Statement The Long Tail & CSCL

Sigrid.Angerer.Uni-Sbg, 19. Juni 2011, 15:04

Der Begriff des Long Tail

Der Begriff des Long Tail von Chris Anderson entspringt ursprünglich ökonomischen Überlegungen - nämlich, wie Nischenprodukte in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. (vgl. Anderson 2004/2007, Pohl 2006) Der Beitrag von Herrn Mittendorfer fasst dieses Konzept bereits kurz und prägnant zusammen, weshalb ich es an dieser Stelle nicht wiederholen möchte.

 

The Long Tail und eLearning

Wie schon Margot Dum in ihrem Beitrag beschreibt, verändert das Internet bzw. dessen vielfältige Möglichkeiten die Art wie wir lernen. Über Lern-Netzwerke kann man sich abseits des "Mainstream"  über individuell relevante Themen informieren und austauschen. Auch ich widme mich in meinem Beitrag der Adaption des Long Tail auf CSCL (Computer-supported cooperative/collaborative learning).

Das gemeinsame, soziale Lernen wird immer wichtiger - vorangetrieben durch die Veränderungen des Internet weg von einem Medium der Produzenten und Konsumenten bzw. weg vom Konzept des Zugangs zu Information hin zum Konzept des Zugangs zu anderen. Im Zusammenhang mit Lernen geht es vielmehr darum, wie wir lernen, nicht was wir lernen. (vgl. Brown/Adler 2008, o. S.) Brown/Adler (2008, o. S.) nennen u.A. z.B. Open Source Projekte als Beispiel für eine Art des sozialen Lernens, da bei diesen Projekten viele Menschen gemeinsam und freiwillig an Produkten arbeiten - und dabei natürlich auch ihre Fähigkeiten verbessern, also etwas lernen.

Relearning Learning -Applying the Long Tail to Learning. Vorlesung von John S. Brown am MIT vom 6. Dezember 2006 (Länge: 01:42:04):

 Quelle: MIT World (2006)

 

Surowiecki (2005) hat in The Wisdom of Crowds: Why the Many Are Smarter Than the Few and How Collective Wisdom Shapes Business, Economics, Societies and Nations anhand von Case Studies beschrieben, dass das zusammengelegte Wissen einer Gruppe Entscheidungen herbeiführen kann, die besser sind als Entscheidungen Einzelner (vgl. auch Streitz 2005, o. S.). Dies kann man meines Erachtens auch auf das gemeinsame Lernen übertragen. Ein Problem ist jedoch, dass wenn es in sozialen (Lern-) Netzwerken prominente Agenten gibt, dann können diese das Lernen beeinflussen und in gewisse Bahnen lenken, da sich andere an deren Meinung orientieren (vgl. Golub/Jackson 2010: 115).

 

Learning Tools und der Long Tail

Neben Tools, wie LMS (Lern-Management Systeme - z.B. Blackboard), gibt es eine Vielzahl an Lern-Tools im Netz. Severance/Teasley (2010) unterteilen webbasierte Lern-Tools in drei Kategorien (ebd., S. 759):

  1. ein Kern von 5-10 Tools, die von fast jedem Lehrer genutzt werden
  2. eine Gruppe von Tools, die von einigen Lehrern genutzt werden (z.B. spezielle Tools für Mathematik, etc.)
  3. wenige bzw. einzelne Tools, die nur in ganz wenigen Kursen bzw. in einem speziellen Kurs verwendet werden

Demnach gibt  es auch bei den Lern-Tools im Netz einen Long Tail: wenige Tools, die von Vielen bzw. fast allen genutzt werden und eine Vielzahl an Tools, die nur von Wenigen genutzt werden.

 

Youtube Edu, ITunes U

Wie auch schon von Margot Dum angesprochen, werden auf Youtube Bildungsangebote bereitgestellt. Auf Youtube Edu findet man eine Vielzahl an Lern-Videos von Universitäten (Harvard, Yale, MIT, Sorbonne, etc.) zu unterschiedlichen Gebieten.

