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Sonntag, 24. Mai 2009
Digital verortet: Georeferenzierung und Bild-Tagging
Welch Wunderwelt...

... aber was bedeutet GEOTAGGING überhaupt? Tagging ist ein immer häufiger genutztes Schlagwort in einer Welt der zunehmenden Vernetzung. Übersetzt heißt es, etwas zu identifizieren, zu kennzeichnen, zu markieren. In Verbindung mit Digitalfotografie kennzeichnet "Geotagging" einen Trend, der in der Standpunkt-Verortung bzw. einem Ortsbezug von Bildern besteht. Mittels GPS ("Global Positioning System") - also im weitesten Sinne mithilfe von Satellitentechnologie - wird der genaue Ort einer Bildaufnahme berechnet und mit dem Foto gespeichert. Dazu braucht man lediglich eine Kamera mit eingebautem oder externen Geotagger (also einen GPS-Empfänger) und die entsprechende Software (im Detail nachzulesen hier).

Geotagging, so Experten, sei aktuell noch kein allzu großes Thema der breiten Masse, wird in einem Onlinebericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel geäußert. Wie hier auch nachzulesen ist, dürfte es zum Zeitpunkt der Berichterstattung nur eine einzige auf dem Markt verfügbare Kamera gegeben haben, nämlich die GPS-Kamera "Ricohs Caplio 500SE", welche via Satellitenverortung den jeweiligen Standpunkt speichert. Ich habe nachgeforscht, und meinen Erwartungen entsprechend hat sich natürlich in den 15 Monaten, die seit dem Spiegel-Bericht vergangen sind, einiges getan haben. So berichtet etwa gps-kamera.eu (Link siehe unten) von einigen neuen GPS-fähigen Produkten, die jetzt auf dem Markt erhältlich sind. Die GPS-Funktion war bis März grundsätzlich nur bei Spiegelreflexprodukten zu finden. Nun soll aber ein universeller Kompass-Geotagger für alle gängigen Digitalkameras verfügbar werden, so das Onlineportal openpr.de. Geotagger, wie der des Spezialisten Solmeta, können seit kurzem nicht nur den genauen Standpunkt des Fotos, sondern auch die Blickrichtung berechnen. Meinen Nachforschungen sind die Softwares zum Hochladen für GPS-verortete Bilder bis jetzt nur für kompakte Digitalkameras geeignet - da diese nur JPEG-Dateien, aber keine RAW-Bilddateien unterstützen. Laut der Webpage von Geocoaching Franken gibt es nun allerdings auch ein Gerät namens JOBO photoGPS, welches RAW-Dateien mithilfe von XML speichert. RAW (von "raw", also Rohdaten) ist das Bildformat, das von professionellen Fotografen verwendet wird, da es Kompression oder Veränderung des Dateiinhalts vermeidet, um mit dem Bildmaterial danach verlustfrei arbeiten zu können (ob nun Vergrößerung oder Manipulation durch Bildbearbeitung).

Aber nicht nur Kameras weisen vermehrt GPS-Funktionen für Geotagging auf. Auch mit dem Mobiltelefon kann dieses Ziel erreicht werden. Jedes GPS-fähige Handy kann mit der kostenlosen Software von Locr angereichert werden. Die Handhabung ist denkbar einfach:
1. GPS-Empfang aktivieren
2. Locr starten
3. Fotografieren
Die Bilder sind somit mit Angaben zu Ort und Urzeit versehen. Locr bietet dann unter anderem die Möglichkeit, seine Bilder auf digitalen Landkarten wie Google Maps, Microsoft Virtual Earth oder Yahoo Maps zu verorten. Oft ist zum Hochladen/Geotagging nicht einmal der Zugriff auf einem PC notwendig... Spiegel-Online empfiehlt übrigens, nicht den Locr-Webdienst zu verwenden, da dieser für den Nutzer kostenpflichtig ist, und stattdessen auf Online-Fotocommunitys wie Flickr zurückzugreifen.
Hier findet ihr eine kleine Videoeinführung zum Verwenden von Locr - einfach, um die Idee hinter Geotagging besser verstehen zu können:


