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Mittwoch, 28. September 2005
Weblogs sind Oszillationsmedien
kristina.mittendorfer.uni-linz, 15:08h
Weblogs gehören zu einer relativ neuen Form des kooperativen Publizierens und sindWebpages, die mittels eigener Software erstellt werden, aus kurzen umgekehrt chronologisch gereihten Einträgen bestehen, regelmäßig aktualisiert werden und dessen Entwicklungsgeschichte archiviert wird. Blogs fallen sowohl in die Gruppe der one-tomany (Individual Blogs) als auch in die many-to-many (Group Blogs) Kommunikation. [Vgl. Bowman/
Willis, 2004, S.22f] Bei Individual Blogs verfasst eine Person Weblog Beiträge, die sich an viele Leser wenden, während Group Blogs von mehreren Personen verfasste Texte enthalten. Die Kooperation findet hier schon in der Entwicklungsphase einer Idee statt und richtet sich wiederum an eine große Leserschaft. Die Rolle einer Person in einem Weblog ändert sich ständig – Autor, Leser, Kommentarverfasser, Moderator, … Inselmedium oder Oszillationsmedium? Diese Frage ist hinsichtlich Weblogs leicht beantwortet. Waren Websites von Medienunternehmen beispielsweise bislang eine identische, elektronische Version des Printproduktes, sind Weblogs fernab dieser Publikationsform. Sie sind durchaus Informations- und Medienseiten, aber keine in sich geschlossenen, nach außen abgegrenzten Inselmedien. Als Inselmedien bezeichnet man, u.a., Websites, die sich zu Inseln im Cyberspace formiert haben, nicht nach außen verweisen, für sich eine kompakte Einheit darstellen und die Hypertextualität des Internets nur insofern nutzen, als dass sie vorwiegend interne Verknüpfungen herstellen. Warum zählen Weblogs nicht zu diesen Inselmedien? Weblogs sind vereinfacht betrachtet kommentierte Linklisten, die Notizen, Anmerkungen und Minierzählungen (Micro Content) enthalten. Der Inhalt, egal welcher Thematik zugeordnet, entfaltet sich rund um einen Link, somit um den von einer anderen Person verfassten Inhalt ohne den die Statements des Bloggers unverständlich wären. Weblogs nutzen das Internet als Netz und wie vorgesehen als interaktives Medium. Links in Blogs schaffen nicht nur interne und externe Verbindungen, sondern machen den Link zu einem integralen Bestandteil des Textes. Der Link wird förmlich fortgesetzt – das kooperative Publizieren gedeiht. Blog-Einträge scheinen Texte ohne Rand zu sein. Die Grenze zwischen „außen“ und „innen“ verschwimmt, die Texte öffnen („folge dem Link, sonst kannst du meinen Gedanken nicht folgen“) und schließen („folge ihm noch nicht, lies erst meine Worte dazu“) sich kontinuierlich. Dieses Wechselspiel von Öffnen uns Schließen kann man als Oszillation betrachten und in weiterer Folge Weblogs als so genannte Oszillationsmedien. Blogger sind keine Textmenschen. Blogger produzieren ständig Text, sind jedoch keine Textmenschen, denen es in erster Linie um die Produktion von Text geht. Ihr Schreiben ist mehr eine Fortsetzung ihrer Lesebewegung, eine Fortsetzung der Beschäftigung Gedanken und Aussagen anderer. Das Lesen kann umgekehrt genauso als eine Fortsetzung des Schreibens gesehen werden. Blogger sind Teil einer neuen Kulturtechnik, die einer dauernden Rezeptions- und Produktionsbewegung unterliegt – SchreibenLesenSchreibenLesenSchreiben... Die Kooperation in der Entwicklung von Ideen und Gedanken unter Bloggern ist offensichtlich. Inselmedien können von den Oszillationsmedien profitieren, indem sie sie als Multiplikatoren ihrer Aussagen ansehen. Inselmedien, wie traditionelle Medienunternehmen, können ihre Rolle als Primärquelle entfalten und ihren Vorteil aus der Verbreitung durch Weblogs ziehen. [Vgl. Eigner, 2002] Diese anfängliche Rollenverteilung als Primärquelle und Verbreitungsmedium hat sich Mittlerweilen in eine abwechselnde Symbiose verwandelt. Heute sind es oft Blogger, die Themen aufgreifen und die traditionellen Medien, die aufspringen. ... comment |
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