ITunes U ist ein vergleichbares Angebot zu Youtube Edu. Es ist ebenfalls eine Plattform auf welcher Lernmaterialien zur Verfügung gestellt werden. Anders als bei Youtube Edu muss man aber eine gewisse Anzahl an Inhalten hochladen, damit der Dienst freigeschalten wird.

 

Lern-Apps

Auch für das mobile Lernen gibt es eine Vielzahl an Anwendungen. So kann man sich zum Beispiel auf dem iPhone oder iPod Touch anhand von Lern-Apps Wissen aneignen (Apple Education, Beispiele für Education Apps).

 

spezielle Online Lern-Angebote

Wenn man in Google nach Online Lernumgebungen sucht, findet man eine Vielzahl an allgemeinen, aber auch sehr speziellen Lernumgebungen. So z.B. eHistory@Home, eine Lernumgebung für Volksschüler über die Geschichte von Braunau am Inn.

 

Fazit

Wenn man sich die Entwicklung des Long Tail im ökonomischen Zusammenhang ansieht - nämlich dass Nischenangebote immer mehr an Bedeutung gewinnen, so kann man womöglich auch im Bereich des Lernens erwarten, dass sich Angebote des Long Tail mehr und mehr etablieren und in Zukunft neben den klassischen Bildungsangeboten an Schule und Uni eine wichtige Rolle spielen werden.

 

Literatur:

Anderson, Chris (2004): The Long Tail. In: Wired Magazine, Vol. 12, No. 10, Oct. 2004. Online unter: http://www.wired.com/wired/archive/12.10/tail.html, 18.06.2011

Anderson, Chris (2007): The Long Tail- Der lange Schwanz: Nischenproduktion statt Massenmarkt - Das Geschäft der Zukunft. Carl Hanser Verlag

Brown, John S./Adler Richard P. (2008): Minds on Fire. Open Education, The Long Tail and Learning 2.0. In Educause Review, Vol. 43, No. 1, Jan./Feb. 2008, S. 16-32. Online unter:http://www.educause.edu/EDUCAUSE+Review/EDUCAUSEReviewMagazineVolume43/MindsonFireOpenEducationtheLon/162420, 18.06.2011

Golub, Benjamin/Jackson, Matthew O. (2010): Naive Learning in Social Networks and the Wisdom of Crowds. In: American Economic Journal: Microeconomics 2010, Vol. 2, No. 1, S. 112-149. Online unter: http://www.aeaweb.org/articles.php?doi=10.1257/mic.2.1.112, 18.06.2011

MIT World (2006): Relearning Learning-Applying the Long Tail to Learning. Vorlesung von John S. Brown am 6. Dezember 2006 am MIT. Online unter: http://mitworld.mit.edu/video/419, 18.06.2011

Pohl, Gerrit (2006): Der Long Tail: Das dünne Ende der Ladenhüter. In: Spiegel Online, Artikel vom 10.11.2006. Online unter: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,447490,00.html, 18.06.2011

Severance, Charles/Teasley, Stephanie D. (2010): Preparing for the Long Tail of Teaching and Learning Tools. In: Proceedings of the 9th International Conference of the Learning Sciences - Volume 1 (ICLS '10), Kimberly Gomez, Leilah Lyons, and Joshua Radinsky (Eds.), Vol. 1. International Society of the Learning Sciences 758-764. Online unter: http://delivery.acm.org/10.1145/1860000/1854457/p758-severance.pdf?ip=141.201.1.236&CFID=29408346&CFTOKEN=54254113&__acm__=1308475301_5415ebee03080760cbd852beebdff3e, 18.06.2011

Streitz, Matthias (2005): Pöbel schlägt Einstein. In: Spiegel Online, Artikel vom 17.10.2005. Online unter: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,379714,00.html, 18.06.2011

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