Statement Statement zu "Richtung 2000"

Sigrid.Angerer.Uni-Sbg, 10. März 2011, 15:13

Den Beitrag „Richtung 2000“ könnte man als utopische Vision einer nahen Zukunft bezeichnen.
Da in dem Beitrag auf verschiedene Aspekte (soziale wie auch technische) eingegangen wird, möchte ich in meinem Statement diese Aspekte einzeln beleuchten.

Computertechnologie und Vernetzung

„There is no reason anyone would want a computer in their home“
Ken Olson, Präsident von DEC, 1977
(Quelle: http://www.2spare.com/item_50221.aspx)

„But what... is it good for?“
IBM Executive, Robert Lloyd, 1968 über den Mikroprozessor
(Quelle: http://www.2spare.com/item_50221.aspx)

Diese Zitate verdeutlichen, dass man noch bis in die späten 70er Jahre des 20. Jahrhunderts die rasante Entwicklung auf dem Computersektor und den durchschlagenden Erfolg von Heimcomputern wohl nicht abschätzen konnte.
Ebenso werden auch im Beitrag „Richtung 2000“ viele wichtige Entwicklungen auf dem Computersektor nicht vorausgesehen. Vielmehr baut der Beitrag auf analoge Technologien für Haushalte auf. Computer werden zwar im Arbeitsleben eingesetzt, im häuslichen Gebrauch finden sie aber keine Nutzung, da die Entwicklung von kostengünstigen und kleinen Bauteilen nicht erkannt wird. Dies verwundert, da zu dieser Zeit Mikroprozessoren bereits serienmäßig gefertigt wurden und Computer kleiner und leistungsfähiger machten. So brachte Intel bereits 1971 den ersten serienmäßig gefertigten Mikroprozessor (Intel 4004) auf den Markt (vgl. http://www.intel.com/about/companyinfo/museum/exhibits/4004/index.htm),
bereits 5 Monate später die erste 8-Bit CPU Intel 8008 (vgl. http://www.cpu-world.com/CPUs/8008/)
und 1974 den leistungsfähigeren Intel 8080 (vgl. http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Intel_8080.html).
Bereits ein Jahr nach der Produktion von „Richtung 2000“ (1973) entwickelte Xerox den Alto, der mittels Maus bedienbar war, über eine grafische Benutzeroberfläche verfügte und sogar mit Ethernet-Karte ausgerüstet war (http://historywired.si.edu/object.cfm?ID=337).
Zwei Jahre später, 1975, wurde von IBM der erste tragbare Computer (IBM 5100) vorgestellt
(http://www-03.ibm.com/ibm/history/exhibits/pc/pc_2.html).
Ebenso wie auf die Entwicklung der Computer-Hardware, wurde auch nicht auf die Vernetzung von Computern eingegangen. Dies ist aus meiner Sicht ebenso verwunderlich, da der Vorläufer des heutigen Internets, das ARPANET bereits seit 1969 (http://www.pcwelt.de/ratgeber/Vom-Arpanet-zum-WWW-So-entstand-das-Internet-312786.html) – zwar noch in kleinem Rahmen, aber dennoch – eingesetzt wurde. Hier hätte man mehr Vorstellungskraft einsetzen können, um die Vision des Jahres 2000 umzusetzen.

Haushalt, Arbeit und Freizeit

In Bezug auf die Haushalte wird in „Richtung 2000“ eine Tendenz zu kleinen Wohnungen in großen Wohntürmen prognostiziert, welche auf Basis analoger Technologien teilautomatisiert sind. Ein universelles Bedienelement steuert alle Funktionen vom Kochen bis zum Fernsehen. Persönliche Kontakte finden nur noch spärlich statt, stattdessen unterhält man sich mit Freunden und Bekannten über ein Video-Telefon. Zeitungen werden nicht mehr gedruckt, sondern über einen Spezialdrucker/Fax an die Haushalte gesendet. Eingekauft wird über den Fernseher (Teleshopping) und Bankgeschäfte werden ebenso über den Fernseher erledigt (Telebanking).
Gearbeitet wird nur noch 25 Stunden pro Woche, mit 50 Jahren geht man in den Ruhestand. Die meiste Arbeit wird von Rechenanlagen erledigt. An Heimarbeit wird im Beitrag nicht gedacht, was wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass man die Entwicklung von Computern sowie die Vernetzung von Computern nicht voraussah.
Bezüglich der Freizeitgestaltung wird stark auf das Fernsehen fokussiert und dazu keine Alternative angeboten. Das scheint sehr kurzsichtig, denn im Beitrag wird erwähnt, dass die Menschen nur noch 25 Stunden pro Woche arbeiten, also viel Freizeit haben. Auch hier wird das Potential von Videospielen bzw. Computerspielen für die Freizeitgestaltung nicht erkannt. Schon in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Spiele (z. B. Tennis for Two – vgl. http://www.osti.gov/accomplishments/videogame.html) für Rechenanlagen entwickelt. Ein durchschlagender Erfolg war Pong, welches auf dem Spiel Video Ping-Pong basierte (vgl.
http://www.pongmuseum.com), 1972 veröffentlicht wurde und zunächst auf Automaten in Spielhallen gespielt werden konnte.

Infrastruktur und Umwelt

Hier wird ein Bild der Zukunft gezeichnet, in welchem es umweltfreundliche, schnelle und
kostengünstige öffentliche Verkehrsmittel gibt und es aufgrund sauberer Energie kaum Umweltverschmutzung gibt.
Am Ende des Beitrags „Richtung 2000“ wird der Status Quo in den frühen 70er Jahren beschrieben. Auch wenn es heute durch verbesserte Filteranlagen und anderen technischen Errungenschaften gelungen ist, den Grad der Luftverschmutzung zu reduzieren, so ist dieses Thema nach wie vor aktuell. Die Vision einer sauberen Umwelt, wie sie im Beitrag dargestellt wird, ist leider auch heute noch nicht erreicht. Vielmehr erinnern die Bilder von Staus und Verkehrschaos aus den 70er Jahren an die heutige Verkehrssituation.

Fazit

„Richtung 2000“ bindet einige Aspekte in den Ausblick auf das Jahr 2000 ein, die auch heute benutzt werden. So sind Teleshopping und Telebanking Anwendungen, die sich durchgesetzt haben. Andererseits wurden technologische Aspekte, wie der Einzug der digitalen (Computer-) Technologie in die Haushalte oder die weltweite Vernetzung überhaupt nicht in Betracht gezogen. Andererseits dachte man schon an Forschungsstationen auf dem Mars, die wohl erst in einigen Jahrzehnten Realität sein werden.
Der Freizeitbereich – obwohl ein großes Maß an Freizeit prognostiziert wurde – wurde nur unzureichend behandelt und beschränkte sich auf Videotelefonie und das Fernsehen.

 



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