Die Umsetzung des Konzepts von Xanadu soll gemäß Ted Nelson das Ziel verfolgen, sämtliches Papier durch Computerbildschirme zu ersetzen. Alle Dokumente, Äußerungen und sonstige Inhalte sollen in dicht vernetzter Form im "Docuverse" (Universum der Dokumente) gespeichert werden. Die Bearbeitung soll simultan und kollektiv möglich sein. Dies ermöglich, dass jeder Benutzer zum Autor wird und jeder Autor sogleich auch immer Benutzer ist. (Vgl. Kuhlen, S. 217; Vgl. Webkompetenz > 2.2 Ted Nelson - Xanadu, Abruf: 23. Oktober 2010; Vgl. Spiegel online Netzwelt > IT-Legenden heute > Der Hypertext-Erfinder druckt ein Buch, Abruf: 23. Oktober 2010)

Transklusion

Um dies zu realisieren stellt das Adressierungsschema einen wichtigen Bestandteil bei Xanadu dar. Dieses geht weit über das heutzutage bestehende URI-Sytem hinaus. So ist bei Xanadu jede beliebige Passage, wie beispieslweise eine Abbildung oder ein Text innerhalb eines Dokuments eindeutig adressiert und kann mittels Transklusion, deren Funktionsweise auch aus der nebenstehenden Grafik (Quelle: Wikipedia, http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b9/Transclusion-simple.png, Abruf: 24. Oktober 2010) erkennbar ist, eingebaut werden.

Darüber hinaus verfügt es über ein Permalink-System, das es auch ermöglicht geändete Dokumente aufzurufen. So kann sicher gestellt werden, dass auch ältere Versionen des gleichen Dokuments verfügbar bleiben und Veränderungen auf einfache Weise nachvollzogen werden können. Auch eine Unterscheidung von privaten und öffentlichen Inhalten soll möglich sein. Dies erhöht die persönliche Produktivität, indem auch diese Informationen ins System eingepflegt und vernetzt werden ohne dass diese jedoch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. (Vgl. Webkompetenz > 2.2 Ted Nelson - Xanadu, Abruf: 23. Oktober 2010)

Gemäß Ted Nelson wäre damit Papier nicht mehr nötig und er erhoffte sich darüber hinaus eine Befreiung der künstlichen Linearität. (Vgl. Webkompetenz > 2.2 Ted Nelson - Xanadu, Abruf: 23. Oktober 2010)

Screenshot Xanadu

Auf dem Screenshot des Prototypen von Xanadu (Quelle: Projekt Xanadu > Back to the Future > Hypertext the Way It Used To Be, http://xanadu.com/XanaduSpace/btf.htm, Abruf: 24. Oktober 2010) kann man meiner Meinung nach sehr gut das Visualisierungskonzept von Xanadu erkennen. Es ist nicht nur möglich von einer Verknüpfung zur anderen zu gelangen, sondern man hat das Gefühl sich in einem Raum von Dokumenten zu bewegen, in dem Strahlen die Verknüpfungen anzeigen. Verweise in Xanadu sind bidirektional, das bedeutet, dass auch auf verweiste Seiten die Verknüpfung ersichtlich ist. (Vgl. Webkompetenz > 2.2 Ted Nelson - Xanadu, Abruf: 23. Oktober 2010)

Dies hat insbesondere bei Zitaten, die Auswirklung, dass diese nicht kopiert und eingefügt werden müssen, sondern lediglich die Referenz eingefügt wird. Da die Objekte über eine eindeutige Adressierung verfügen, kann vom Originaldokument die Passage dynamisch in den Text transkludiert werden. Dies könnte den Schutz von Urheber-, Nutzungs- und Vervielfältigungsrechten erleichtern, aber auch ein mögliches Tantiemensystem ermöglichen. (Vgl. Webkompetenz > 2.2 Ted Nelson - Xanadu, Abruf: 23. Oktober 2010

Wie die neueste Version von Xanadu funktioniert, präsentiert Ted Nelson selbst in folgendem Video:




Quelle: YouTube > Ted Nelson demonstrates Xanadu Spaces, Abruf: 24. Oktober 2010

 

Tim Berners-Lee missachtetete bei seiner Umsetzung viele Überlegungen von Ted Nelson bzw. setzte diese nur teilweise um oder interpretierte diese anders. Ted Nelson war bzw. ist darüber nicht wirklich erfreut, ist aber immer noch zuversichtlich, dass es zu Änderungen kommen wird. Dies zeigen auch folgende Zeilen auf der Hompepage von Ted Nelslon. (http://ted.hyperland.com/buyin.txt, Abruf: 24.Oktober 2010)

"I DON'T BUY IN

The Web isn't hypertext, it's DECORATED DIRECTORIES! 

