Blog zu Nutzung Interaktiver Medien
Donnerstag, 3. Juni 2004
Verschlüsselung als Machtinstrument am Beispiel „PGP“

Die Diskussion über Verschlüsselung und Verschlüsselungstechniken, ihre Möglichkeiten, Anwendungsgebiete und Gefahren ist nicht neu. In Zeiten des Terrors und insbesondere nach den Ereignissen des 11. September wiederum von brennender Aktualität.

In diesem Zusammenhang möchte ich die Geschichte von „PGP“, was abgekürzt soviel wie „Pretty Good Privacy“ bedeutet, und ihre Rolle als Spielball, Machtinstrument und Waffe in den 90er Jahren beleuchten.

Die Kryptographie oder Verschlüsselung als solche ist wahrscheinlich fast so alt wie die Menschheit selbst. Wir wissen, dass solche Systeme schon in den Hochkulturen Roms und der Griechen verwendet wurden und auch über ihre Bedeutung in den (Welt-) Kriegen des letzten Jahrhunderts. Vor allem in kriegerischen Konflikten hatte die Verschlüsselung von Daten den Stellenwert einer Waffe die soweit sie vom Gegner nicht „geknackt“ werden konnte für Sieg oder Niederlage von essentieller Bedeutung war.

In diesem Beitrag möchte ich aber auf eine noch etwas neuere Entwicklung Namens PGP („Pretty Good Privacy“) in diesem Bereich eingehen und kurz ihre Geschichte und Auswirkung auf die Gegenwart und Zukunft beleuchten.

PGP beruht auf der 1976 vom Kryptographen Whitfield Diffie und dem Ingenieur Martin Hellman entwickelten „public key cryptography“ Verfahren auf das wir schon im Kurs näher eingegangen sind. Für Interessierte ist hier eine kurze Einführung dazu. Der Schöpfer dieses Verschlüsselungssystems ist der Amerikaner Phil R. Zimmermann. 1991 erdacht und entwickelt verbreitete sich, das auch den RSA Verschlüsselungsalgorithmus implementiert, auf Messageboards in den Vereinigten Staaten sehr schnell. Diese Distribution war aber durch den Gesetzeserlass 266 schon zu dieser Zeit illegal weil es für jedes Verschlüsselungssystem eine sogenannte „Hintertür“ verlangt die jederzeit durch Regierungsinstitutionen „geöffnet“ und somit die Verschlüsselung ausgehebelt werden kann. Nichtsdestotrotz fand PGP schiesslich seinen Weg über das Internet und weiter Kanäle in andere Länder außerhalb der USA und wurde weltweit genutzt. Dies hatte vor allem für den Entwickler Zimmermann ungeahnte Konsequenzen da er somit zur Zielscheibe der nationalen Geheimdienste wurde und sich außerdem mit Patentverletzungsklagen der RSA Entwickler konfrontiert sah. Durch die rasende und durch das dezentrale Internet unmöglich zu kontrollierende Verbreitung und auch Beilegung des Rechtsstreites um den RSA Algorithmus ist der heutige Status der, dass PGP quasi ohne Konsequenzen befürchten zu müssen eingesetzt werden kann.

Diese Entwicklung ist einerseits zu Begrüssen weil ja ein so kraftvolles Instrument nun praktisch der gesamten Menschheit zur Verfügung steht und eine ganz neue Form der Freiheit und Sicherheit bewerkstelligen kann. Andererseits ist es in den falschen Händen in gleichem Maße Freiheits- und Sicherheitsabbauend bzw. –gefährden.

Wie sich das Verschlüsseln in Zukunft durch die Entwicklung von Quantencomputern und demnach auch Quanten Kryptographie ist derzeit nur zu erahnen. Wie so vieles in der Welt hängt der Nutzen für die Menschheit zum großen Teil „guten Willen“ derer die sie einsetzen werden ab. Hoffen wir auf das Beste!

Quellen:

PGP Timeline
Phil Zimmerman's Homepage

Zum Thema:

The International PGP Home Page

Weitere Aspekte in den Artikeln von Harald Greinstetter und Elmar Huber @ ::collabor::

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