Wo kann man sein Bildmaterial aber nun überall "abstellen"? Im folgenden stelle ich einige Plattformen vor, welche im Bereich Geotagging Dienste für User anbieten:
- Google Maps oder Google Earth. Automatisch oder auch manuell kann man die Bilder - zum Beispiel mit Picasa2 am jeweiligen Ort plazieren. Auf createordie.de gibt es eine sehr verständliche Beschreibung, wie das Geotagging mittels Google Earth abläuft:
"Nachdem Sie "Geotag mit Google Earth" auswählen, startet Google Earth und unten rechts im Bild erscheint eine Übersicht mit den importierten Fotos. Zuerst wählen Sie das Bild aus, dann zoomen sie in Google Earth mithilfe des Fadenkreuzes auf den Aufnahmestandort. Zum Schluss klicken Sie auf Geotag: fertig. Durch das Geokodieren in Google Earth werden die Koordinaten gleichzeitig in die EXIF-Daten des jeweiligen Fotos eingetragen. Diese Bilder finden Sie in Google Earth in der linken Leiste unter "Orte > My Picasa Pictures."
- Microsoft Virtual Earth. Auch mit diesem Programm lässt sich die genaue Position anhand der mitgespeicherten GPS-Daten bestimmen.
- Yahoo Maps. Yahoo Maps steckt, wie in verschiedenen Onlineberichten nachlesbar, mitten in der Entwicklung für eine europafreundlichere Nutzung seiner Geotagging-Tools.

Zum Schluss noch zusammenfassend die bekanntesten Online-Portale für Geotagging/Georeferenzierung (dabei greife ich auf giswiki zurück):

* Flickr. Diese Plattform bieten dem User an, neben Kommentaren und Notizen auch geographische Zuordnungen zu setzen. Diese laufen über Google Maps/Earth, aber auch über den nichtkommerziellen Dienst Geobloggers.
* Locr. Eine bereits erwähnte Fotosharing-Plattform, die Fotos über Ortsinformationen organisiert. Manuell oder über GPS werden die Informationen samt den Fotos als Geotag gespeichert.
* panoramio. Auch hier werden Fotos via Geotagging plaziert und können so weltweit zugegriffen werden.
* Gypsii. Dieses Programm ist als Social Network-Software definiert. Einerseits können Bilder, Videos, Audios verortet werden, andererseits kann über Freunde-Netzwerke auch der Standpunkt (und somit dessen aktuelle Uploads) von Personen eruiert werden.

FAZIT

Ich habe in diesem Beitrag nur einen kleinen Ausschnitt aus der für mich komplexen, aber auch faszinierenden Welt der schier unendlich wachsenden Möglichkeiten des mobilen Taggings bearbeitet. Ich habe viel gelesen, aber aus mangelnder Fachkompetenz auch nicht alles völlig verstanden. Als dem Fortschritt gegenüber kritisch, aber nicht feindlich eingestellter Mensch suche ich teilweise noch nach der für mich geltenden Wahrheit, was die wahre Nutzbarkeit, bzw. vor allem Nützlichkeit einer solchen technologischen Entwicklung mit sich bringt. Wie bei so vielen Dingen im Leben empfinde ich auch Geotagging als zweischneidiges Schwert ("Jedes Ding hat zwei Seiten"). Einerseits sehe ich wirklich positive Chancen im Bereich der Freizeit- und Lebensgestaltung - Reiseberichte werden durch Geotagging lebendiger, anschaulicher, nachvollziehbarer und dreidimensionaler. An zu viel Erfahrung verzweifelnde Bergsteiger können endlich alle Gipfelfotos richtig zuordnen. Tourismus und Reisen kann durch nicht-professionelle (aber individuell interessante) Tipps von Usern aufgewertet werden.
Andererseits sehe ich in Entwicklungen wie diesen schon eine Tendenz hin zum "gläsernen Menschen": ... "Die Bezeichnung Gläserner Mensch wurde zuerst für die in den 1920er Jahren vom Deutschen Hygiene-Museum entwickelten anatomischen Menschenmodelle aus durchsichtigem Kunststoff benutzt. Seit einigen Jahren wird sie vor allem als Metapher des Datenschutzes verwendet, die für die als negativ empfundene vollständige Durchleuchtung der Menschen und ihres Verhaltens durch einen überwachenden Staat steht" (zitiert aus Wikipedia). Will ich wirklich - angenommen, ich verwende Onlineportale, um meine Bilder - und somit womöglich höchstpersönliche Erfahrungen - geographisch genauestens verortet, mit Hinz und Kunz teilen?
Technologie bietet soviel, unser Leben interessanter, weiter, einfacher und besser zu machen. Aber der Mensch ist mehr denn je als Individuum gefragt, Entscheidungen über die Art und Intensität der Nutzung dieser Technologien wohlüberlegt und gut recherchiert zu treffen.

In diesem Blogbeitrag habe ich folgende Quellen genutzt:
www.gps-kamera.eu/
www.openPR.de/
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,531694,00.html
http://de.locr.com
http://entwickler.de/zonen/portale/psecom,id,101,online,1754,.html
http://www.geocaching-franken.de/?p=59
http://www.kowoma.de/gps/spiele/geotagging/geotagging.htm

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