What we have instead is the vacuous victory of typesetters over authors, and the most trivial form of hypertext that could have been imagined.

The original hypertext project, Xanadu®, has always been about pure document structures where authors and readers don't have to think about computerish structures of files and hierarchical directories.  The Xanadu project has endeavored to implement a pure structure of links and facilitated re-use of content in any amounts and ways, allowing authors to concentrate on what mattered.

Instead, today's nightmarish new world is controlled by "webmasters", tekkies unlikely to understand the niceties of text issues and preoccupied with the Web's exploding alphabet soup of embedded formats.  XML is not an improvement but a hierarchy hamburger.  Everything, everything must be forced into hierarchical templates!  And the "semantic web" means that tekkie committees will decide the world's true concepts for once and for all.  Enforcement is going to be another problem :)  It is a very strange way of thinking, but all too many people are buying in because they think that's how it must be.

There is an alternative.

Markup must not be embedded.  Hierarchies and files must not be part of the mental structure of documents.  Links must go both ways.  All these fundamental errors of the Web must be repaired.  But the geeks have tried to lock the door behind them to make nothing else possible.

We fight on.

More later."

 

Zum Teil kommt das Web Nelsons Visionen in den letzten Jahren jedoch näher. So können Wiki-Softwares ältere Versionen von Dokumente archivieren und verwalten und auch das Einbetten von Videos und Fotos mit automatischen Backlinks zum Ursprung ist möglich. (Vgl. Spiegel online Netzwelt > IT-Legenden heute > Der Hypertext-Erfinder druckt ein Buch, http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,601516,00.html, Abruf: 23. Oktober 2010)

Abschließen möchte ich meine Ausführungen noch mit einem Zitat, das von der Homepage von Xanadu stammt (http://xanadu.com/, Abruf: 24. Oktober 2010):

"Since 1960, we have fought for a world of deep electronic documents-- with side-by-side intercomparison and frictionless re-use of copyrighted material.

We have an exact and simple structure. The Xanadu model handles automatic version management and rights management through deep connection.

Today's popular software simulates paper.  The World Wide Web (another imitation of paper) trivializes our original hypertext model with one-way ever-breaking links and no management of version or contents.


WE FIGHT ON."

 

Warten wir es ab, was uns die Zukunft bringen wird!

 

Quellen:

BOKU > HTML-Einführung > Glossar > Hypertext, http://www.boku.ac.at/htmleinf/heinwas.html#hypertext, Abruf: 23. Oktober 2010

Kuhlen, Rainer: Hypertext. Ein nichtlineares Medium zwischen Buch und Wissensbank, Berlin, Heidelberg, New York, 1991.

Project Xanadu®, http://xanadu.com/, Abruf. 24. Oktober 2010

SELFHTML > Einführung > Hypertext > Begriffe: World Wide Web, http://de.selfhtml.org/intro/hypertext/begriffe.htm#www, Abruf: 24. Oktober 2010

Spiegel online Netzwelt > IT-Legenden heute, http://www.spiegel.de/thema/it_legenden_heute/, Abruf: 23. Oktober 2010

Spiegel online Netzwelt > IT-Legenden heute > Wie Tim Berners-Lee das Web erfand, http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,610257,00.html, Abruf: 23. Oktober 2010

Spiegel online Netzwelt > IT-Legenden heute > Der Hypertext-Erfinder druckt ein Buch, http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,601516,00.html, Abruf: 23. Oktober 2010

Ted Nelson > Homepage, http://ted.hyperland.com/, Abruf: 24. Oktober 2010

Webkompetenz > 2.2 Ted Nelson - Xanadu, http://webkompetenz.wikidot.com/hypertext:2-2, Abruf:  23. Oktober 2010

