Haralds WebWi Blog

Auf Basis des Filmes "Telefieber" reizt es Minitel aus dem Jahre 1982 und Facebook (mit einem derzeitigen Maximum an registrierten Usern im Jänner 2011) in Bezug auf die Auswirkungsdimension grob zu vergleichen.

Beide Systeme haben in ihrer Zeit einen dramatischen Zulauf an Benutzern verzeichnet. War Minitel ein nationales Phänomen ist Facebook ein globales. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten.

Die Auswirkungen beider Dienste sind punktuell vergleichbar, beispielsweise:

• Massenmobilisierung für politische Zwecke (vgl. Artikel die Zeit 6.4.11)
• Umgehung der "Zensur"/selektiven Wahrnehmung von Medien durch die User
• Direkte anonyme Kommunikation zwischen sich unbekannten Menschen/Gruppen
• Vermeintliche Flucht aus sozialer Isolation
• Internetsucht (vgl. Wikipedia Begriff Internetabhängigkeit)
• Voyeurismus

Zum Erfolg beider Systeme hat möglicherweise beigetragen, daß eine kritische Masse an Usern im jeweiligen geografischen Gebiet durchbrochen wurde (minitel = Frankreich, Facebook = Global) und die Politik in beiden Fällen der Entwicklung hinterherhinkt.

Auch der Begriff Medienhype kann für den jeweiligen Dienst in seiner Zeit wohl angewandt werden (vgl. Hype Zyklen neuer Technologien, Spiegel Online vom 21.10.2006). Daran anschließend könnte man sich die Frage stellen, ob es zum Erreichen der kritischen Masse an Usern einen Medienhype braucht?

Eine Reglementierung aus gesetzlicher Sicht hat nicht stattgefunden bzw. wurde erst nachdem gesellschaftliche Auswirkungen spürbar wurden, diskutiert. Eine auch heute aktuelles Thema bei manchen Diensten im Web.

Natürlich bietet minitel nicht den Aspekt des "social web" im Sinne der Verknüpfung von Personen.

Interessant wäre noch die Frage, wie Jugendliche / Kinder minitel rezipiert haben. Bei Facebook ist auf Grund der leichteren Zugänglichkeit zum Web für jüngere Personen diese Zielgruppe sehr relevant.

Kurzer Fazit meinerseits: Minitel hat in den 80ziger Jahren bereits Phänomene gezeigt, die sich später im Web und auch heute auf Facebook als Dienst wiederholen.