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Mittwoch, 28. September 2005
Von Gatekeepern und Kollaborateuren
Mit der ständig zunehmenden Menge an Informationen muss auch die Fähigkeit der Medienrezipient wachsen, diese sinnvoll aufzunehmen und zu verarbeiten. Fakten-, Prozess- und Strukturwissen unterscheiden zu können ist in Hinsicht auf Medienkompetenz unerlässlich. Medien, auch das Internet als interaktives Medium, bieten vor allem eine unüberschaubare Menge an Fakten, Verbindungen mittels seines Prozesswissens zu schaffen wird oft dem Rezipienten überlassen, beispielhaft dafür sind Suchmaschinen. Sie liefern nach einem Algorithmus gereihte Informationsquellen und überlassen es dem Nutzer selbst zu prüfen, ob die gesuchten Zusammenhänge gegeben sind. Um wirkliche Medienkompetenz zu zeigen, ist jeder aufgefordert mit seinem individuellen Strukturwissen die prozessoral verknüpften Fakten hinsichtlich gesellschaftlicher Strukturen zu bewerten, also der Frage nachzugehen wie die Medienprozesse mit sozialer Wirklichkeit zusammenhängen.

Eine weitere wichtige Eigenschaft, um ans Ziel seiner Informationssuche zu gelangen, ist die Fähigkeit des Mediennutzers zur Quellenkritik. Er muss seine Informationsquelle beurteilen können was Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit betrifft. Diese Aufgabe gestaltet sich umso schwieriger, je vielfältiger und somit unübersichtlicher das Medienangebot wird. [Vgl. Groebel, 2003, S.355f]
Medienkompetent zu handeln ist somit ein komplexer Vorgang, weshalb die Nutzer Unterstützung bei der Informationsermittlung suchen und die Arbeit medialer Schleusenwärter (Gatekeeper) oder Content-Manager gerne annehmen. Die Anforderungen auf Seiten der Informationslieferanten liegen nach Habermas in der kommunikativen Kompetenz. Darunter versteht er die Fähigkeit eines Sprechers einen wohlgeformten, d.h. den grammatikalischen Regeln konformen, Satz in Realitätsbezüge einzubetten. Die zentrale These von Habermas’ Ansatz ist, dass jeder kommunikativ Handelnde, der an einem Verständigungsprozess teilnehmen will, weiß dass, eine Reihe von Ansprüchen sowohl von ihm als auch von seinem Kommunikationspartner anerkannt werden müssen. Dazu zählen:
  • Der Anspruch der Verständlichkeit: Jeder Teilnehmer weiß, dass er sich verständlich ausdrücken muss, d.h., er muss sprachliche Ausdrücke formulieren, die auf das gemeinsame grammatikalische Regelsystem bauen. Abweichungen
    könnten zu Missverständnissen oder Unverständlichkeit führen.
  • Der Anspruch auf Wahrheit: Jeder Teilnehmer weiß, dass er einen wahren Inhalt mitteilen muss, d.h. er muss über etwas sprechen, dessen reale Existenz nicht nur von ihm, sondern auch von seinem Kommunikationspartner unterstellt
    wird.
  • Der Anspruch der Wahrhaftigkeit: Jeder Teilnehmer weiß, dass er die Absicht haben muss, sich bei der Kommunikation verständlich zu machen. Er muss den Willen zur Selbstdarstellung haben, damit sein Gegenüber ihm auch vertrauen
    kann.
  • Der Anspruch der Richtigkeit: Jeder Teilnehmer weiß, dass er eine Äußerung wählen muss, die es erlaubt, dass sich Sprecher und Hörer miteinander verständigen. Die Aussage hat hinsichtlich gesellschaftlicher bzw.
    interindividuell anerkannter Werte und Normen „richtig“ zu sein, sodass sie auch vom Hörer akzeptiert werden kann. [Vgl. Burkart, 1998, S426ff]
Habermas’ Gerüst für eine funktionierende Kommunikation lässt sich auf die Kommunikation im Internet umlegen. Im Kampf um die Aufmerksamkeit des Publikums werden jene gewinnen, die dem Kommunikationspartner das Gefühl vermitteln, ehrlich, aufrichtig und verständlich informiert zu werden. In den folgenden Kapiteln wird die Beziehung zwischen den Kommunikatoren im Internet behandelt. Ist hier das traditionelle Modell von Informationsschleuse und passivem Empfänger noch aufrecht oder kommt es zu Grenzauflösungen, bei denen Leser und Autoren im Wechselspiel stehen?


Literatur:
Burkart, Roland (1998): Kommunikationswissenschaft, Grundlagen und Problemfelder. Wien.

Groebel, Jo (2003): Schlüsselqualifikation Medienkompetenz. In: Klumpp, Dieter/
Kubicek, Herbert/ Roßnagel, Alexander (Hrsg.): Next generation informations society? Notwendigkeit einer Neuorientierung. Mössingen-Talheim. S.349-361.

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