Webkompetenz > 2.3. Tim Berners Lee - World Wide Web, http://webkompetenz.wikidot.com/hypertext:2-3, Abruf: 23. Oktober 2010

Wikipedia > Internet, http://de.wikipedia.org/wiki/Internet, Abruf: 23. Oktober 2010

Wikipedia > Xanadu, http://de.wikipedia.org/wiki/Xanadu; Abruf: 24. Oktber 2010


Bildquellen:

Projekt Xanadu > Back to the Future > Hypertext the Way It Used To Be, http://xanadu.com/XanaduSpace/btf.htm, Abruf: 24. Oktober 2010

Wikipedia, http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b9/Transclusion-simple.png, Abruf: 24. Oktober 2010

 

Video:

YouTube > Ted Nelson demonstrates Xanadu Spaces, http://www.youtube.com/watch?v=En_2T7KH6RA&, Abruf: 24. Oktober 2010  

4 comments :: Kommentieren

sandra.mayer.uni-linz, 1. November 2010, 10:50

Du beschreibst in deinem Blog das Projekt Xanadu von Ted Nelson wirklich sehr genau und sehr verständlich. Zusätzlich hast du auch ein Video über Xanadu hinzugefügt, dass dieses  nochmal sehr deutlich beschreibt. Du hast dich wirklich sehr genau mit dem Thema Hypertext und besonders mit dem Projekt Xanadu befasst.

Ich möchte auch noch anbringen, dass deine Präsentation über das Projekt Xanadu echt super war, da du dieses Thema wirlich gut übermittelt und verständlich gemacht hast. Besonders gut hat mir deine Demo-Version gefallen, da man sich dadurch die Vision von Ted Nelson etwas besser vorstellen konnte auch wenn diese wirklich komplex war.

 

In meinem Blog behandle ich auch das Thema Xanadu von Ted Nelson, wo ich auch die wichtigsten Visionen dieses Projekts kurz beschreibe und auch kurz auf die unterschiedliche Betrachtungsweise von Ted Nelson und Tim Berners-Lee bezüglich Hypertext eingehe.

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viktor.nekvapil.uni-linz, 1. November 2010, 19:23

Du hast den Hypertext und Projekt Xanadu (R) sehr ausführlich beschrieben. Was ich besonders interressant finde, ist der Text aus Nelsons Homepage. Dieser zeigt, wie viel er heutiges Web hasst. Er hat Recht, dass wir uns kaum vorstellen können, dass Web anders funktionieren könnte. Bevor wir dieses Thema im Kurs behandelt haben, habe ich keine Ahnung gehabt, dass es etwas besseres geben kann als Web. Nachdem ich über Projekt Xanadu nachgelesen hatte und auch ihre tolle Demo-Version von Xanadu gesehen hatte, muss ich sagen, dass die Idee von Ted Nelson lobenswert und vorgeschlagene Lösung sehr nützlich ist. In meinem Beitrag gehe ich zusätzlich näher auf den Unterschied zwischen Dokument und Information ein.

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johanna.lindner.uni-linz, 2. November 2010, 14:13

Erstens finde ich deine Gliederung super, da du zuerst den Unterschied zwischen Internet selbst und Hypertext erklärst und auch dass du sagst. dass Web nicht Internet und auch nicht Hypertext ist. Viele Menschen wissen das nämlich nicht.

Wenn ich mir jedoch das Bild des Visualisierungskonzeptes ansehe, ist es für mich auf dem ersten Blick sehr verwirrend, da so viele Strahlen durcheinander zu sehen sind. Die Strahlen sollen die Verknüpfungen darstellen, jedoch wär ich als Anwender des Xanadu-Projektes mit der Ansicht (damit meine ich die Größe und Auflösung) des Systems nicht sehr zufrieden. Die Größe des Dokuments ist ziemlich klein und außerdem würden mich die Strahlen nur zu sehr verwirren, als dass ich diese nützen würde.

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feedback

Julia.Habich.Uni-Linz, 9. November 2010, 19:44

ein super beitrag, weiter so! Lachend

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